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Vorwurf von Marco Melandri: Zu MotoGP gezwungen?

Von Ivo Schützbach
In der Superbike-WM gehörte Marco Melandri ab 2011 zu den Stars, seit seiner MotoGP-Rückkehr tuckert er nur hinterher. Der Aprilia-Werkspilot behauptet, dass er nicht freiwillig MotoGP fährt.

Ende der Saison 2014 wurde bei Aprilia kräftig umstrukturiert: Für die MotoGP-Rückkehr verbündete sich der Hersteller aus Noale mit dem Team von Fausto Gresini, in der Superbike-WM wurde Red Devils als neuer Partner gewonnen.

Monatelang überlegte Marco Melandri, in welcher Serie er 2015 fahren soll. Der 32-Jährige fürchtete, dass Aprilia in der Superbike-WM mit weniger Werksengagement nicht mehr so konkurrenzfähig ist, außerdem hat er in der MotoGP-WM noch eine Rechnung offen.

Doch Aprilia-Werksfahrer Leon Haslam führt nach dem Superbike-Auftakt in Australien die Weltmeisterschaft an und Melandri fährt in der MotoGP-Klasse hoffnungslos hinterher. Den zweiten Sepang-Test beendete er jeden Tag als Letzter, final fehlten dem Italiener 4,454 Sekunden zur Spitze – Teamkollege Alvaro Bautista fuhr 2,2 sec schneller.

Italienische Medien spekulierten daraufhin, dass Melandri von Aprilia aufgrund seiner erbärmlichen Leistungen abgesägt wird, Rennchef Romano Albesiano stärkt ihm aber öffentlich den Rücken.

Melandri ist längst klar, dass er mit seiner MotoGP-Rückkehr einen schweren Fehler begangen hat. Er klagt über mangelndes Gefühl für den Vorderreifen, sein Selbstvertrauen ist zerstört.

Wenn du dir die Ergebnisse der Superbike-WM auf Phillip Island anschaust und siehst, dass Leon Haslam auf Aprilia WM-Leader ist, bereust du dann deinen Klassenwechsel, fragte SPEEDWEEK.com Melandri.

«Weshalb ich MotoGP fahre, musst du Aprilia fragen», entgegnete der Mann aus Ravenna. «Das ist die richtige Frage, aber ich bin die falsche Person, um zu antworten.»

Melandri lässt durchblicken, dass er keinesfalls freiwillig von der Superbike- in die MotoGP-WM gewechselt hat, obwohl Aprilia das so darstellt.

Unerwartete Schwierigkeiten

Rennchef Romano Albesiano: «Schütte kein Benzin ins Feuer... Marco soll sich auf MotoGP konzentrieren. Wir haben ihn nicht gezwungen MotoGP zu fahren, haben aber stark darauf hingewirkt. Wir wollen ihn hier haben, weil wir ihm vertrauen und ihn für einen sehr guten Fahrer halten. Wir müssen ihn dort haben, wo wir ihn mehr brauchen. MotoGP ist die erdenklich schwerste Mission, darum geht es. Marco konnte sich damals sehr wohl entscheiden.»

«Niemand kannte das Potenzial von Aprilia in der Superbike-WM in diesem Jahr», unterstreicht der Manager. «Wir wussten nicht, ob die Gegner einen großen Schritt nach vorne gemacht haben oder ob sie wegen der neuen Regeln etwas weniger verloren haben als wir. Wir haben viel Leistung eingebüßt. Im Winter herrschte Ungewissheit über unsere Leistungsfähigkeit und es war auch unklar, wie stark Aprilia im Superbike-Team eingebunden sein wird. Marco wusste über alles Bescheid. Dann sah er während der Wintertests, dass die Performance der RSV4 gut ist und in MotoGP stieß er auf Schwierigkeiten. Ich verstehe, dass er sich jetzt fragt, ob er nicht besser in Superbike geblieben wäre. Aber manchmal muss man eine Entscheidung treffen. Er wusste ganz genau, was ihn in MotoGP erwartet. Aber um ehrlich zu sein, die Schwierigkeiten während der Sepang-Tests haben uns beide überrascht, wir gingen davon aus, dass es leichter ist. Ihm fehlt es generell an Gefühl vor das Motorrad, während Bautista ganz normale Set-up-Arbeit erledigt.»

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