MotoGP: Das Saisonfinale ist in Barcelona

Erklärung: Weshalb Davide Giugliano so oft stürzt

Von Ivo Schützbach
Ducati-Ass Davide Giugliano fiel nach seinem schweren Sturz in Australien bis jetzt aus. Ernesto Marinelli, Superbike-Direktor Ducati Corse, vergleicht ihn mit seinem Teamkollegen, dem WM-Dritten Chaz Davies.

Nach seinen drei Wirbelbrüchen zu Saisonbeginn auf Phillip Island fiel Davide Giugliano für die Rennen in Thailand, Aragón und Assen aus. Am kommenden Wochenende gibt er in Imola sein Comeback.

Giugliano gilt als einer der Schnellsten Superbike-Piloten, er stürzt aber auch häufig. Rennchef Ernesto Marinelli erklärte SPEEDWEEK.com warum und verglich ihn mit seinem Ducati-Teamkollegen Chaz Davies, der momentan hinter Jonathan Rea (Kawasaki) und Leon Haslam (Aprilia) WM-Dritter ist.

Schätzt du Davide Giugliano oder Chaz Davies höher ein?

Was puren Speed und die schnellste Rennrunde unter allen Bedingungen anbetrifft, ist Davide besser als Chaz. Er ist ein kompletter Fahrer. Seine Schwäche ist – und das ist gleichzeitig seine Stärke –, dass er sehr hohen Kurvenspeed fahren kann. So lange genügend Grip da ist, ist dieser Stil sehr effektiv. Wenn der Grip nachlässt oder die Streckenbedingungen keinen so hohen Kurvenspeed erlauben, dann hat er mehr Probleme als andere.

Chaz’ Speed variiert von Strecke zu Strecke. Auf allen Stop-and-Go-Pisten ist er unschlagbar, niemand sonst ist auf der Bremse so stark, er ist unglaublich stark.

Als er letztes Jahr nach Aragón kam, war er auf Anhieb sehr schnell. Dann kamen wir nach Jerez und er hatte große Schwierigkeiten. In Jerez musst du mit viel Kurvenspeed fahren, das Motorrad gehen lassen und ganz weich fahren. Während des Jahres hat er sich mit seinem Stil aber immer mehr an das Motorrad angepasst und wir haben das Bike auf ihn abgestimmt.

Jetzt kann er die Stärken des Motorrads besser nützen: Die Bremsstabilität, wie das Motorrad einlenkt, dass es viel Speed mitnehmen kann, der Fahrer kann früh die Bremse loslassen. Das hat Chaz geholfen, zu Saisonende fuhr er in Jerez aufs Podium. Das war wie ein Sieg für ihn, weil er dort immer große Probleme hatte.

Der Unterschied zwischen Giugliano und Davies wurde geringer, sie sind nun auf den meisten Rennstrecken beinahe gleich schnell. Auf eine einzelne Runde ist meist Giugliano schneller, im Rennen schenken sie sich nichts.

Hätte sich Giugliano nicht gleich zu Saisonbeginn verletzt, welchen deiner zwei Fahrer hättest du in der WM höher getippt?

Das wäre alleine von der Konstanz abhängig gewesen.

Es ist wahr, Giugliano ist letztes Jahr oft gestürzt. Ich habe jeden einzelnen Crash analysiert und jeder lief nach dem gleichen Muster ab. Immer, wenn Davide hinter einer Kawasaki oder Aprilia war, passierten Stürze. Und das nur in Rennen.

Das hängt mit der Fahrweise der Motorräder zusammen. Kawasaki und Aprilia sind Kurvenmitte sehr langsam, während wir viel mehr Kurvenspeed fahren können. Wenn du in einem Zweikampf bist, musst du entweder früher bremsen, hinter ihnen herfahren und du verlierst am Kurvenausgang einige Motorradlängen, oder du gehst von der Ideallinie und versuchst außen herum schneller zu fahren. Dann bist du nicht nur abseits der Ideallinie, sondern musst auch mit mehr Schräglage fahren. Durch den höheren Kurvenspeed bist du deutlich stärker gefährdet. Du weißt aber genau, dass du keine andere Chance hast, weil die anderen auf der Geraden schneller sind als. Das machst du ein paar Runden lang, bis dich die Frustration packt und du unbedingt überholen willst. Diese Jungs fahren so extrem am Limit, dass der Grat zwischen mitfahren und runterfallen sehr klein ist.

Ich mag Giugliano dafür, dass er gewinnen will. Ich bevorzuge es, dass er fünfmal im Kampf ums Podest stürzt, als wenn er auf Platz 8 das Rennen gemütlich zu Ende fährt.

Mit dem neuen technischen Reglement sind auf der Geraden alle Hersteller innerhalb weniger km/h. Das eröffnet uns viel größere Chancen.

Obwohl die Motorräder dieses Jahr seriennäher sind, wurden die Zeiten schneller?

Egal was passiert, Technik entwickelt sich immer weiter. Die Zeiten in Jerez kamen aber vor allem durch die sehr speziellen Wetterbedingungen zustande. Besser als am Dienstag geht es kaum.

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