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Lenz Leberkern (Eurosport): «Ich bin kein Experte»

Von Ivo Schützbach
TV-Kommentatoren spalten Meinungen, so auch der Oberpfälzer Lenz Leberkern, der auf Eurosport und anderen Sendern zahlreiche Motorsportserien begleitet. Ein Blick hinter die Kulissen.

Eurosport besitzt die Übertragungsrechte an mehreren Rennserien, darunter MotoGP und Superbike-WM. Wann immer etwas nicht live kommt oder die Fans mit den Sprechern unzufrieden sind, laufen sie Sturm. SPEEDWEEK.com sprach mit Kommentator Lenz Leberkern.

Wie legt ihr fest, was auf Eurosport gratis auf was auf Eurosport2 im Bezahlfernsehen kommt?

Da gibt es Prioritäten. Riesenevents sind für uns die French Open im Tennis, die Tour de France, die 24 Stunden von Le Mans. Diese Sportveranstaltungen haben eine sehr hohe Tradition bei den Franzosen und mit dem Sender und es stehen wie bei einigen Rennserien auch Sponsoren dahinter. So gewinnt ein Format an Priorität. Erstens geht es um Zuschauerzahlen, aber auch um Sponsorengelder. Je populärer eine Sportart ist, desto finanzintensiver ist sie.

Mit MotoGP geht ihr den anderen Weg und bringt es bewusst im Pay-TV, um die Leute dazu zu bringen, dafür zu bezahlen?

Das würde ich so nicht formulieren. Aber Eurosport ist ein Unternehmen, das gewinnorientiert arbeitet, es ist den Aktionären gegenüber Rechenschaft schuldig. Deswegen versuchen wir die Sendungen, die wichtig sind, entsprechend zu gestalten, um Geld zu generieren.

Warum die eine Sendung reingenommen wird, warum die andere raus, kann ich nicht sagen. Ich bin hier um zu kommentieren, ich weiß zum Teil nicht einmal die Zahlen. Es ist für uns Kommentatoren manchmal schwer nachzuvollziehen von der Logik her, warum eine Sendung auf Eurosport International und eine andere auf Eurosport2 kommt.

Weshalb wird etwas nicht live gebracht, sondern als Wiederholung. Weshalb eine angekündigte Sendung manchmal rausgeschmissen und durch eine andere ersetzt wird, ist für uns auch nicht nachvollziehbar, aber da stecken wir auch nicht drin.

Wie viele verschiedene Rennserien kommentierst du dieses Jahr?

Ich mache BSB, Superbike-WM, Motocross, alles mit sehr kompetenten Leuten an meiner Seite. Dann habe ich die ERC und für Motorvision NASCAR und zwischendurch für Pro7 Fun noch Rallyecross. Und die TT, die habe ich letztes Jahr nach Deutschland geholt. Motorvision war auf der Suche, das mit denen hat sofort funktioniert.

In welcher Serie kennst du dich am Besten aus?

Wahrscheinlich in keiner. Das ist immer die grundsätzliche Diskussion, welche die Leute haben: Der Leberkern ist doch kein Experte. Bin ich auch nicht, ich bin Kommentator. Ich sehe mich als Presenter, nicht als Experte, auch wenn ich seit 30 Jahren Motorrad fahre, mit ihnen arbeite, an ihnen schraube und sie restauriere.

Ich sehe mich auch nicht als Journalist. Dafür habe ich vor diesem Berufsstand viel zu viel Respekt, als das ich mich als solcher bezeichnen würde.

Noch mal die Frage: Wo kennst du dich Besten aus?

Ich denke, in der Superbike-WM und bei der TT. NASCAR war immer ein Faible von mir, aber da habe ich drei exzellente Kollegen und ich bin vom Wissen her definitiv das schwächste Glied in der Kette – mit der größten Klappe! Bei den Superbikes war ich lange im Fahrerlager, ich muss aber ehrlich zugeben, dass ich kein intensiver Kenner der Regularien bin. Manchmal bin ich ganz froh, wenn ich die Experten frage und sie etwas auch nicht wissen.

Wenn du nur in einer Serie arbeitest, dann bist du stabiler auf den Beinen. Wenn du aber zum Beispiel MotoGP, Superbike und BSB machst und es geht um das Startprozedere, dann entsteht schnell mal Verwirrung, was die unterschiedlichen Regularien betrifft.

Tut es der Qualität deiner Berichterstattung einen Abbruch, wenn du keinen Experten an deiner Seite hast?

Es würde mir wohl manchmal guttun, wenn ich nichts sagen würde... aber es ist manchmal schwierig die Informationen in einer komprimierten Sendung rüberzubringen – das ist  schwierig und manchmal sollte man ein Bild dann vielleicht besser stehen lassen. Von der BSB haben wir immer nur die Highlights der Rennen. Ein Experte ist nicht immer zwangsläufig ein besserer Kommentator weil es einige auch mit viel harter Arbeit nicht auf die Reihe bekommen und vor dem Mikro einknicken. Weil er das, was er weiß, gar nicht vermitteln kann.

Wir bekommen viele Mails von Leuten, die sich nie für Motorsport interessiert haben und jetzt viel Spaß mit dem Thema haben. Die Gefahr bei vielen Experten ist, dass sie nur auf ihrem Expertenniveau kommentieren wollen, damit bedienen sie aber nur die Leute, die eh Ahnung haben von der Materie. Neue und junge Zuschauer zu generieren, die mal reinschnuppern in die Szene, das ist eine Gratwanderung.

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