Angeklagter Niccolò Canepa: Seine Sicht des Vorfalls
Niccolò Canepa weist jede Schuld von sich
Am 23. September 2013 kam es in Mugello bei einem privaten Rennstreckentraining zu einem Vorfall zwischen Ducati-Pilot Niccolò Canepa und Hobbyfahrer David Cappato, der schwere Konsequenzen nach sich ziehen kann. Canepa wird vorgeworfen, er habe auf Cappato gewartet, dann dessen Bremshebel gezogen, woraufhin dieser gestürzt ist und sich das Schlüsselbein brach.
Während des Superbike-WM-Events in Sepang beteuerte Canepa gegenüber SPEEDWEEK.com seine Unschuld. Nach langem Schweigen nahm der 27-Jährige nun auf seiner Facebook-Seite Stellung zu dem Vorfall.
Auszüge daraus.
«Mich gibt es noch, ich renne nicht weg. Zeitweise musste ich sozialen Netzwerken fern bleiben, um mich selbst vor unfairen Angriffen zu schützen. Ich habe darüber was passiert ist viel Unsinn gelesen, jetzt ist es an der Zeit, dass ich der Öffentlichkeit meine Sicht der Dinge schildere, bevor der Fall vor Gericht kommt. Da es sich um ein laufendes Verfahren handelt, kann ich auf Anweisung meines Anwalts nicht in Details gehen.»
«Ich möchte damit beginnen zu sagen, dass mir der Unfall von Cappato sehr leid tut, ich habe ihn unmittelbar danach im Medical Center aufgesucht um sicher zu gehen, dass er okay ist. Er war bei Bewusstsein und wir haben geredet. Er hat sich bei mir für seine Fahrweise und das Missverständnis entschuldigt und gesagt, dass solche Dinge auf einer Rennstrecke passieren können. Er hat mich nicht beschuldigt, das geschah erst einige Tage später.»
«Ich war mit einem Piloten unterwegs, der zum zweiten Mal in seinem Leben in Mugello mit seiner 600er fuhr. Cappato hat meine Funktion als Fahrlehrer wohl nicht verstanden und hielt es wohl für komisch – oder fasste es sogar als Provokation auf –, dass ich an einigen Stellen langsam machte. Ich wartete auf meinen Schüler, um ihm zu zeigen, wie man eine Kurve oder einen Bremspunkt angeht. Vor dem Unfall fuhr Cappato mehrmals gefährliche Linien und überholte mich mehr als einmal auf der Start-Ziel-Geraden bei Highspeed mit nur einigen Zentimetern Abstand. Ich habe ihn danach mehrfach zwischen den Kurven zurücküberholt und ihm signalisiert, dass er mit Sicherheitsabstand überholen soll. Er war zu gefährlich unterwegs und hat mit der Sicherheit von mir und meinem Schüler gespielt, wie man in dem Video sehen kann.»
«Damit sind wir bei dem Video. Wahrscheinlich war er wegen meiner Nachfrage verärgert oder er hat meine Geste nicht verstanden. Cappato kam mit einem Wheelie aus der Kurve, ich war abseits der Linie und wartete auf meinen Schüler, und fuhr bis auf wenige Zentimeter an mich heran. Er fuhr neben mich und begann mich an den rechten Streckenrand zu drücken, während er wild seinen Helm schüttelte. Er zwang mich dazu langsamer zu fahren, und schuf damit für mich und die schnell ankommenden anderen Fahrer eine gefährliche Situation. Er tat das, obwohl die Strecke vor ihm leer war, es gibt keine Entschuldigung für sein Verhalten. Ich sah meinen Schüler schnell ankommen und wollte Cappato mit meiner Geste signalisieren, dass er mir fernbleiben soll. Jeder der glaubt, dass ich in dem Video nach seiner Bremse greife, kann das nicht ohne Bosheit tun: Man kann sehen, dass ich nicht seine Bremse berührte, sondern seinen Unterarm. Er hat daraufhin, wahrscheinlich weil er sich erschrak, zu stark gebremst und die Kontrolle über sein Motorrad verloren.»