MV Agusta kämpft ums Überleben, Camier zu Aprilia?
Mit dem kleinen MV-Agusta-Werksteam erzielt Leon Camier erstaunliche Resultate, bereits viermal preschte er dieses Jahr mit der leistungsschwachen F4RR in die Top-5. «Wenn wir mehr Budget und einen stärkeren Motor hätten, wäre mehr möglich, bei MV gibt es sehr viel Potenzial», ist der Britische Meister von 2009 überzeugt.
Doch über MV Agusta hängen schwarze Wolken. Das Rennteam gehört inzwischen Claudio Quintarelli, dem ehemaligen Eigentümer des EBR-Werksteams und von Martini Corse. Er sagt, die Finanzierung sei gesichert – dem Vernehmen nach ohne Zutun von MV Agusta.
Doch gleichzeitig heißt es bei MV Agusta, dass es vor September keine Entscheidung geben wird, ob das Team 2017 in der Superbike-WM dabei sein wird. Gegenüber WM-Vermarkter Dorna gibt es bis heute keine verbindliche Zusage.
«Ob MV Agusta weitermachen wird, ist für mich schwer zu beurteilen», meinte Camier-Manager Laurens Klein-Koerkamp. «Ich weiß nicht, was in der Firma vorgeht. Sie sind zuversichtlich, dass es weitergeht. Ich hoffe, dass die Entscheidung diesbezüglich vor September fallen wird.»
So lange wird Camier kaum warten können. Zwar möchte MV Agusta mit dem schnellen Engländer weitermachen, doch dieser hat auch andere Angebote. Eines kommt von Milwaukee. Sollte sich Teamchef Shaun Muir mit Aprilia einigen und 2017 zwei werksunterstützte RSV4 an den Start bringen, wäre dies für Camier eine große Chance.
«Für mich ist entscheidend, dass ich ein Motorrad habe, mit dem ich um Podestplätze und im Idealfall den Titel kämpfen kann», sagte er in Laguna Seca zu SPEEDWEEK.com. «Ich muss genau abwiegen, mit welchem Paket dies am ehesten möglich ist.»
Camier und Aprilia haben eine gemeinsame Vergangenheit. 2010 und 2011 fuhr er an der Seite von Max Biaggi in deren Werksteam, damals war alles auf den einnehmenden Italiener ausgerichtet. Camier holte als WM-Rookie in den zwei Jahren sieben Podestplätze und wurde in der WM Zwölfter und Siebter. Biaggi wurde Weltmeister und WM-Dritter, Camier musste sich für 2012 einen neuen Arbeitgeber suchen.
«Letztes Jahr war Aprilia noch beinahe wie ein Werksteam, dieses Jahr liegen sie etwas hinten», hielt Camier fest. «2014 wurden sie mit Guintoli Weltmeister, das Motorrad entwickelte sich nicht von der Nummer 1 zu Schrott. Potenzial ist vorhanden, alles hängt davon ab, wie viel Unterstützung es ab Werk gibt. Der Schlüssel wird sein, wie viel Entwicklung Aprilia betreibt.»