Exklusiv: Wieso Michael van der Mark Honda verlässt
Sechs Jahre ein starkes Gespann: Honda und Michael van der Mark
Seit 2011 schreiben das Ten-Kate-Honda-Team und Michael van der Mark Erfolgsgeschichte. 2012 gewann der heute 23-jährige Niederländer die Superstock-600-EM, zwei Jahre später wurde er Supersport-Weltmeister. Seine Rookie-Saison in der Superbike-WM beendete van der Mark 2015 als Siebter, vor den Rennen in der Lausitz Mitte September ist er WM-Fünfter – punktgleich mit dem Vierten Davide Giugliano (Ducati). In drei Klassen haben sie gemeinsam bislang 87 Rennen absolviert und in diesen 16 Siege und 34 Podestplätze erobert.
Doch seit Anfang August ist offiziell: 2017 bilden Nicky Hayden und Stefan Bradl das Honda-Team.
Noch nicht von Yamaha Japan bestätigt, aber seit Wochen ein offenes Geheimnis: Michael van der Mark hat bei Yamaha unterschrieben und wird dort Teamkollege von Alex Lowes.
SPEEDWEEK.com setzte sich auf dem Lausitzring mit van der Mark zusammen und sprach mit ihm über seine Beweggründe.
Michael, darfst du über deinen nächstjährigen Arbeitgeber reden?
Nein.
Aber du kannst uns erzählen, weshalb du dich nach so vielen Jahren mit Honda für einen anderen Weg entschieden hast.
Ich weiß nicht, wie die neue Fireblade sein wird. Außerdem brauche ich eine neue Herausforderung, ich fahre schon so lange für dieses Team. Wir hatten eine unglaubliche Zeit, manchmal muss man aber etwas Neues versuchen.
Ich bekam ein gutes Angebot von einer anderen Marke – und auch von Honda. Aber mein Gefühl sagte mir, dass ich etwas anderes versuchen muss, ich brauche ein neues Abenteuer.
Ist es bei Honda nach so vielen Jahren mit den gleichen Leuten zu eingefahren?
Es ist nicht so, dass ich die Menschen dort oder das Team nicht mehr mag und wir nicht mehr gewinnen wollen. Für mich ist das ein normaler Job. Wir haben Spaß zusammen – ich will aber etwas anderes versuchen.
Warum bist du dir so unsicher, was die Qualitäten der neuen Honda Fireblade betrifft?
Das wird sicher ein gutes Motorrad – es kommt aber spät. Unser erstes Rennen ist im Februar auf Phillip Island. Das Bike kommt spät, ich will nächstes Jahr aber gewinnen.
Sicher wird die neue Honda schnell und konkurrenzfähig sein, das wird aber wie bei jedem neuen Bike Zeit brauchen. Wenn das Material erst spät kommt, dann ist es sehr schwierig, ab dem ersten Rennen auf Toplevel zu sein.
Außer Kawasaki, Ducati und Honda hat dieses Jahr kein anderer Hersteller gewonnen. Wie kommst du darauf, dass du nächstes Jahr auf einem Siegerbike sitzt?
Wie viele Jahre hat Ducati gebraucht, um zu gewinnen? Lange. Mein Bike nächstes Jahr ist dann in seiner dritten Saison, es wird besser und besser.
Du bist mit Pata-Chef Remo Gobbi befreundet, dem Hauptsponsor des Yamaha-Werksteams. Hatte er Einfluss auf deine Entscheidung?
Nein. Er ist ein unglaublicher Mensch, er war aber nicht derjenige der sagte, dass sie mich nehmen sollen.
Ist es nicht seltsam, dass ein ehemaliger Weltmeister wie Sylvain Guintoli seinen Platz für einen anderen räumen muss?
So ist der Rennsport. Teams wollen sich verbessern, jeder will sich verbessern. Ich weiß nicht, was vorgefallen ist. Für mich ist es seltsam, dass es nach seinem Sturz in Imola so lange gedauert hat, bis er zurückkommt.
Dieses Jahr hat Yamaha mit Lowes und Guintoli einen jungen und einen erfahrenen Piloten. Vielleicht wollen sie für die Zukunft zwei junge Fahrer haben.
Was hältst du von Alex Lowes?
Er ist wirklich schnell und sehr talentiert. Aber er hat ein ähnliches Problem wie sein Bruder, sie wollen manchmal zu viel. Das ist schade, sie müssen gar nicht so arg pushen, weil sie so viel Talent haben.
Und was meinst du zu deinem Honda-Nachfolger Stefan Bradl?
Das wird interessant. Er ist gut für die Meisterschaft und der Wechsel ist auch gut für ihn. Dann hat er wieder ein konkurrenzfähiges Motorrad. Wenn ich gehe, ist er ein starker Nachfolger.
Auf welchem Level siehst du Bradl?
Auf dem gleichen wie Nicky und mich. Ich habe keine Zweifel daran, dass er schnell sein wird.