MotoGP: Neuer Yamaha-Motor zu stark

Reiterberger: «Es ist klar, dass Lausitz knapp wird»

Von Ivo Schützbach
Mitte September will Markus Reiterberger wieder dabei sein

Mitte September will Markus Reiterberger wieder dabei sein

Seit seinem Sturz am 19. Juni 2016 schuftet Markus Reiterberger (Althea BMW) für sein Comeback Mitte September bei der Superbike-WM auf dem Lausitzring. «Ich will nicht zu früh Mist bauen», unterstreicht der Obinger.

Als Markus Reiterberger im Misano-Rennen per Highsider hoch in die Luft geschleudert wurde und im stumpfen Winkel hart auf dem Asphalt aufschlug, musste man mit dem Schlimmsten rechnen. Mit zwei angebrochenen Brustwirbeln kam der BMW-Pilot vergleichsweise glimpflich davon, Lähmungsgefahr bestand keine.

Inzwischen ist die Heilung bei Reiti weit vorangeschritten, wie er SPEEDWEEK.com im Exklusiv-Interview erklärte.

Letztmals haben wir vor vier Wochen über deine Gesundheit geredet, wie geht es dir heute?

Vor gut zwei Wochen sagten sie mir nach dem Röntgen, dass es besser aussieht und ich das Korsett abnehmen kann. Nach vier Tagen konnte ich es ganz weglassen. Ab dann begann ich mit leichten Übungen, bin oft zum Schwimmen. Am Anfang war alles noch sehr steif und schlapp. Jetzt kann ich schon wieder recht viel machen, bin täglich im Fitnessstudio und habe mit leichten Kraftübungen angefangen. Ich kann leichtes Konditionstraining machen.

Werden die fünf Wochen bis zum nächsten Rennen auf dem Lausitzring reichen, um einigermaßen fit zu werden?

Direkt nach dem Sturz meinten die Ärzte, dass das knapp wird. Inzwischen sind wir alle zuversichtlich, dass das was wird. Ich kann schon fast wieder alles machen, nur in der Bewegung bin ich noch etwas eingeschränkt.

Die Physiotherapie wird langsam intensiver, damit die Bewegung wieder kommt. Ansonsten fühle ich mich ganz okay. Nur wenn ich den Oberkörper drehe, habe ich noch starke Schmerzen, das geht noch nicht. Aber das kriegen wir bis zum Rennen hin.

Ist das eine Bewegung, die du auf dem Motorrad viel brauchst?

Ein bisschen muss man sich schon drehen, aber nicht so weit. Gefährlich ist halt immer, wenn man irgendwo Schmerzen hat, oder die Muskeln nicht 100-prozentig gesund sind, dass die Verletzung bei einem erneuten Sturz noch schlimmer wird. Das will ich nicht.

Kommt dir entgegen, dass sich die Rennen dieses Jahr auf Samstag und Sonntag verteilen, dass nicht mehr beide an einem Tag sind?

Ich denke schon. Das alte System mit zwei Rennen am Sonntag kannte ich aus der IDM, das war okay.

Das neue System mit Rennen am Samstag und Sonntag finde ich ganz gut. Das einzige Blöde ist, dass der Zeitplan am Samstag so eng ist. Wenn die Rennen an beiden Tagen um 15 oder 16 Uhr wären, dann wäre alles viel entspannter. So haben wir ganz schön viel Stress am Samstag.

Körperlich macht es auch nicht viel Unterschied. Am Samstag sitze ich permanent auf dem Motorrad, das ist wie zwei Rennen am Sonntag mit dem freien Training, der Superpole und dem ersten Rennen.

Wie exakt lassen sich die Muskeln im Fitnessstudio den Anforderungen auf dem Motorrad entsprechend trainieren?

Das beste Training ist immer fahren, momentan ist das aber nicht möglich und ich darf auch nicht. Ich muss noch zwei oder drei Wochen warten, bis wir mit der Physiotherapie weiter sind, bis ich mich wieder bewegen kann und der Schmerz weg ist. Dann kann ich vielleicht mit der Enduro fahren.

Was ich im Fitnessstudio mache, ist die Rückenmuskulatur aufbauen. Damit der ganze verletzte Bereich etwas geschützter ist.

Willst du vor dem Lausitz-Rennen mit deiner BMW einige Runden drehen?

Wir planen vorher einen Test, wissen aber noch nicht wo und wann. Ich habe sogar mit dem 8-Stunden-Rennen von Oschersleben geliebäugelt, weiß aber nicht, ob das etwas wird. Das mit dem Lausitzring wird zeitlich knapp, aber ein oder zwei Wochen davor etwas fahren, wäre nicht schlecht.

Sieht man auf den Röntgenbildern, ob die Wirbelbrüche schon komplett verheilt sind?

Der Zehner, der leicht getroffene, der ist wieder wie neu. Der Zwölfer, den es gescheit erwischt hat, der schaut noch etwas plattgedrückt aus. Aber die Ärzte haben gesehen, dass die Knochenstruktur Fortschritte macht. Die kommenden Wochen habe ich weitere Röntgentermine, dann schauen wir mal, wie es ausschaut.

So lange nicht die Nerven oder das Rückenmark beschädigt werden, ist ein Wirbelbruch nicht schlimmer als jeder andere Knochenbruch. Macht das mental einen Unterschied für dich, dass ein Wirbelbruch auch viel schlimmer hätte enden können?

Ich denke schon öfters dran, weil ich es noch spüre. Ich glaube aber, wenn alles verheilt ist, ich nichts mehr spüre und die Ärzte sagen, dass es 100-prozentig ist, dann bekomme ich auch wieder einen freien Kopf.

Normal mache ich mir nicht zu viele Sorgen, ich will nur, dass es 100-prozentig ausgeheilt ist. Nicht, dass ich zu früh Mist baue.

Ist es denkbar, dass die Ärzte in der Woche vor dem Lausitzring vom Rennstart abraten?

Das weiß ich nicht. Ich habe in Obing einen sehr guten Sportdoktor, der ist motorradbegeistert. Er sagt mir, wenn ich es machen will, dann kann ich es auch machen.

Ich muss aber abwarten, bis ich die offizielle Gesundschreibung habe, erst dann kann ich sicher fahren. Momentan bin ich noch eine Zeit lang krank geschrieben.

Wenn ich von meinem Arzt die Gesundschreibung habe, dann weiß ich nicht, ob mich die Rennärzte auf dem Lausitzring auch noch kontrollieren, wahrscheinlich schon. Aber das wird dann schon passen. Ich muss mir das erst mal anschauen, so etwas hatte ich noch nie.

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