Premiere: ADAC Silberhelm erstmals beim Speedway
Rennleiter Mario Trupkovic mit seinem Silberhelm von 1990
Als sich Mario Trupkovic unter brennender Juli-Sonne das Ding auf die Frisur setzen durfte, wurde er von Simon Wigg und Gerd Riss ziemlich grantig beäugt. Die beiden Motorrad-Legenden hätten den ADAC-Silberhelm 1990 auch gerne gehabt und waren wenig amüsiert, dem jungen Cloppenburger Lokalmatadoren auf dem Treppchen den Vortritt lassen zu müssen.
Inzwischen ist Trupkovic Rennleiter des MSC Cloppenburg und schmunzelt noch heute, wenn er an diese Siegerehrung im alten Stadion an der Friesoyther Straße zurück denkt. Und er freut sich schon auf die «Night of the Fights» am 5. September: Denn erstmals in der Geschichte dieser für Grasbahnen ausgeschriebenen Trophäe hat der ADAC den Silberhelm jetzt an einen Speedway-Veranstalter vergeben. Dem Finalsieger des Cloppenburger Flutlichtrennens in der Arena in Emstekerfeld wird Trupkovic den Helm überreichen dürfen.
Für den MSC, der in diesem Jahr sein 65-jähriges Bestehen feiert und sein 60. internationales Rennen austrägt, bedeutet dies eine hochrangige Auszeichnung und Anerkennung als langjährig erfolgreicher Veranstalter. Seit 1966 wird der Silberhelm deutschlandweit einmal pro Jahr ausgefahren. Auf der Cloppenburger Grasbahn insgesamt dreimal: 1975 holt ihn sich Ivan Mauger (Neuseeland), 1990 Mario Trupkovic und im Jahr 2000 Gerd Riss. Der Bad Wurzacher ist zusammen mit dem Memminger Robert Barth mit jeweils vier Helmen Rekordgewinner. Neben dem Engländer Simon Wigg und dem Bayer Karl Maier, die jeweils drei Silberhelme gewonnen haben, stehen in der Siegerliste auch Egon Müller, Kelvin Tatum (GB), Gottfried Schwarze, die Schweden Björn Knutsson und Sture Lindbloom, Bernd Diener – und Cloppenburgs Veteran Jan Käter, der 1968 in Kiel abräumte. Wer einen Silberhelm gewinnt, darf sich bei den Großen der Szene einreihen.
Jeder Silberhelm ist ein Unikat, gefertigt in der Goldschmiede Josef Halser im bayerischen Plattling. Und das schon seit fast 50 Jahren. Das Modell ist damals wie heute ein offener Kappenhelm mit Lederohren, wie er in den 1960-Jahren üblich war. Der mehrere Kilo schwere Helm besteht aus handgetriebenem Messing, das dann gehämmert und versilbert wird. Die Wappen werden gefräst, die Schriftzüge (Jahrgang und Austragungsort) ausgesägt. Der Innenhelm aus Kunststoff und Leder wird in England vorgefertigt. Alles andere machen die bayrischen Goldschmiede in wochenlanger Handarbeit. Derzeit ist der neue Cloppenburger Silberhelm dort noch in der Mache. Der Wert nach Materialeinsatz und Arbeitsaufwand liege bei etwa 7000 Euro, schätzt Josef Halser. Aber auch der ideelle Wert ist hoch und macht den Silberhelm zu einer der begehrtesten Trophäen im internationalen Bahnsport.
Das weiß natürlich auch der aktuelle Lokalmatador und dreifache Sieger der «Night of the Fights», Tobias Kroner: «Ich freue mich riesig auf den Event.» Das Rennen sei mittlerweile eine der Top-Veranstaltungen in Deutschland «und steigert sich jedes Jahr aufs Neue.» Jetzt mit dem ersten Speedway-Silberhelm der Bahnsport-Geschichte – und den will der junge Dohrener natürlich unbedingt haben. Er fühlt sich aktuell gut in Form, doch das gilt auch für Theo Pijper (Helmsieger 2006), den Franzosen David Bellego und Miroslaw Jablonski. Der Pole war in den beiden letzten Jahren jeweils knapp geschlagener Zweiter in Cloppenburg und will voll angreifen. Zugesagt haben auch sein Landsmann Adrian Gomolski und Jesper Sogaard aus Dänemark. Mit weiteren Top-Piloten laufen Verhandlungen. Außerdem mit dabei sind die Clubfahrer René Deddens und Jannick de Jong.