Empfang beim Präsidenten: Sofuoglu dankt Erdogan
Recep Erdogan (Mitte) und Kenan Sofuoglu (re.) kennen sich von früheren Treffen
«Am Dienstagmorgen gebe ich in der Türkei eine Pressekonferenz, wahrscheinlich werde ich während der Woche Präsident Erdogan treffen», sagte Kenan Sofuoglu voller Stolz, während er am Sonntag das TV-Interview zu seinem fünften WM-Titel gab. «Er hat mich und meine Familie schon vor Magny-Cours in sein Büro eingeladen – für den Fall, dass ich den Titel gewinne.»
«Ich rede nicht über Politik, sondern über unseren Präsidenten», meinte der Türke gegenüber SPEEDWEEK.com. «Politik wird im Parlament gemacht, der Präsident ist ein anderes Thema. Unser Präsident unterstützt mich sehr, er meldet sich bei mir und fragt, ob ich irgendwelche Probleme habe. Mich als Athleten macht das sehr stolz. Es kommt nicht so oft im Leben vor, dass du mit deiner Familie zum Präsidenten eingeladen wirst.»
Sofuoglu, selbst weit gereist, ist sich darüber im Klaren, dass Präsident Erdogan außerhalb der Türkei nicht den besten Ruf genießt, vor allem in Westeuropa. «Mir geht es gleich wie ihm», holte der fünffache Champion etwas aus. «Leute die mich nicht kennen, denken immer schlecht über mich. Aber rede mal mit den Menschen im Fahrerlager. Jene die mich kennen, denken anders über mich. So geht es auch meinem Präsidenten. Die Welt spricht nicht nett über ihn, sie wissen aber nichts und haben es nur gehört. Ich erlebte das in der Vergangenheit oft, bei Fahrerkollegen, bei Teams oder meiner Crew. Wenn sie hörten, dass ein Türke ins Team kommt, wollten sie das nicht. Als ich in ein niederländisches Team kam, wollten sie keinen türkischen Fahrer. Dann lernten sie mich kennen und wir sind noch heute sehr gute Freunde.»
«Ich lebe in der Türkei, ich weiß was er für das Land tut», hob Sofuoglu hervor. «Ich weiß, was er verändert hat und wir lieben ihn dafür. Mehr als die Hälfte der Menschen in der Türkei liebt ihn und natürlich gibt es Leute, die ihn nicht mögen. Aber das ist normal, wenn du berühmt bist. Das ist wie in MotoGP: Viele Leute lieben Márquez, viele hassen ihn. Mit Rossi ist es gleich, so funktioniert die Welt. Wenn du in etwas gut bist musst du davon ausgehen, dass dich Menschen dafür lieben und andere hassen. Das geht mir in der Türkei nicht anders. Im Moment mögen noch alle Toprak Razgatlioglu, weil er jung und ein Niemand ist. Wenn er aber erfolgreicher wird, ändert sich das schlagartig.»