Formel 1: «Dumme Regel half Verstappen»

Sandro Cortese ignoriert Diskussionen: Volle Attacke

Von Ivo Schützbach
Gut drauf: Sandro Cortese

Gut drauf: Sandro Cortese

Mit 0,113 sec Rückstand auf Lucas Mahias beendete Sandro Cortese (Kallio Yamaha) die beiden freien Trainings der Supersport-WM in Doha auf Platz 2. Die Entscheidung des CAS lässt ihn kalt.

Vier Minuten vor dem ersten Training in Katar trudelte eine Pressemitteilung des Motorrad-Weltverbands FIM ein, in der geschrieben steht, dass Noch-Weltmeister Lucas Mahias seinen Sieg in Portimao zurückbekommt, Sandro Cortese dadurch in diesem Rennen um einen Platz zurückgestuft wird und sich sein Vorsprung in der Weltmeisterschaft somit von sechs auf fünf Punkte reduziert.

Damit kann Corteses Widersacher Jules Cluzel (NRT Yamaha) am Samstag auf einmal wieder aus eigener Kraft Weltmeister werden.

«Ich habe schon in den vorherigen Interviews gesagt, dass ich nicht auf Taktik fahre und nicht hinterherfahren möchte», sagte Cortese zu SPEEDWEEK.com. «Wenn man das Taktieren anfängt, beginnen Fehler, dann geht das Desaster los. Für mich zählt einzig und allein zu versuchen, das Rennen zu gewinnen und vor Cluzel zu sein.»

Am Freitag präsentierte sich Cortese deutlich stärker als Cluzel und nahm ihm in der kombinierten Zeitenliste 0,610 sec ab. Als Zweiter verlor der Schwabe auf die Bestzeit von Mahias nur 0,113 sec.

«Ich bin gut ins Wochenende gestartet», freute sich Cortese. «Die letzten paar Rennen hatten wir Anlaufschwierigkeiten, heute habe ich mich jede Runde gesteigert. Als wir das mit der CAS-Entscheidung erfuhren, sagten wir uns, jetzt erst recht. Meiner Meinung nach war die Strafe korrekt, das Gleiche ist mir in Brünn 2017 passiert. Es war Rennabbruch, ich habe mein Motorrad auch in die Boxengasse gebracht, aber nicht innerhalb der fünf Minuten. Mich hat man dann nicht mehr weiterfahren lassen. Aber ich kann diese Entscheidung nicht ändern, ich kann nur auf die Rennstrecke gehen und die WM gewinnen, dann ärgern sie sich umso mehr. Ich erfuhr das erst nach FP1, das hat mich aber nicht aus dem Konzept gebracht. Ich ziehe meinen Strich durch und versuche das Motorrad so abzustimmen, dass ich am Samstag um den Sieg kämpfen und Cluzel besiegen kann. Alles andere ist unwichtig.»

Die Top-5 vom Freitag sitzen alle auf einer Yamaha R6. Wie ist es möglich, dass du einem Klasse-Pilot wie Cluzel über 6/10 sec Rückstand aufbrummen konntest?

«Schwierig zu sagen», grübelte der 28-Jährige. «Portugal und Magny-Cours kannte ich nicht, in Argentinien habe ich ein Training verloren, diese 50 Minuten haben bei der Abstimmung gefehlt. Selbst im Rennen dort merkte ich, dass wir vom Set-up nicht korrekt unterwegs waren. Heute sind wir gut ins Training gekommen, ich kenne und liebe die Strecke, sie kommt meinem Fahrstil sehr entgegen. Ich bin gelassen und dankbar für alles, was dieses Jahr war. Wenn ich mir anschaue, wo ich vor einem Jahr stand, bin ich sehr glücklich. Trotzdem will ich natürlich am Samstag gewinnen. Ruhe gibt mir, dass ich als Rennfahrer Spaß an meiner Arbeit habe, auch die Zukunft sieht gut aus. Deshalb kann ich mit voller Attacke ins Rennen gehen. Natürlich will ich gewinnen – aber wenn es schief gehen sollte, dann war das für mich trotzdem ein super Jahr. Das heißt aber nicht, dass ich im Rennen nachgeben werde.»

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