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Titelfavorit Sandro Cortese: Die Parallelen zu 2012

Von Günther Wiesinger
Sandro Cortese peilt die Nummer 1 an

Sandro Cortese peilt die Nummer 1 an

Sandro Cortese reist als WM-Führender der Supersport-WM nach Katar. Der 28-jährige Berkheimer war schon einmal Weltmeister, er hat 2012 die erste Moto3-WM der Geschichte im Red Bull KTM Ajo-Team gewonnen.

Sagt Ihnen der Name Stefan Scheschowitsch etwas? Nein? Der Honda-Pilot hat als erster deutscher Rennfahrer die 1990 entstandene Supersport-Rennserie gewonnen – 1992 auf einer Honda CBR600. Damals trug die 600-ccm-Klasse nur den EM-Status. Es dauerte bis zum Jahr 2000, ehe Landsmann Jörg Teuchert in der neuen SSP-WM auf einer Yamaha triumphierte. 1999 war sie erstmals als Weltmeisterschaft ausgeschrieben worden.

2018 kommt Sandro Cortese fast 20 Jahre später als WM-Führender zum Finale auf dem Losail International Circuit in Doha/Katar (28. Oktober). Der Yamaha-Pilot aus dem Kallio-Team liegt sechs Punkte vor dem fünffachen Saisonsieger Jules Cluzel. «Ich freue mich jetzt auf Katar», sagt WM-Spitzenreiter Sandro Cortese, der am Mittwoch vom argentinischen WM-Lauf auf dem Circuito San Juan Villicum nach Deutschland zurückkehrte. Der 28-jährige Berkheimer war im Gegensatz zu Cluzel schon einmal Weltmeister, er hat 2012 die erste Moto3-Weltmeisterschaft der Geschichte im Red Bull KTM Ajo-Team gewonnen.

Und es bestehen einige Parallelen zwischen 2012 und 2018. Damals hat Cortese wie in diesem Jahr die Saison mit einem dritten Platz begonnen, auch 2012 hat Sandro das dritte Rennen (damals Estoril) gewonnen und die WM-Führung übernommen, und auch 2012 war der Schwabe in einem finnischen Team unter Vertrag – damals bei Aki Ajo, diesmal bei Vesa und dessen Bruder Mika Kallio.

Und obwohl die Supersport-WM (Vierzylinder-Maschinen mit 600 ccm, Dreizylinder mit 675 ccm) international nicht den Stellenwert der Moto3- oder Moto2-WM genießt, so hat sie doch schon namhafte Titelträger erlebt – Chris Vermeulen, Karl Muggeridge, Cal Crutchlow, Chaz Davies und den fünffachen Titelgewinner Kenan Sofuoglu zum Beispiel.

Wie auch immer die Supersport-WM 2018 endet: Sandro Cortese, in der Moto2-WM nach fünf Jahren mit nur drei Podestplätzen als Bruchpilot verschrien, hat sich rehabilitiert, er hat im bescheidenen Kallio-Team bisher alle elf WM-Rennen in den Top-6 beendet, das Rennen in Portimão sogar nach einem Sturz. Und das obwohl dieser Deal erst wenige Tage vor dem ersten Test besiegelt wurde, nachdem die Übernahme des Kiefer-Moto2-Teams durch russische Investoren am 21. Dezember geplatzt war.

Jedenfalls muss sich Sandro Cortese über die Zukunft diesmal keine Sorgen machen: Er kann entweder ins neue Superbike-Yamaha-Team von Mirko Giansanti aufrücken, das identisches Material wie das Werksteam von Alex Lowes und Michael van der Mark bekommt, oder eine zweite SSP-Saison bei Kallio Yamaha absolvieren.

Cortese hat in Katar schon starke Ergebnisse erzielt: 2009 und 2011 war er dort mit der 125er-Maschine Zweiter, 2012 mit der Moto3-KTM Dritter, 2014 und 2015 mit der Moto2-Kalex Siebter.

Und ein Vorkommnis aus Losail im Jahr 2014 bekommt jetzt einen neuen Zusammenhang.

Damals kämpfte Cortese zu Beginn seiner zweiten Moto2-Saison mit dem späteren Weltmeister Tito Rabat um die Pole-Position, er lag 0,020 Sekunden zurück an zweiter Stelle und wollte eine weitere Runde drehen. Dabei kollidierte er mit Jordi Torres und stürzte spektakulär. Er erlitt einen Fersenbeinbruch – und fuhr tags darauf auf den siebten Platz.

Die Maschine von Cortese blieb auf der Strecke liegen – und wurde Mika Kallio zum Verhängnis. Der spätere Moto2-Vizeweltmeister stürzte, fiel auf den sechsten Startplatz zurück – und wetterte über den deutschen Kontrahenten.

Heute drückt Mika Kallio, der im September extra zum SSP-Rennen nach Portimão kam, für Cortese die Daumen. Als Bruder des Teambesitzers Vesa Kallio, dem er gerne mit seinen langjährigen Connections und seiner Erfahrung aus 16 GP-Siegen (7x 125 ccm, 9 x Moto2) zur Seite steht.

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