Chris Stange (Honda): «Das ist die traurige Realität»
Chris Stange ist glücklich bei Lorini Honda
Aus deutschsprachiger Sicht könnte sich die Supersport-WM nächstes Jahr zu einem wahren Schmankerl entwickeln: Lukas Tulovic und Philipp Öttl verlieren ihren Platz in der Moto2-WM und möchten in der seriennahen Weltmeisterschaft fahren. Thomas Gradinger und Christian Stange arbeiten an ihrem Verbleib für 2020, und sollte WM-Leader Randy Krummenacher keinen Platz in der Superbike-WM finden, wird er ebenfalls in der 600er-Klasse bleiben.
Stange bestritt bislang zwölf Rennen in der Superport-WM, fünf im letzten Jahr für Go Eleven Kawasaki und seit dem zweiten Event 2019 in Thailand sieben in dieser Saison für Gemar Ciociaria Corse, dem Honda-Team von Livio Lorini. Seine besten Ergebnisse eroberte er in Argentinien und Katar 2018, als er jeweils 14. wurde.
Das Mannschaft von Lorini gehört zu den renommiertesten Teams der Klasse, doch mit der CBR600RR von Honda ist schon seit Jahren nichts mehr zu gewinnen. Letzter Weltmeister auf Honda wurde 2014 der Niederländer Michael van der Mark, den letzten Sieg eroberte Kyle Smith im Saisonfinale 2016 in Katar.
«In Portimao waren wir im Topspeed über 20 km/h langsamer», grübelte Stange im Gespräch mit SPEEDWEEK.com. «Das ist brutal viel. Da kann man noch so spät bremsen und noch so zeitig Gas geben, das holst du nicht auf. Wenn ich im fünften Gang auf der Geraden aus dem Windschatten ausschere zum Überholen, kann ich direkt wieder einscheren und Ende der geraden sind sie 20 Meter weg. Das ist die traurige Realität.»
Er weiß um die Schwächen des Motorrads, Lorini Honda ist für den 21-Jährigen aber die einzige Chance auf den WM-Verbleib. «Ich bin ihre erste Wahl, sie planen mit mir», verriet der Sachse. «Wir müssen das Puzzle noch zusammensetzen, die Idee ist, dass wir zusammen weitermachen und mit den gleichen Partnern arbeiten. Es ist schwer mit der Honda, aber ich kann mit ihr viel dazulernen. Ich steigere mich stetig, wir sind ein kleines Team, dafür machen wir einen guten Job. Wenn dann irgendwann das Richtige zusammenkommt, dann ist man umso stärker.»
Stange hat zwar treue Partner, kann einem Team aber keine Mitgift von 150.000 Euro oder mehr bieten, wie sie heute teilweise verlangt wird. «Wir habe aus nichts viel gemacht und hatten nie viel Geld», sagt der Youngster. «Wir hatten nie den großen Sponsor, der alles bezahlt hat. Ich bin froh, dass ich überhaupt in der WM bin und bei Lorini fahren darf. Die Dorna schätzt mich, ich werde oft zur Paddock-Show eingeladen. Ich werde akzeptiert, genieße das Leben in dem Fahrerlager und gebe stets mein Bestes, egal ob ich auf einer Honda, Yamaha oder Kawasaki sitze. Mir macht es Spaß zu kämpfen. Es ist der Ehrgeiz, der einen ausmacht – ich bin optimistisch, dass er sich in naher Zukunft bezahlt macht. Dann werden alle die Fahrer, die in den drei Jahren, in denen ich gebissen und sie eine Million ausgegeben haben, werden dann meinen Sticker Grande Cavallo Stange das ganze Rennen lang lesen können. Es gibt keinen Neid bei mir. Würde ich zwei Millionen Sponsorgeld finden, würde alles anders aussehen, das ist klar.