Kampf um WM-Rang 3: Philipp Öttl erwartet keine Hilfe
Philipp Öttl wird 2020 sein bestes WM-Ergebnis erobern
Mit 15 Punkten Rückstand auf Jules Cluzel reiste Philipp Öttl als Gesamtvierter zum Finale der Supersport-Weltmeisterschaft nach Estoril, 30 Kilometer westlich von Lissabon, kurz vor der Atlantikküste. Zwei Rennen bleiben ihm, das zu ändern.
Cluzel wurde Ende August im zweiten Supersport-Rennen in Aragón/2 in Führung liegend von Raffaele De Rosa (MV Agusta) von hinten gerammt, dabei brach sich der Franzose das linke Schien- und Wadenbein. Fünf Rennen hat der 31-Jährige dadurch verpasst, dennoch hat er in der Gesamtwertung nur eine Position eingebüßt.
Cluzel tritt in Portugal zwar an, aber fit ist er nicht. Der GMT94-Yamaha-Pilot braucht eine Krücke zum Laufen, er hat Schmerzen. Während Öttl im Qualifying als Dritter in die erste Startreihe brauste, wurde Cluzel Achter – 0,8 sec hinter dem Bayer.
Am Freitag zickte die Kawasaki von Öttl, im FP3 am Samstagmorgen sorgte der 24-Jährige für die bis dahin schnellste Runde des Wochenendes. «Ich habe verstanden, wie man die Strecke fährt, das hat bislang gut funktioniert. Im Quali mussten wir die Strategie etwas umschmeißen, weil mir Mahias immer hinterherfährt, wenn er merkt, dass ich schnell werde.»
Öttls Teamkollege Mahias qualifizierte sich als Zweiter, die Pole eroberte Weltmeister Andrea Locatelli aus dem Team Bardahl Evan Bros Yamaha.
Locatelli und Mahias stehen als Erster und Zweiter der Weltmeisterschaft bereits fest, Öttl erwartet deswegen vom Franzosen aber keine Hilfe. «Der lässt mich nicht mal vorbei, wenn ihn Kawasaki Japan anruft», scherzte Öttl beim Treffen mit SPEEDWEEK.com. «Ich muss ihn einfach schlagen, fertig.»
Auf den ersten drei Plätzen gibt es die Big-Points, Öttl weiß um diesen Umstand. Er hat auch bemerkt, dass Cluzel in keiner guten Verfassung ist. Dass dessen Verletzung seine Chancen erhöht, beurteilt er ganz nüchtern.
«Ich will nur zwei gute Rennen fahren, dann sehe ich, was herauskommt», verriet der Deutsche seine Herangehensweise. «Wäre ich in Magny-Cours nicht so schlecht gefahren, hätte ich es dieses Mal nicht so schwer. Hätte ich es auf Phillip Island nicht weggeschmissen, dann wäre es easy going. Hätte, wenn und aber gibt es nicht. Jeder macht Fehler, die Saison ist lang. Das Resultat ist, was du über das ganze Jahr zeigst. Es geht nicht darum, wer der Schnellste ist, sondern wer der Beste ist.»
Seit 2012 fährt Öttl in einer Motorrad-Weltmeisterschaft. Das beste Gesamtergebnis eroberte er 2017 als Zehnter in der Moto3-Klasse auf KTM. 2020 greift er mit Kawasaki erstmals nach einer WM-Medaille.