Markus Reiterberger (BMW) erteilte eine Lehrstunde
Markus Reiterberger holte seinen ersten Superstock-Sieg
Es waren ergreifende Momente für das Team Van Zon Remeha, BMW und alle Fans von Reiti, als sie unterhalb des Podiums standen und der deutschen Hymne zu Ehren des Siegers und Herstellers lauschten.
Dass ein deutscher Fahrer auf einem deutschen Motorrad im SBK-Paddock ein Rennen gewinnt, das gab es noch nie. Und das in so überragender Weise, dass die starke Konkurrenz von Ducati, Kawasaki, Yamaha und Aprilia nur andächtig nicken und gratulieren konnte.
Reiti zeigte in Jerez ein Rennwochenende vom Feinsten. Erst holte er die Pole-Position am Samstag in Superstock-Rekordzeit 1:42,113 min, dann dominierte er das Rennen, dass es den Gegnern Angst und Bange wurde. In Runde 11 von 15 fuhr Reiterberger 1,3 sec schneller, als der Zweitschnellste auf der Piste. Bis ins Ziel holte er gute 5 sec Vorsprung heraus, drehte dabei aber noch nicht einmal die schnellste Rennrunde. Die ging in 1:42,545 min an Ducati-Pilot Mike Jones, der Vierter wurde.
SPEEDWEEK.com gewährte Reiti nach seinem Triumph ein freudestrahlendes Interview.
Markus, hast du geglaubt, dass du in diese Klasse kommst und auf Anhieb gewinnst?
Geglaubt nicht, aber gehofft. Es war eine unbekannte Nummer für mich mit den Reifen und dem ganzen Ablauf. Am Freitag habe ich gleich die volle Breitseite erlebt, ich war nur 16. im ersten Training. Aber wir haben relativ schnell geschnallt woran es liegt und wie wir agieren müssen.
Ich bin meinem Team brutal dankbar, wir haben die Fahrwerkseinstellungen umgeschmissen und mit BMW viel an der Elektronik gemacht, speziell an der Traktionskontrolle. Normal fahre ich mit wenig oder ohne Traktionskontrolle, aber mit diesen Reifen geht das nicht. Wir haben in jedem Training Schritt für Schritt Verbesserungen erzielt, das spiegelt sich dann im Rennen wider.
Aber dass es so deutlich wird, hätte ich nicht geglaubt.
Zumal du immer sagst, dass Jerez nicht zu deinen Lieblingsstrecken zählt.
Vom Layout gefällt mir die Strecke schon immer, aber ich hatte immer schlechte Ergebnisse hier. In meiner Zeit mit Althea war ich so oft hier beim Testen, und mich hat es so oft runtergehauen, das steckt im Hinterkopf.
Deshalb war das eine schwierige Strecke für mich. Jetzt hat sie aber einen neuen Asphalt und gefällt mir wirklich gut. Das muss ich jetzt ja sagen.
Du kanntest die profilierten Pirelli-Reifen nicht und ihr musstet mit den Federelementen und der Elektronik einen neuen Weg einschlagen. Du hattest vor Jerez keinen Test. Jetzt fragen sich die Gegner, wie du nach den Wintertests fährst, wenn du auf deine Lieblingsstrecken kommst?
Ich hoffe, noch schneller. Wir haben einige Ideen und einige Sachen, die wir testen wollen, um das vorhandene Paket voran zu bringen. Deshalb bin ich zuversichtlich. Das Bike ist aber schon jetzt auf einem brutal hohen Level. Als mich Sandi überholte fragte ich mich, ob da noch drei kommen, die mich überholen. Ich habe aber schnell gemerkt, dass die alle langsamer werden und tat mir leicht dabei, ihn zurück zu überholen. Unser Motorrad ist auf der Bremse und am Kurveneingang richtig stark, das müssen wir so beibehalten und verfeinern.
In der IDM hast du die deutsche Hymne unzählige Mal gehört: War das Gefühl im WM-Fahrerlager auf dem Podest ein anderes?
Ja, schon.
In der Startaufstellung sagte ich zu meinem Mechaniker Wolfgang: «Herrgott, jetzt stehen wir mal ganz vorne. Hoffentlich bald in der Klasse höher».
Er hat gelacht.
Es ist schon was anderes, in dieser Klasse vorne und oben auf dem Podium zu stehen und die deutsche Hymne zu hören. Das macht mich stolz, das hat sich auch jeder verdient. Allen, die hinter mir stehen, bin ich sehr dankbar.