Versöhnlicher Saisonabschluss für Horst Saiger
Seit Horst Saiger 2014 zum ersten Mal an der neuseeländischen Tri-Series teilnahm – er entschied damals die beliebte Rennserie völlig überraschend für sich –, lässt sich der 47-jährige Österreicher die Gelegenheit nicht entgehen, das Rennsportjahr fern seiner Wahlheimat Liechtenstein zu beenden.
War er in der Vergangenheit mit einer Kawasaki unterwegs, diente ihm dieses Jahr eine nach Superstock-Reglement aufgebauten Yamaha YZF-R1 als fahrbarer Untersatz. «Dieses Motorrad bin ich nur bei der Alpe Adria-Veranstaltung auf dem Slovakia Ring gefahren. Zwei Runden vor Schluss ist mir das Benzin ausgegangen. Zu diesem Zeitpunkt war ich an der zweiten Stelle», berichtet Saiger gegenüber SPEEDWEEK.com.
«Bei der ersten Veranstaltung in Taupo fing die Misere an. Null Grip und ein ganz schlechtes Gefühl mit dem Fahrwerk. Wir hatten 62° Streckentemperatur und die Mischung meiner Metzeler-Reifen die ich mitgebracht habe, funktioniert aber am besten unter 30°, so wie die Temperaturen immer waren, wenn ich hier war.»
Ein zehnter und ein 15. Platz waren die magere Ausbeute für Saiger bei den Rennen im Bruce McLaren Motorsport Park. Da war es auch kein wirklicher Trost, dass es für Peter Hickman auf seiner BMW S1000RR auch nicht viel besser lief. Der Senior-TT-Gewinner beendete die beiden Läufe auf den Rängen 14 und 5.
«Nach den beiden Rennen haben wir die Ursache für das schlechte Gefühl am Fahrwerk gefunden. Die erhöhten Lenkerstummel waren etwas weiter unten an der Gabel montiert. Wir wollten den Ölstand in der Gabel kontrollieren und dabei ist uns aufgefallen, dass die Gabel die letzten 25 Millimeter gar nicht eintaucht ist.»
Auf dem Manfeild Circuit Chris Amon sah Saiger zweimal als Achter die Zielflagge. «Das Gefühl für das Motorrad war um einiges besser. Alles war bestens, nur die Asphalttemperaturen lagen wieder über 50°. Im zweiten Rennen war meine Rundenzeit mit meiner serienmäßigen R1 nur um etwa eine halbe Sekunde langsamer als die von Sieger Hickman.»
Für die letzte Veranstaltung in Wanganui brachte Ehefrau Tamara nicht nur Söhnchen Benjamin, sondern auch zwei weiche Metzeler-Reifen nach Neuseeland. «Die Reifen sind prompt in der Scan-Maschine am Flughafen Auckland steckengeblieben und haben die gesamte Anlage lahmgelegt», lacht der immer zu Späßen aufgelegte Steirer.
«Schon im Training habe ich gemerkt, dass sowohl meine Hostettler-Yamaha, als auch die Metzeler-Reifen super funktionieren. Im ersten Rennen hatte ich einen Riesenmoment, als mir auf einer weißen Farbmarkierung beide Räder weggerutscht sind und ich einen Sturz nur mit viel Glück verhindern konnte.»
Nach zwei sechsten Rängen – im ersten Lauf konnte Saiger sogar Hickman hinter sich lassen – stieg beim Yamaha-Fahrer der Ehrgeiz. Für das «Robert Holden Memorial»-Rennen wurde nochmals das Fahrwerk umgebaut. «Das hätte ich besser sein lassen. Ich bin mehr gesprungen als gefahren», ärgert sich Saiger über seinen Fehlgriff.
In der Gesamtwertung ergab dies für Saiger, der 2014 die Tri-Series gewonnen sowie 2015 und 2016 den dritten und zweiten Endrang belegt hatte, den siebenten Platz.
Trotzdem konnte Saiger auf dem 1,5 Kilometer langen Cemetery Circuit in Wanganui das wichtigste Motorradrennen in der neuseeländischen Rennsaison hinter Peter Hickman und dem Tri-Series-Gesamtsieger, dem Neuseeländer Scott Moir, an der dritten Stelle beenden, nur etwas mehr als eine Sekunde hinter dem Sieger.
«Scott sah wie der sichere Gewinner aus. Zwei Runden vor Schluss wurde ihm von seiner Boxencrew ein Vorsprung von über vier Sekunden angezeigt. Er hat fleißig den Zusehern zugewunken und hat nicht bemerkt, dass Hickman immer näherkam. In der letzten Kurve hat sich Hicky noch an Moir vorbeigezwängt und hat sich den Sieg geholt.»
«Für mich ist es ein versöhnlicher Saisonabschluss. Das Resultat zeigt, dass das Motorrad und die Reifen bestens funktionieren», blickt der Yamaha-Pilot, der durch eine Armverletzung, die er sich im Training zum Langstrecken-Weltmeisterschaftslauf auf dem Slovakia Ring zugezogen hatte, den Großteil des Jahres zum Zusehen verurteilt war, optimistisch in die Zukunft.