Formel 1: Max Verstappen – alles für die Katz

Muff: Doppelsieg nach Totalschaden

Kolumne von Patric Muff
Patric Muff: Mit dem Ersatzmotorrad auf Platz 1

Patric Muff: Mit dem Ersatzmotorrad auf Platz 1

Am Mittwochabend machte ich mich nach Frankreich auf. Das vorletzte Rennen zur Schweizer Meisterschaft stand in Dijon auf dem Programm.

Mein Ziel war ganz klar: Weitere Punkte gutmachen! Wir hatten bereits am Donnerstag die Möglichkeit einige Runden auf dem 3,8 km langen Kurs zu drehen. Diese nutzte ich für Fahrwerks- und Reifentests. So war es dann auch nicht schlimm, dass es am Freitagmorgen immer wieder regnete und die freien Trainings ins Wasser fielen. Das Wetter besserte sich jedoch und es konnte bereits im ersten Zeittraining voll angegriffen werden. Dies gelang mir dann auch: Mit einer 1.21.0 konnte ich mich auf die vorläufige Pole setzen, jedoch war mir Greg Junod mit einem Abstand von nur 8 Hundertstelsekunden dicht auf den Fersen. Samstagmorgen waren die Asphalttemperaturen einiges kühler und ich war skeptisch, ob die Zeit vom Vortag nochmals unterboten werden konnte. Die Skepsis war nicht unbegründet, aber bestätigen wollte sie sich dann doch nicht: Ich konnte mit einer 1.20.9 die 21er Marke knacken und mir die Pole definitiv sichern. Somit schaute ich zuversichtlich auf das erste Rennen am Nachmittag.

Obwohl ich den Start gewinnen konnte, kamen wir nicht einmal eine Runde weit, da das Rennen bereits aufgrund eines Sturzes abgebrochen wurde. So hiess es zurück an die Box und das ganze Prozedere begann nochmals von vorne. So standen wir zum zweiten Mal am Start und es ging nochmals in die Einwärmrunde. Und dann geschah das Unfassbare: Greg befand sich ungefähr vier Meter vor mir als er in der ersten Linkskurve mit ca. 160 km/h von der Strecke flog. Ich hatte keine Chance zu reagieren und flog ebenfalls von der Strecke. Wir schlugen beide heftig in die Airfences ein und als ich wieder zurück auf die Strecke katapultiert wurde, sah ich im linken Augenwinkel meine Suzuki ca. fünf Meter in der Luft wirbeln. Als sich der Staub gelegt hatte und wir zum Stillstand kamen, sah es aus wie nach einem Einschlag eines Meteoriten. Unsere zwei Motorräder waren komplett zerstört. Dementsprechend gross war unser Ärger und ich teilte den herannahenden Streckenposten wütend mit, dass auf der Strecke Öl oder eine andere Flüssigkeit vom Sturz des vorangehenden Motorrades war. Wenigstens sind wir beide bis auf ein paar Prellungen und Blutergüsse heil davon gekommen und so hiess es so schnell als möglich zurück in die Box kommen, denn wir beide konnten uns nicht erlauben, beim Neustart zu fehlen. So ging die Hektik los: Ersatzmotorrad ausladen, neue Reifen montieren, Transponder organisieren, technische Abnahme, und und und.

Zum Glück wurde ein anderes Rennen erstmal eingeschoben worden und brachte uns so ein wenig Zeit. Tatsächlich standen Greg und ich dann nach diesem Abflug beide wieder in der Startaufstellung – mit einem Ersatzmotorrad und massenhaft Prellungen. So ging es an den dritten Start. Aber macht euch nicht zu viele Hoffnungen: Erneuter Abbruch nach einer Runde wegen eines weiteren Sturzes. Zurück in der Box wurde von der Rennleitung entschieden, das Rennen endgültig auf den nächsten Tag zu verschieben. Da es beim Crash meine gute Öhlins Gabel in viele Einzelteile zerlegt hatte, lieh mir Marc Wildisen, der an dieser Veranstaltung für Testzwecke anwesend war, eine von ihm. Am Abend wurde diese Gabel noch eingebaut. An dieser Stelle herzlichen Dank an Marc und Rainer!

Sonntagmorgen, in etwas verknittertem Zustand, hatte ich zehn Minuten Zeit, um das Motorrad und vor allem auch das Fahrwerk zu testen. Für eine Fahrwerksabstimmung war natürlich keine Zeit und so musste ich so an den Start des ersten Rennens gehen. Startpraxis hatte ich ja nun zu genüge und so kam ich nicht schlecht weg. Ich kam mit knapp zwei Sekunden Vorsprung aus der ersten Runde zurück und konnte diesen von Runde zu Runde ausbauen. Junod kam kurzzeitig noch etwas näher, konnte dann aber den Anschluss nicht behalten, da er mit einem überhitzten Motorrad zu kämpfen hatte. So kam ich nach 16 Runden mit zehn Sekunden Vorsprung auf Junod ins Ziel und konnte weitere fünf Punkte gut machen. Da waren es nur noch 9, die mir zur Tabellenspitze fehlten.

Am späteren Nachmittag fand dann noch das zweite Rennen statt. Aufgrund der vielen Stürze und meiner körperlichen Verfassung hatte ich nicht wirklich ein gutes Gefühl. Dass die Strecke mit Ölbinder eingesaut war, gab mir auch nicht wirklich Sicherheit. Trotzdem hiess es nun: Augen zu und durch. Denn das Ziel, erneut einen Sieg einzufahren war ganz klar. Aus der Junod Box wussten wir jedoch, dass sein Problem aus dem ersten Rennen gelöst war und er voll angreifen wird. Der Start war nicht optimal und ich reihte mich hinter Lorenz Sennhauser ein. Bereits nach der ersten Runde konnte ich Sennhauser jedoch auf der Start-Ziel-Gerade überholen und versuchte vorne weg zu fahren. Dies gelang mir jedoch nur bedingt. Obwohl ich zwischenzeitlich einen Vorsprung von fast drei Sekunden hatte, kam Junod mir immer näher. Ich konnte jedoch reagieren und den Abstand bei mindestens einer Sekunde halten. Dies gelang mir auch bis Rennende und ich war erleichtert, nach diesem Durcheinander nochmals einen Sieg nach Hause zu bringen. Nun steht es in der Meisterschaft so, dass ich noch vier Punkte hinter Junod liege. Wir haben nun erfahren, dass das letzte Rennen aufgrund finanziellem Engpass seitens des Veranstalters leider gestrichen wurde. Wenn kein Ersatztermin am gleichen Datum gefunden wird, würde es bedeuten, dass ich nicht mehr um den Meistertitel kämpfen kann und ich ihn so wegen 4 Punkten nicht holen würde. Wir können nun nur abwarten.

Ich möchte mich bei meinen zwei Mechaniker Sax und Dani für die gute Arbeit bedanken, die dieses Wochenende alle Hände voll zu tun hatten, und natürlich beim ganzen Team TKR. In zwei Wochen findet der nächste Lauf zur Langstrecken-Weltmeisterschaft in Magny-Cours (F) statt. Das 24-stündige «Bol d’Or» gilt als Klassiker und ist für uns im Kampf um den Weltmeistertitel ein sehr wichtiges Kapitel. Somit haben wir nur ein Ziel: Nach 24 Stunden die Zielfahne sehen und ein Top-5 Ergebnis erzielen. Drückt uns die Daumen! Euer Patric.
 

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