Polen vor einem spannenden Finale: Neuville vs. Tänak
Es gibt in der Rallye-Weltmeisterschaft Prüfungen, die das Klassement ziemlich durcheinander wirbeln können. Bei der achten WM-Runde in Polen war dies die 16. Entscheidung, der zweite Durchgang der mit 24,28 km längsten Prüfung «Pozezdrze». Bis zu dieser Entscheidung lieferten sich Thierry Neuville im Hyundai i20 Coupé WRC und Ott Tänak im Ford Fiesta WRC von M-Sport ein Kopf-an-Kopf-Rennen mit einem ‚Bäumchen-wechsele-dich-Spiel’ um die Führung. Mit einem Vorsprung von 3,0 Sekunden auf Tänak war Neuville in diese Prüfung gestartet. Doch ein Reifenschaden kostete ihn mehr 20 Sekunden. Er musste die Führung um 14,4 Sekunden an Tänak abgeben. Doch der Sardinien-Sieger kam auch nicht ungeschoren über diese Strecke. Er verlor dort den Heckflügel, er musste mit einer stark beeinträchtigten Aerodynamik weiterfahren. Das drückte natürlich auch seine Zeiten. Auf der nächsten Entscheidung schmolz sein Vorsprung auf 6,1 Sekunden.
Sébastien Ogier, nach dem Dämpfer auf der zwölften Entscheidung ohnehin nicht mehr im Siegesrennen, beklagte auf der 16. Prüfung leichte Motorprobleme. Seinen dritten Polen-Triumph nach 2014 und 2015 hatte der Tabellenführer ohnehin nach der WP 12 abgeschrieben. Schlimmer traf es seinen einstigen VW-Partner Jari-Matti Latvala, der im Toyota Yaris WRC als Dritter noch eine Chance auf seinen zweiten Saisonsieg nach Schweden hatte. Doch ein technischer Defekt legte den Yaris-Motor auf der WP 16 lahm und für Latvala war sein Arbeitstag am Samstag vorzeitig zu Ende.
Zum vierten Mal Neuvilel vorne
Die vorletzte Tagesprüfung spielte wieder Neuville in die Hände. Die stark durch fehlenden Heckflügel stark beeinträchtigte Aerodynamik kostete Tänak zu viel Zeit. Damit zog der Vizechampion Neuville nach dem neunten Führungswechsel auf der 18. Prüfung zum vierten Mal an die Spitze. Vor der letzten Samstagentscheidung, der dritte Durchgang auf dem nur 2,5 km langen Zuschauer-Parcours in Mokiljaki, lag Neuville knapp nur 2,5 Sekunden vor seinem Kontrahenten Tänak und 24,9 Sekunden vor seinem Teampartner Paddon.
«Der starke Regen auf den letzten fünf Kilometer hat mir gar nicht gefallen. Ich kam mir vor wie in der Hölle. Ich pushte sehr stark, der Regen war total unnötig. Ich muss mich jetzt fragen, ob ich Tänak morgen hinter mir halten kann. Wir werden sehen», meinte Neuville, 2016 in Polen Vierter.
«Ohne Heckspoiler ist das so eine Sache. Wir schafften aber ohne Probleme den Sprung über die große Kuppe, wir waren ziemlich vorsichtig. Ich machte keine Fehler. Das ist auch das Beste, was ich machen kann. Morgen ist noch alles möglich», erklärte Tänak, der 2016 in Polen wegen eines Reifenschadens kurz vor dem Ziel seinen ersten WM-Sieg verloren hatte.
«Ich bin mit dem heutigen Tag zufrieden. Wir haben getan, was möglich war. Ein Platz auf dem Podium ist mehr als wir erwartet hatten», meinte Paddon.
Den Podestplatz darf Ogier zum zweiten Mal in dieser Saison auch in Polen vergessen. Der vierfache Champion und 40-fache Laufsieger lag bei noch fünf ausstehenden Entscheidungen 1:06,7 Minuten hinter Paddon.
In der WRC2-Wertung blieb Ole Veiby im privaten Skoda Fabia R5 1:04,8 Minuten vor dem klaren Tabellenführer und vierfachen Saisonsieger Pontus Tidemand im offiziellen Skoda.
Stand nach der 18. von 23 Prüfungen:
1. Neuville/Gilsoul (B), Hyundai i20 Coupé WRC, 2:08:41,7 h.
2. Tänak/Jarveoja (EE), Ford Fiesta WRC, + 2,5 sec.
3. Paddon/Marshall (NZ/GB), Hyundai i20 Coupé WRC, + 24,9
4. Ogier/Ingrassia (F), Ford Fiesta WRC, + 1:31,6 min.
5. Sordo/Marti (E), Hyundai i20 Coupé WRC, + 1:42,9
6. Suninen/Markkula (FIN), Ford Fiesta WRC, 2:04,3
7. Lefebvre/Moreau (F), Citroën C3 WRC, + 2:19,2
8. Östberg/Floene (N), Ford Fiesta WRC, + 2:45,4
9. Evans/Martin (GB), Ford Fiesta WRC, + 3:23,3
10. Mikkelsen/Jaeger (N), Citroën C3 WRC, + 3:34,4