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Deutschland: Schadensbegrenzung für Ogier und Ford

Von Toni Hoffmann
Statt des angepeilten Sieges beim neunten Lauf zur Rallye-Weltmeisterschaft hat sich für den WM-Zweiten Sébastien Ogier mit dem vierten Platz die Lücke zum Tabellenführer Thierry Neuville vergrößert.

Mit sehr starken Zeiten auf den Wertungsprüfungen (WP) der ADAC Rallye Deutschland unterstrichen die Ford Fiesta WRC des M-Sport Ford World Rally Teams, dass sie auch bei der deutschen WM-Runde das Potenzial für Podestplätze besaßen. Doch es sollte nicht sein: Weltmeister Sébastien Ogier erlitt ausgerechnet auf der mehr als 38 Kilometer langen WP 13 ‚Panzerplatte 2’ einen Reifenschaden, der ihn jede Chance auf den Sieg kostete. Anschließend gewannen Ogier und Beifahrer Julien Ingrassia drei der verbleibenden fünf WP, darunter die Power Stage, die ihnen wichtige Bonuspunkte für die Gesamtwertung einbrachte. Mit diesen Zählern und Endposition vier bleiben sie WM-Gesamtzweite behalten den WM-Titel fest im Visier.

Der Waliser Elfyn Evans und Copilot Daniel Barritt lagen im Ford Fiesta WRC trotz des Nachteils einer relativ späten Startposition voll auf Podestkurs. Doch dann kam sie ein kleiner Fehler teuer zu stehen: Beim ersten Durchgang der WP ‚Römerstraße’ (WP11) rutschen sie auf Schotter leicht von der Strecke. An sich keine große Angelegenheit - nur trafen die glücklosen Briten bei ihrem Ausflug einen in der Botanik versteckten Betonblock, der die Radaufhängung ihres Turbo-Allradlers beschädigte.

Starker Suninen

Eine ausgesprochen eindrucksvolle Vorstellung lieferte der Finne Teemu Suninen im dritten Ford Fiesta WRC von M-Sport ab: Bei seiner ersten Asphalt-Rallye in einem Word Rally Car erzielte er einen exzellenten fünften Platz.

«Dieses Rallye-Wochenende lief ziemlich unglücklich für uns», räumt M-Sport Teamchef Malcolm Wilson ein. «Unsere Performance versprach deutlich bessere Ergebnisse, aber hier in Deutschland fehlte uns einfach das Glück. Doch die Saison ist noch längst nicht vorbei - es gibt noch vier WM-Läufe, in denen alles passieren kann. Ich gebe zu: Ott Tänak zu besiegen, wäre schwierig geworden, doch Sébastien Ogier setzte ihn konstant unter Druck und kämpfte um den Sieg. Der Reifenschaden brachte ihn und Julien Ingrassia um wertvolle Punkte, mit denen sie den Rückstand in der Gesamtwertung beträchtlich verkürzt hätten. Aber durch den Sieg in der Power Stage betrieben sie maximale Schadensbegrenzung und bewiesen, dass wir alle Zutaten für den Erfolg an Bord haben», so der Teamchef weiter. 

«Für Elfyn Evans lief es noch unglücklicher. Er verließ die Strecke an derselben Stelle wie Craig Breen - ein Zwischenfall, über den wir üblicherweise gar nicht reden würden. Aber für Elfyn bedeutete er das Ende seiner Podiumsambitionen», fasst Malcolm Wilson zusammen. «Teemu Suninen wiederum fuhr eine absolut fantastische Rallye. Er hat bei seinem ersten Asphalt-Auftritt in einem World Rally Car alle Erwartungen weit übertroffen. Er lernt unheimlich schnell. Du kannst förmlich zusehen, wie viel er im Lauf der Rallye  abspeichert und umsetzt. Seine großartige Leistung deutet darauf hin, dass er das Potenzial besitzt, auf Asphalt genauso zu brillieren wie auf Schotter.»

Reifenschaden kann WM-Titel kosten

Der Reifenschaden, den sich Sébastien Ogier und Julien Ingrassia ausgerechnet auf der für die Deutschland-Rallye ikonischen WP ‚Panzerplatte’ am Samstag einfingen, kam die französische Crew teuer zu stehen. Der unvermeidliche Radwechsel  kostete mehr als anderthalb Minuten und warf die fünfmaligen Weltmeister auf Position sieben zurück. Am Sonntag kämpften sich Ogier/Ingrassia noch auf Rang vier vor und eroberten immens wichtige WM-Zähler in der Power Stage. Unterm Strich büßten sie auf ihre in der Fahrerwertung führenden WM-Rivalen zwei Punkte ein, bewiesen aber, was möglich gewesen wäre.

«Wir hatten mehr verdient, deshalb kann ich nicht behaupten, dass ich mit diesem Resultat besonders glücklich wäre», erklärte Sébastien Ogier. «Aber auch das gehört zum Rallyefahren und wir müssen es akzeptieren. Der Gewinn der Power Stage rettete den Tag. Wir müssen uns jetzt voll auf die nächste Aufgabe konzentrieren.»

Der junge Finne Suninen hat sich bereits einen Ruf als einer der weltbesten Schotter-Piloten erarbeitet. In Deutschland bewies der 24-Jährige, dass auch auf Asphalt mit ihm zu rechnen ist. Bei seinem Asphalt-Debüt in einem World Rally Car lief er auf Rang fünf ein und verbesserte sich mit jedem Kilometer. Suninen und Copilot Mikko Markkula schossen sich immer besser auf die festen Fahrbahnoberflächen ein, leisteten sich keinen Fehler, verfeinerten ihr Können und besiegten zahlreiche erfahrenere Gegner.

«Die Rallye lief sehr gut für uns. Ich habe meinen Fahrstil massiv verbessert und ein gutes Set-up für den Fiesta WRC gefunden», bilanzierte Teemu Suninen. «Vom Start bis ins Ziel der Rallye haben wir kontinuierliche Fortschritte erzielt. Mir gelangen einige starke Zeiten. Natürlich konnte ich nicht jede WP gleich gut fahren, aber ich weiß jetzt, worum es geht. Ich brauche bloß noch mehr Erfahrung.»

Evans ohne Glück

Zahllose harmlose Ausrutscher wie der von Elfyn Evans und Daniel Barritt bleiben ohne ernste Folgen - doch bei ihrem Ausritt in WP 11 zerschellten die Podesthoffnungen an einem soliden Betonklotz. «Unser erster Tag lief sehr positiv. Gemessen daran, dass wir auf einer ziemlich späten Startposition in die WPs starteten, machten wir glaube ich einen guten Job», erklärt Elfyn Evans. «Samstag lief dann leider alles gegen uns: Wir verloren auf der ersten Prüfung des Tages, der WP 8, etwas Zeit, leisteten uns auf WP 10 einen Dreher und dann auf WP 11 den Umweg durch das Feld, der uns aus der Rallye riss. Wir waren mit ganz anderen Zielen hierher gereist. Jetzt müssen wir es bei der nächsten Gelegenheit besser machen.»

ADAC Rallye Deutschland – Endstand nach 18 Prüfungen:

Pl.

Team / Nat / Fahrzeug

Zeit / zurück

1.

Tänak/Järveoja (EE), Toyota

3:03:36,9

2.

Neuville/Gilsoul (B), Hyundai

+ 39,2

3.

Lappi/Ferm (FIN), Toyota

+ 1:00,9

4.

Ogier/Ingrassia (F), Ford

+ 1:34,5

5.

Suninen/Markkula (FIN), Ford

+ 2:02,9

6.

Mikkelsen/Jaeger (N), Hyundai

+ 2:13,8

7.

Breen/Martin (IRL/GB), Citroën

+ 2:39,1

8.

Griebel/Rath (D), Citroen

+ 10:41,2

9.

Kopecky/Dresler (CZ), Skoda R5

+ 13:12,8

10.

Rovanperä/Halttunen (FIN, Skoda

+ 13:16,6

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