Formel 1: FIA spricht Urteil

Ford-Piloten für Asphalt-Debüt optimistisch

Von Toni Hoffmann
Latvala beim Deutschland-Test.

Latvala beim Deutschland-Test.

Erstmals starten die neuen WRC bei der Rallye Deutschland auf Asphaltpisten, die Ford-Piloten trauen dem Ford Fiesta RS WRC dabei Grosses zu

Nach den «finnischen Flugtagen» bekommen die Piloten des Teams Ford Abu Dhabi bei der ADAC Rallye Deutschland wieder festen Boden unter die Räder. Und wie fest: Der neunte von 13 Läufen zur Rallye-Weltmeisterschaft 2011 ist die erste reine Asphaltveranstaltung der Saison und damit auch die erste Bewährungsprobe des neuen Ford Fiesta RS WRC auf diesem Untergrund.

Die Werkspaarungen Mikko Hirvonen/Jarmo Lehtinen und Jari-Matti Latvala/Miikka Anttila testeten den Fiesta RS WRC schon während der Entwicklungsphase in Frankreich und Spanien ausgiebig auf Asphalt. Im Juni absolvierten sie weitere Probefahrten in Frankreich, und am Freitag begann der abschliessende viertägige Test in Deutschland, bei dem beide Finnen jeweils zwei Tage am Steuer des Turbo-Allradlers sitzen werden.

Von den fünf ausstehenden Saisonläufen finden drei auf Asphalt statt – die Rallye Deutschland gilt allgemein als der schwierigste davon. Zum einen wegen der sehr unterschiedlichen Fahrbahnbeläge an den drei Rallye-Tagen, zum anderen wegen des oft unsteten Wetters. Sollte es – wie in diesem Sommer fast schon zu erwarten – während der Rallye regnen, werden die Bedingungen auf den verschiedenen Oberflächen nochmals unberechenbarer.

Der aktuelle WM-Zweite Mikko Hirvonen sieht die «Deutschland» als untypische Rallye. «Die Weinberge, der Truppenübungsplatz, die offene Landschaft – eigentlich beginnt in Deutschland jeden Tag eine neue Rallye», findet der 31-Jährige. Den Auftakt zu diesem «Dreikampf» bilden die welligen, engen Wertungsprüfungen an den Moselhängen, von denen einige auch am dritten Tag auf dem Programm stehen. Schnelle Vollgas-Passagen wechseln sich mit Haarnadelkehren ab, viele Abbiegungen der Wirtschaftwege sind durch überhängende Weinstöcke oder Mauerwerk verdeckt.

Die zweite Etappe hingegen besteht einerseits aus öffentlichen Landstrassen im Saarland, die schnell und flüssig zu fahren sind. Wegen der vielen Bäume am Strassenrand können sie stellenweise feucht und damit überraschend rutschig sein. Hinzu kommt die 34 Kilometer lange WP auf dem Truppenübungsplatz Baumholder, die als härteste Herausforderung des deutschen WM-Laufs gilt. Breite Asphaltstrassen wechseln sich mit welligen, extrem rauen Betonpisten ab, die die Haltbarkeit der Michelin-Reifen auf eine harte Probe stellen. Noch tückischer sind die berühmten «Hinkelsteine», massive Betonpoller, die die Panzer der US Armee auf Kurs halten sollen. Der kleinste Fehler kann in einem heftigen Kontakt mit diesen unverrückbaren Hindernissen münden. Zudem sind die Strecken in Baumholder mit einem Mix aus Sand und Schotter überzogen, der im Trockenen rutschig und im Nassen fast unberechenbar ist.

Mikko Hirvonen, der den Ford Fiesta RS WRC in Schweden bei dessen WM-Premiere gleich zum ersten Sieg steuerte, traut dem 1,6-Liter-Turbo-Allradler auch beim Asphalt-Debüt einiges zu: «Wir wissen von den Tests, dass der Fiesta auf diesem Untergrund sehr gut funktioniert und rechnen uns gute Chancen aus. Ich mag die Prüfungen in Deutschland, solange es trocken bleibt – vor allem die Weinberg-WP, die ausgezeichneten Grip bieten. Im Nassen sieht es anders aus, dann werden die Strassen durch den aufgewühlten Lehm und Schotter sehr schmutzig. Die Rennreifen von Michelin arbeiten auf trockenem Asphalt fantastisch. Sollte es regnen und wir rutschen herum, wird es für die Pneus natürlich hart. Wir sind durch das Reglement in der Reifenwahl eingeschränkt, aber das gilt für alle.»

Das Wetter hält der 13-fache WM-Laufsieger für einen Schlüsselfaktor: «Es wechselt so schnell, dass wir auf derselben WP unterschiedliche Bedingungen antreffen können. Mit etwas Glück kannst du das Klassement bei solchen Gelegenheiten auf den Kopf stellen.» Der Finne startete bereits sechs Mal in Trier und erzielte 2007 als Dritter sein bisher bestes Resultat. In Deutschland feiern Hirvonen und sein Co-Pilot Jarmo Lehtinen ihren 100. WM-Start für Ford.

Teamkollege Jari-Matti Latvala kam bei bisher sieben Starts nicht über einen vierten Rang hinaus. «Diese Rallye hat von allem etwas», berichtet er. «In den Weinbergen verschleissen die Reifen wegen des vielen Cuttens und der engen Haarnadeln relativ stark. Auch auf den Landstrassen-Passagen wird oft über die Innenkurve abgekürzt. In beiden Fällen liegt dadurch viel Schmutz auf der Strecke – dieser Dreck wird im Nassen extrem rutschig. In Baumholder darfst du die Kurven dagegen überhaupt nicht schneiden. Die Strassen sind zwar recht breit, aber einen halben Meter neben der Piste lauern die Hinkelsteine – und die verzeihen keinen Fehler.»

Auch er hält den Ford Fiesta RS WRC auf diesem Geläuf für gut geeignet: «Der Fiesta besitzt eine sehr schöne Balance, vor allem in schnellen Kurvenfolgen. Daher müsste er in den Weinbergen stark auftrumpfen können. Mehr Kopfzerbrechen bereitet uns das Wetter. Da das Reglement spezielle Regenreifen verbietet, müssen wir im Nassen immer einen Kompromiss zwischen Speed und Grip finden.»

Das Team setzt zudem Henning Solberg/Ilka Minor sowie den deutschen WRC Debütanten Aaron Burkart mit Co-Pilot André Kachel ein. Der 28-jährige Burkart ist amtierender Junioren-Weltmeister.

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