Formel 1: Ohrfeige für Gegner von Verstappen

Außergewöhnlicher Auftakt in Australien

Von Toni Hoffmann
Jari-Matti Latvala driftete allen davon

Jari-Matti Latvala driftete allen davon

Latvala/Anttila führen zehnten Saisonlauf der Rallye-WM mit knappem Vorsprung an, Platz drei und vier: Ogier/Ingrassia und Mikkelsen/Floene nach Tag eins auf Podiumskurs.

Auf den letzten Metern des Tages die knappe Führung übernommen: Jari-Matti Latvala/Miikka Anttila (FIN/FIN) liegen nach dem ersten von drei Tagen bei der Rallye Australien an der Spitze. Sie meisterten – wie ihre Volkswagen Teamkollegen Sébastien Ogier/Julien Ingrassia (F/F) als Dritte und Andreas Mikkelsen/Ola Floene (N/N) als Vierte – damit eine wahre Herkulesaufgabe erfolgreich. Als Führende in der FIA Rallye-Weltmeisterschaft (WRC) hatten die drei Duos mit ihren Polo R WRC die Ehre, die Route zu eröffnen.  

Eine Aufgabe mit Fluch und Segen zugleich: Über weite Strecken des Eröffnungstages mit 125,12 Prüfungskilometern fegten sie die Schotterpisten für ihre nachfolgenden Konkurrenten vom losen Schotter frei und machten sie damit schneller für ihre Gegner. Sie profitierten allerdings auf der abschließenden Sonderprüfung des Tages auch vom aufgewirbelten Staub, der einigen Nachfolgenden die Sicht erschwerte. Latvala/Anttila nehmen eine knappe Führung von zwei Sekunden auf Kris Meeke/Paul Nagle (GB/IRL, Citroën) mit in den Rallye-Samstag und weitere 2,6 auf ihre Volkswagen Teamkollegen Ogier/Ingrassia. Mikkelsen/Fløene folgen mit einem Rückstand von lediglich 12,9 Sekunden auf die Spitze.

Die Rallye Australien entwickelte sich am ersten Tag zu einem wahren Krimi. Sowohl Hyundai als auch Citroën und Volkswagen stellten die zwischenzeitlichen Führenden. Nach dem ersten Drittel befinden sich die drei Marken innerhalb von nur 15,9 Sekunden auf den ersten fünf Plätzen in einem engen Schlagabtausch. Der kommende Rallye-Samstag bietet den Teilnehmern echte Herausforderungen: Die für Australien ikonische Prüfung «Nambucca» – mit 50,80 Kilometern längste der Rallye – steht zweimal auf dem Programm. Der zweite Durchgang von «Valla» wird zudem in absoluter Dunkelheit ausgetragen.

Stimmen nach der ersten Etappe:

Sébastien Ogier, Volkswagen Polo R WRC #1
«Wir können mit dem ersten Tag in Down Under extrem zufrieden sein. Julien und ich haben alles gegeben, wir sind absolut am Limit gefahren. Die Strecken hier in Australien sind unglaublich schön, aber gleichzeitig extrem schwierig. Es liegt viel loser Schotter auf den Prüfungen, wodurch es für die zuerst startenden Autos sehr rutschig ist. Wir sind dadurch häufig so dicht am Limit gewesen, dass es auch mal knapp war zwischendurch. Trotzdem bin ich am Ende des ersten Tages wirklich glücklich mit unserer Platzierung. Mein Ziel hier ist immer noch der Sieg. Das wird nicht einfach, aber eine Chance haben wir immer. Morgen erwartet uns mit der 50 Kilometer langen ‚Nambucca‘-Prüfung erneut eine sehr harte Aufgabe – gleichzeitig aber auch die spektakulärste.»

Jari-Matti Latvala, Volkswagen Polo R WRC #2
«Ein guter erster Rallye-Tag! Am Vormittag ging es vor allem darum, den Reifenverschleiß in Grenzen zu halten. Das Grip-Niveau war überraschend hoch, obwohl es durch den Staub auf der Oberfläche erst einmal rutschig war. Und somit auch der Abrieb mit den weichen Reifen. Noch dazu mussten die ersten Fahrzeuge die Strecke freifegen und das wirkte sich negativ auf die Zeiten aus. Über den Nachmittag habe ich den Rückstand wieder wettmachen können. Die Ausgangsposition ist natürlich gut, aber es warten noch einige Herausforderungen auf uns. Mit zweimal ‚Nambucca‘ stehen uns morgen die längsten Wertungsprüfungen der Rallye noch bevor.»

Andreas Mikkelsen, Volkswagen Polo R WRC #9
«Wir haben heute alles gegeben, um in Schlagdistanz zur Spitze zu bleiben. Die Route gemeinsam mit meinen Teamkollegen zu eröffnen, gehörte auf den ersten drei Prüfungen heute zu den schwersten Aufgaben des Jahres. Leider habe ich mir schon auf dem ersten Kilometer am Morgen selbst ein Bein gestellt. Auf dem kurzen Asphalt-Stück habe ich meine Reifen etwas zu sehr rangenommen und musste den Rest der Vormittagsschleife deshalb etwas vorsichtiger fahren, als mir lieb war. Am Nachmittag haben wir ebenfalls alles gegeben, um vorn dabei zu bleiben, doch das Grip-Niveau wechselte permanent und war schwer einzuschätzen. Auf der letzten Prüfung haben wir durch sehr seltsames Handling viel Zeit verloren und werden im Abendservice überprüfen, was genau das Problem war. Nicht optimal, aber wir werden morgen wieder attackieren.»

Jost Capito, Volkswagen Motorsport-Direktor
«Hut ab vor unseren Fahrern. Sie haben heute alle drei herausragende Arbeit geleistet. Die Strecke hier speziell auf den ersten drei Wertungsprüfungen zu eröffnen, war keine leichte Sache. Auf dem losen Schotter war es schwierig, Top-Zeiten zu fahren und obendrein haben sie auch noch die Straßenkehrer für die nachfolgende Konkurrenz gespielt. Diese Ehre kommt den WM-Führenden nun einmal zu und wir gehen diese Herausforderung gern an. Die letzten Kilometer des Tages kam uns diese Rolle sogar entgegen, weil immer mehr hängende Staubwolken die Sicht für die Nachfolgenden etwas behinderten. Alles in allem sind wir sehr zufrieden mit dem Zwischenstand. Unser Ziel, alle drei WM-Titel schon hier in Australien dingfest zu machen, ist derzeit in Reichweite. Aber es ist auch nur das: ein Zwischenstand. Wir müssen weiter als gesamtes Team akribisch arbeiten, um das Ziel zu erreichen. Wir freuen uns darauf.»

Und da waren dann noch ...

... die (nicht gerade) üblichen Verdächtigen. Denn am Donnerstagabend, unmittelbar nach dem zeremoniellen Start in Downtown Coffs Harbour und auf dem Weg zurück in den Servicepark, musste Andreas Mikkelsen mit seinem Polo R WRC einen unverhofften Stopp einlegen. Die örtliche Polizei hatte den WM-Dritten angehalten – zwecks Alkoholkontrolle. Mikkelsen passierte den Test ohne weitere Beanstandung. „Ich bin geradeso unterhalb des erlaubten Werts geblieben“, so der Norweger augenzwinkernd. Der liegt in Australien bei 0,01 Promille.  

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