Rallye Spanien: Al-Attiyah wieder WRC2-Champion
Nasser Al-Attiyah (Skoda Fabia R5) muss sich wohl bei VW-Werkspilot Sébastien Ogier bedanken. Der Unfall des Weltmeisters wenige Kilometer vor dem Ziel führte zum Abbruch der letzten Wertungsprüfung. Al-Attiyah rettete damit einen Vorsprung von nur einer Zehntelsekunde vor Armin Kremer (Skoda Fabia R5) ins Ziel.
Mit den 15 Punkten für Rang drei steht Al-Attiyah als WRC2-Weltmeister fest. Beim Saisonfinale in Großbritannien kann ihn niemand mehr einholen. «Ich habe mich hier schwer getan», gab Al-Attiyah zu. «Aber am Ende haben wir Glück gehabt. Manchmal müssen halt 0,1 Sekunden ausreichen.»
Während Skoda-Werkspilot Pontus Tidemand ungefährdet vor dem gegen Ende unter einer rutschenden Kupplung leidenden Teamkollegen Jan Kopecký siegte, geriet Al-Attiyah am Sonntag unerwartet unter Druck von Armin Kremer. Der Mecklenburger hatte auf den WRC2-Titelverteidiger innerhalb von fünf WP mehr als 24 Sekunden aufgeolt.
«Ich kann Nasser einholen. Ich weiß, wo ich im Vergleich zum ersten Durchgang über diese Prüfung zulegen kann», sagte Kremer, nach einem Handshake mit Al-Attiyah vor dem WP-Start. Dazu kam es dann aber nicht mehr.
Vom Start weg bestimmten die Skoda-Werkspiloten das Tempo. Pontus Tidemand fuhr am Freitag sechs Bestzeiten, Teamkollege Esapekka Lappi zwei. Zwischen die beiden schob sich im Zwischenklassement Jan Kopecký im dritten Fabia R5 aus Mlada Boleslav.
Korsika-Sieger Julien Maurin (Ford Fiesta RRC) erlebte dagegen einen katastrophalen Freitag. Gleich fünf Reifenschäden kosteten ihn über sieben Minuten. Auch beim Skoda-Werksteam machte sich am Freitagabend im Servicepark kurz Nervosität breit. Spitzenreiter Tidemand schleppte sich mit zwei schleichenden Plattfüßen ins Etappenziel, erreichte es aber ohne Verspätung.
Reifenschäden bremsten fast alle Spitzenfahrer. «In WP 8 haben wir zum Wechseln angehalten. In WP 9 war es nur ein schleichender Plattfuß, mit dem wir das Ziel erreicht haben», erzählte Al-Attiyah, zu diesem Zeitpunkt Vierter. Yuriy Protasov (Ford Fiesta RRC) zerstörte eine Felge an einer Mauer, und Jari Ketomaa (Ford Fiesta R5) musste wegen einer gebrochenen Radaufhängung sogar aufgeben. Abdulaziz Al-Kuwari (Ford Fiesta RRC) fing sich schon am Donnerstag eine Zehn-Minuten-Zeitstrafe ein – wegen einer defekten Servolenkung musste er die Super-WP in Barcelona auslassen.
Der Samstag begann mit einem Paukenschlag. Skoda-Werkspilot Lappi beerdigte seine Titelchancen in einem Straßengraben, nur wenige Meter von der berühmten Haarnadelkurve am Ortsrand von El Molar (WP 11). Teamkollege Kopecký wurde gleichzeitig durch eine defekte Servolenkung gebremst. Den Schaden konnte er mit Bordmitteln beheben. Anschließend fuhr der Tscheche – trotz rutschender Kupplung – fünf Bestzeiten und verteidigte Rang zwei hinter Tidemand im dritten Werks-Fabia.
Titelfavorit Nasser Al-Attiyah schien dagegen mit dem falschen Fuß zuerst aufgestanden zu sein. «Ich bin zu vorsichtig beim Kurvenschneiden», begründete der Katari seine vergleichsweise schwachen Zeiten. Er wurde noch am Samstag von Eric Camilli (Ford Fiesta R5) überholt. Am Sonntag schied der Franzose nach einem Feuer unter der Motorhaube (WP 19) allerdings aus und machte so den Weg frei für den vorzeitigen Titelgewinn von Nasser Al-Attiyah.
Rallye Spanien, Ergebnis WRC2
1. Pontus Tidemand/Emil Axelsson (Skoda Fabia R5), 3:30.01,6 Stunden
2. Jan Kopecky/Pavel Dresler (Skoda Fabia R5), + 10,7 Sekunden
3. Nasser Al-Atiiyah/Matthieu Baumel (Skoda Fabia R5), + 4.05,3 Minuten
4. Armin Kremer/Pirmin Winklhofer (Skoda Fabia R5), + 4.05,4 Minuten
5. Yuriy Protasov/Pavlo Cherepin (Ford Fiesta RRC), + 7.41,4 Minuten
6. Jaroslaw Koltun/Ireneusz Pleskot (Ford Fiesta R5), + 18.46,9 Minuten
WRC2-Tabelle nach zwölf Läufen
1. Nasser Al-Attiyah (Katar/Ford+Skoda), 112 Punkte
2. Yuriy Protasov (Ukraine/Ford), 90 Punkte
3. Esapekka Lappi (Finnland/Skoda), 88 Punkte
4. Pontus Tidemand (Schweden/Skoda), 86 Punkte
5. Abdulaziz Al-Kuwari (Katar/Ford), 75 Punkte
6. Jari Ketomaa (Finnland/Ford), 67 Punkte