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Rallye-Lady Minor: «Spaß bei der Rallye Argentinien»

Von Toni Hoffmann
Henning Solberg/Ilka Minor in Argentinien

Henning Solberg/Ilka Minor in Argentinien

Plötzlich auftauchende Steine, Differenzial- und Servo-Ausfälle sowie ein Blindflug im dichten Nebel konnten Henning Solberg und Ilka Minor beim vierten Lauf zur Rallye-Weltmeisterschaft nicht aufhalten.

Das Duo belegte bei der Argentinien-Rallye Platz neun – Platz sieben wäre möglich gewesen. Ins Schwärmen gerät Ilka, wenn sie von den euphorischen Fans am Streckenrand erzählt.

«In Argentinien scheint es einen regnerischen Sommer gegeben zu haben», vermutet Ilka Minor. Denn die Sonderprüfungen in Argentinien, wo bereits der Herbst ausgebrochen ist, waren zwar «sehr cool» aber auch «sehr ausgewaschen», erzählt Ilka, die im «Land der Gauchos» an der Seite von Henning Solberg den WM-Lauf absolviert hat. Vor allem auf den Prüfungen im Süden des Landes hatte der besonders lose Untergrund zur Folge, dass «recht rasch die Steine herausgekommen sind», berichtet Ilka. Die unangenehme Folge: «Man ist schon ziemlich überrascht, wenn du um die Ecke kommst und dann taucht plötzlich ein solcher Stein auf. Zum Glück ist niemandem etwas passiert, denn das ist nicht ungefährlich.»

Am Freitag lief es für das norwegisch-österreichische Duo im Ford Fiesta RS WRC prächtig, obwohl am Vormittag ein defektes hinteres Differenzial Zeit kostete – nach neun Sonderprüfungen lagen Henning Solberg und Ilka Minor auf dem tollen siebten Gesamtrang, als bestplatziertes Privatteam.

Auch am Samstag lief es nicht ohne technische Probleme – fünf Kilometer vor dem Ziel der ersten Prüfung setzten Ausfälle der Servolenkung dem Norweger zu. Ilka erklärt: «Das ist natürlich schwierig, da kannst du noch so gut trainiert sein, das geht ordentlich an die Substanz.»

23 Kilometer Natur pur

Von den Samstags-Sonderprüfungen zeigt sich Ilka begeistert: «Das waren sehr schnelle Strecken – eine drei Kilometer lange Passage war komplett voll zu fahren. Die zweite Prüfung war 38 Kilometer lang – und ab dem 15. Kilometer gab es keine Zuschauer mehr. Das war sehr eigenartig – doch wir wussten natürlich, warum hier keine Fans mehr standen.»

Der Hintergrund: Weil es im Vorjahr Probleme mit dem Zuschauerandrang gab, hat die Oberste Sportbehörde FIA dem Veranstalter auferlegt, dass auf den letzten 23 Kilometern der SP «Los Gigantes-Cantera El Condor» keine Zuschauer an der Strecke stehen dürfen, weil die gesamte Länge dieser Strecke nicht überprüfbar gewesen wäre. Ilka lacht: «Wenn du dort einen Ausritt hast, gibt es keine Fans, die dir wieder auf die Strecke helfen. Jari-Matti Latvala kann das wohl bestätigen – obwohl er nach seinem Unfall im zweiten Durchgang Glück hatte, da ihn ein Hubschrauber erspäht hat.» Auf der gleichen Prüfung verloren Solberg/Minor ihren siebten Platz an den argentinischen Lokalmatador Marcos Ligato.

«The Fog» kostete Platz sieben

Am Sonntagvormittag schließlich rutschte man auf Platz neun ab – der Hintergrund: Auf der morgendlichen Kult-Sonderprüfung „El Condor“ gab es starken Nebel. Ilka erklärt: «Ich dachte immer, dass ich im Nebel schlecht sehen würde – aber bei Henning ist es noch viel schlimmer. Doch es war ohnehin klar, dass wir Thierry Neuville nicht hinter uns halten können.» Wohl aber M-Sport-Pilot Eric Camilli, der zuvor stets hinter Solberg/Minor lag und auf der Nebelprüfung vorpreschen konnte.

Als sich die Schwaden lichteten, kam – ganz im Gegensatz zum Horror-Klassiker von John Carpenter namens «The Fog» oder «Nebel des Grauens» - Freude auf. Denn am Streckenrand standen unzählige begeisterte Fans.

«Unglaubliche Euphorie»

Ilka gerät ins Schwärmen: «Das ist eine Euphorie, die man sich nicht vorstellen kann. Laut Veranstalter waren es mehr als 100.000 Fans nur auf den Sonntagsprüfungen. Schon am Samstag wurde um 16 Uhr zugemacht, weil sich so viele Fans angestellt haben – sie haben die Nacht im Freien verbracht, um am Sonntag dabei sein zu können. Auf der Hauptstraße gab es Party, mit Grillen und allem, was dazugehört. Und wenn du auf der Verbindungsstrecke stehen geblieben bist, kamen sofort Fans, die Autogramme oder ein Foto mit dir wollten. Es sind sehr herzliche und euphorische Menschen – wenn sie an der Strecke stehen und dich anfeuern, beflügelt einen das schon sehr.»

Makabre Witze im Flieger

Bitter-süffisanter Nachsatz: «Vorausgesetzt natürlich, wenn du sie sehen kannst und keine Nebelwand dazwischen steht.» Dass man im besagten Nebel einen möglichen siebten Platz verloren hat, wurmt Ilka jedoch nicht allzu sehr: «Ich denke, dass wir auch mit Platz neun sehr zufrieden sein können, wir haben erneut Punkte holen können und diese Rallye hat richtig Spaß gemacht. Mir gefällt die Atmosphäre dort so gut, dass ich mir durchaus vorstellen kann, das auch einmal von der anderen, der Publikumsseite aus zu genießen.»

Wenn da nicht die beschwerliche lange Flugreise wäre. Auf dem Heimflug befand sich beinahe der gesamte WM-Zirkus im Flieger. Ilka lacht: «Wenn wir abgestürzt wären, hätte der Promotor ein Problem, im Flieger saß unter anderen das komplette Volkswagen- und das Hyundai-Werksteam.» Den schwarzen Humor der Ilka Minor genießen lernte jener Reisende, der das Pech hatte, zwischen Ilka und ihrer makabren Witzen ebenfalls nicht abgeneigten Kollegin Kathi Wüstenhagen zu sitzen. Die beiden Co-Pilotinnen hatten jedenfalls ihren Spaß im Flugzeugcockpit.

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