Formel 1: Max Verstappen – alles für die Katz

Rallye Polen ohne Happy End für Armin Kremer

Von Toni Hoffmann
Kopf und Bauch: Armin Kremer selbstkritisch: «Zu spät den Respekt abgelegt», Schmaler Grat: Furiose Aufholjagd des deutschen SKODA-Duos endet im Aus, Talentprobe: Ella Kremer bei internationalem Debüt auf Klassenrang 2.

Der siebte von insgesamt 14 Rallye-WM-Läufen in Polen bot das erwartete Vollgas-Fest - auch und vor allem in der mit 25 Teams erneut breit und top besetzten WRC2-Kategorie. Mittendrin statt nur dabei, Routinier Armin Kremer. Doch anders als von dem Mecklenburger erwartet, ritten nicht nur die Vollzeitprofis vom ersten Meter "volle Attacke", sondern auch seine direkten Konkurrenten, wie SKODA-Markenkollege Nicolas Fuchs. Also legte auch der 47-Jährige alle taktischen Pläne zur Seite, seinen Respekt ab und machte Tempo. Mit Erfolg: Lagen Kremer und sein 21 Jahre junger Copilot Pirmin Winklhofer im von Werkspiloten und werksunterstützten Fahrern gespickten Feld nach der ersten Tagesetappe an Position 13, wurde das deutsche SKODA-Duo am Samstagabend schon auf Zwischenrang sieben der WRC2-Kategorie geführt.    

Am Sonntag blieben dem mehrmaligen Deutschen-, Europa- und Asien-Pazifik-Meister dann noch vier der ultraschnellen Schottenprüfungen um mit dem vom österreichischen BRR Team um Rekordlandesmeister Raimund Baumschlager erneut perfekt vorbereiteten SKODA Fabia R5 Richtung Podium zu stürmen. Doch schon in der morgendlichen Auftaktprüfung kam für Kremer/Winklhofer das jähe Ende. Beim Kurvenschneiden in einer «Vollgasecke»" wurde ihr Auto in der ausgefahrenen Spur von einer massiven Baumwurzel ausgehebelt, Mensch und Maschine segelte über die Piste und touchierte auf der anderen Straßenseite einen Baum. Anders als ihr Dienstwagen trugen die Insassen keine Blessuren davon. Der Schaden hält sich auch beim Blick auf die WM-Tabelle in Grenzen. Denn mit seinen 40 WM-Zählern von Monte Carlo, Mexiko und Sardinien bleibt Kremer auf Tabellenrang sechs. Vom angepeilten Podiumsplatz in der Endabrechnung trennen ihn trotz des «Nullers» lediglich 19 WM-Punkte.

Erfolgreicher als Armin Kremer war bei der Rallye Polen dessen Tochter Ella. Vor zwei Monaten feierte die Schülerin noch ihren 17. Geburtstag, am vergangenen Wochenende dann ihr internationales Debüt an der Seite von Opel-Werkspilot Marijan Griebel. Aus dem Blitzstart wurde ein Bravourritt. Copilotin Ella Kremer dirigierte WM-Gaststarter Griebel  auf den zweiten Klassenrang. Zum Feiern blieb allerdings keine Zeit, am Montagmorgen wurde die schnelle Fachkraft wieder in der Schule erwartet.  

Armin Kremer: «Auf den ersten Metern fehlte mir das letzte Vertrauen ins Auto. Aber ohne das geht es bei der irren Konkurrenz und dem Wahnsinns-Tempo in der WRC2 nicht. Ich habe einfach zu spät den Respekt abgelegt. Dass wir im Schlussspurt abgeflogen sind, geht auf meine Kappe. Als das Auto ausgehebelt wurde, hatte ich aber keine Chance mehr. Die Baumwurzel hätte ich bei der Streckenbesichtigung im Aufschrieb deutlicher notieren müssen. Und noch eine Lehre ziehe ich aus diesem unglücklichen Wochenende: Wenn wir mit den Vollprofis weiter mithalten wollen, müssen auch wir zwischendurch im Auto sitzen und testen. Zur tollen Leistung von Ella will ich gar nicht so viel sagen, denn die spricht für sich. In dem Alter bei einer so schwierigen Rallye so ein Debüt abzuliefern, ist etwas ganz besonders. Auch wenn ich wusste, dass sie es kann, die ganze Familie ist stolz auf die Kleine.»

Ella Kremer: «Ich bin noch immer beeindruckt von den Erlebnissen des Wochenendes und will mich einfach nur bedanken für das Vertrauen und für diese tolle Chance, allen voran bei Marijan und dem Team von Auto Deppe. Am Anfang war ich doch etwas erschrocken, wie schnell es in so einem Auto und auf den WM-Strecken zur Sache geht, schließlich bin ich bisher nur in einem seriennahen R1 auf Asphaltpisten unterwegs gewesen. Mit der Sommerhitze und den langen Tagen im Auto bin ich gut zurechtgekommen. Marijan hat mich super unterstützt und mir auch immer gleich ein Feedback gegeben, wenn ich etwas anders machen sollte. Keine Frage, in dieser Rallyewoche habe ich extrem viel gelernt. Dass wir trotz der großen Konkurrenz, auch aus der DMack-Trophy mit unserem kleinen Privatteam Zweiter in der Klasse wurden, ist toll, das Sahnehäubchen aber die Trophäe für das bestes Nicht-FIA-Prioritätsteam bei den zweiradangetriebenen Fahrzeugen.»

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