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Roadbook-Chaos und Handy-Affäre: Moraes/Monleon vorne

Von Martin Gruhler
Der Tagessieg des brasilianischen Toyota-Piloten Luca Moraes ist mit einer unerlaubten Handy-Nutzung verbunden. Nach einem kontroversen Tag führt Lategan nur noch mit 21 Sekunden.

Der Start zur siebten Dakar-Etappe Duwadimi-Duwadimi erfolgte unter Gewitterwolken. Sie sind auch als Symbol zu sehen für das große Tohuwabohu was sich heute bei der Dakar ereignete.

Falsche Eintragungen im Roadbook führten bei Kilometer 158 der 419 Kilometer langen Schleifenetappe zu einem phasenweise gehörigen Durcheinander.

Die Podiumsanwärter hatten auf einem 20 Kilometer langen Abschnitt nach einem Viertel der heutigen Prüfung wegen der falschen Informationen massive Zeitverluste hinnehmen müssen. Andere  Teams hattensich für den richtigen Weg entschieden und sollten zunächst dafür belohnt werden.

Die Dakar-Organisatoren entschieden sich bald, den problematischen Teil der Wertungsprüfung zu neutralisieren, nachdem sie selbst einen Roadbook-Fehler eingeräumt hatten. Das hob den Zeitverlust der Topfahrer wieder auf und bestimmte die Wertung somit wieder neu.

In einer Erklärung des Veranstalters ASO hieß es nach der Hälfte der Etappe:«Ein fehlerhafter Roadbook-Vermerk bei Kilometer 158 der Sonderprüfung hat dazu geführt, dass mehrere Fahrer an der Spitze des Feldes die Orientierung verloren haben. Ein Abschnitt von etwa 20 Kilometern vor und nach diesem Punkt wird daher nach der Zielankunft der Autos im Biwak von Al Duwadimi neutralisiert. Alle Zeitgewinne oder -verluste im umstrittenen Teil der heutigen Prüfung werden somit wieder aufgehoben».

Nach den neu bestimmten Zeiten sieht die Ergebnisliste den Toyata-Piloten Henk Lategan weiter im Gesamtklassement vorne. Allerdings ist der Vorsprung auf seinen Teamkollegen Yazeed Al Rajhi von fast acht Minuten auf nun mehr mickrige 21 Sekunden zusammen geschmolzen. Die Erlangung der Spitze auf heimischen Terrain für Al Rajhi könnte jetzt schneller kommen alles von vielen eigentlich erwartet. Fünf Etappen sind noch zu fahren.

Für den fünffachen Dakar-Sieger Al-Attiyah war es kein guter Tag gewesen, denn eigentlich hatte der Dacia-Pilot sich zum Ziel gesetzt mit einer intensiven Attacke den Vorprung von Ford-Fahrer Mattias Ekström auf der Jagd nach Platz 3 entscheidend zu reduzieren. Aber Pustekuchen: Ekström beendete die Etappe als Zweiter mit einem Rückstand von 7.41 Minuten auf Lucas Moraes im Toyota. Somit festigte der Schwede seinen dritten Platz in der Gesamtwertung mit nur 10.25 Minuten Rückstand auf die Spitze.

Sandrider Nasser Al-Attiyah verlor rund sechs Minuten auf Ekström, so dass der fünfmalige Sieger vorläufig fast 12 Minuten Rückstand auf diesen besitzt. Die Neubestimmung der Zeiten sorgte somit dafür, dass Al Rajhi und Ekström am Ende des Tages die großen Gewinner waren.

Die Navigation spielte heute eine besondere entscheidende Rolle. Die siebte Etappe war eine weitere zwischen Motorrad- und die Autokategorie geteilte Veranstaltung, die somit auf getrennten Sonderprüfungen unterwegs waren.

Die von den Organisatoren als «lange und physische» Etappe mit «teuflischer Navigation» beschriebene Prüfung hatte von allem etwas: schnelle und langsame Streckenteile wechselten sich mit weichem Dünen-Terrain und Off-Pisten-Abschnitten ab.

Was die ASO eben nicht erwartet hatte, waren die chaotischen Szenen an der 158-km-Marke. Bei Kilometer 138, dem letzten vor dem Fehler im Roadbook, lag Ekström als Vierter der bestplatzierten Podiumsanwärter etwea drei Minuten hinter der Bestzeit von Moraes..Auf dem 20-Kilometer-Abschnitt verlor er wegen dem Gebetbuchfehler 23 Minuten. Al-Attiyah büsste sogar volle 36 Minuten ein..

Der Südafrikaner Lategan war Achtschnellster mit einem Rückstand von 5.31 Minuten hinter Moraes gewesen. Trotz des Verlustes von 16 Minuten schnitt der Südafrikaner immer noch besser ab als Al Rajhi, dessen 31-Minuten-Verlust ihn vorübergehend sogar anfällig machte von Ekström von Platz zwei in der virtuellen Wertung verdrängt zu werden.

Nach Erreichen des Etappenziels wurde die verlorene Zeit jedoch neu errechnet. Und das bedeutete schlechte Nachrichten für Lategan.

Da in dieser Woche weitere Dünen auf dem Programm stehen und die Rallye weiter in Richtung des riesigen «Empty Quarter» führt, wird es für ihn richtig schwierig. Inzwischen befindet sich Al Rajhi genau auf der Position wo er sein muss, wenn er der erste saudische Sieger der Rallye Dakar werden will.

Unter den Mannschaften herrschte allerdings auch Uneinigkeit darüber, ob die ASO die 20 km lange Strecke, auf welcher der Fehler im Roadbook auftrat, hätte wirklich neutralisieren sollen. Ekström zeigte sich mit der Neuberechnung zufrieden obwohl er die ganze Angelegentheit als ziemlich schräg empfand.

«Es sah aus, als gäbe es ein Problem im Roadbook», seufzte Ekström nach der Etappe. «Wir sahen aus wie Clowns im Zirkus, dabei war das ganz und gar nicht so lustig». Sein M-Sport Ford-Teamkollege Nani Roma war allerdins ganz anderer Meinung: «Es war eben ein harter Tag. In einem Abschnitt mussten die Topfahrer halt alle umdrehen. Ich empfinde es als nicht richtig, dass Rennleiter David Castera diesen Teil aus der Wertung genommen hat. Das ist eine Rallye und es ist ein Teil des Spiels: Manchmal gewinnt man, manchmal verliert man».

Die Etappe gewann Lucas Morares, kassierte aber eine einstündige Strafe wegen der Nutzung eines Mobiltelefons. Nach größeren technischen Problemen, die ihm endgültig ein weiteres erhofftes Dakar-Spitzenergebnis am Samstag kosteten, kehrte sich heute das Glück an ihn zurück. Das Handyvergehen ist mit einer Strafe belegt, die streng formuliert eine Disqualifikation auf Bewährung bedeutet.

Beifahrer Monleon wär in der Neutralisierung der Wertungsprüfung bei der unerlaubten Nutzung eines Mobiltelefons erwischt worden.
In der Entscheidung der Stewards heißt es: «Während der Anhörung hat das Team den Sachverhalt zugegeben. Sie erklärten, dass sich ihnen in der Neutralisationszone eine ihnen völlig unbekannte Person näherte und ihnen ein Mobiltelefon übergab. Der Navigator erklärte, er habe das Handy in der Hitze des Gefechts ohne Nachdenken genommen ohne sich der möglichen Folgen bewusst zu sein. Der Beifahrer entschuldigte sich und räumte seinen Fehler ein».

Moraes/Monleon haben bei der Dakar zwar keine Chancen mehr auf ein gutes Gesamtergebnis. Das Duo hat dafür noch Etappensiege und wichtige Punkte für die Rallye-Raid-Weltmeisterschaft im Sinn.

Ford-Raptor-Pilot Mitch Guthrie Jr. fuhr mit knapp zehn Minuten Rückstand den dritten Platz. Hinter Al-Attiyah mit weiteren zwei Minuten Rückstand rundete Seth Quintero die Top Five ab.

 

 

 

Ergebnis der 7. Etappe: Al Duwadimi - Al Duwadimi (297/412 km)

 

1. Moraes/Monleon (Toyota)  4:01.49 Stunden

2. Ekström/Bergkvist (Ford) +7.41 Minuten

3. Guthrie/Walch (Ford) +9.28

4. AL-Attiyah/Boulanger (Dacia) +11.15

5. Quintero/Zenz (Toyota +11.38

6. Gutierrez/Moreno (Dacia) +12.00

7. Al-Rajhi/Gottschalk (Toyota) +12.48

8. Variawa/Cazalet (Toyota)  +13.13

9. Krotov/Zhiltsov (Mini) +14.24

10. Yacopini/Oliveras (Toyota) +16.00

 

 

Gesamtwertung nach 7 von 12 Etappen

 

1. Lategan/Cummings (Toyota)  37:13.08 Stunden

2. Al-Rajhi/Gottschalk (Toyota) +0.21 Minuten

3. Ekström/Bergkvist (Ford) +10.25

4. Al-Attiyah/Boulanger (Dacia) +21.57

5. Guthrie/Walch (Ford) +40.01

6. Serradori/Minaudier (Century) +54.20

7. Yacopini/Oliveras (Mini) +1:13.05 Stunden

8. Quintero/Zenz (Toyota) +1:28.32

9. Ferreira/Palmeiro (Mini) +1:58.25

10. Baragwanath/Cremer (Century) +2:07.38

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