Formel 1: Max Verstappen – Chancen verspielt?

Nach Stallregie-Farce: Verlässt Peterhansel X-Raid?

Von Matthias Dubach
Auf der letzten Dakar-Etappe manipulierte das deutsche X-Raid-Team die Reihenfolge seiner Mini-Fahrer Nani Roma und Stéphane Peterhansel. Die Chronik eines unwürdigen Schauspiels und was die Folgen sein könnten.

Wirklich weit hätte Sven Quandt von X-Raid nicht über den Tellerrand blicken müssen: Denn im Biwak der Rallye Dakar war auch das Werksteam von Motorradhersteller KTM stationiert, die dominierende Marke bei den Zweirädern: 2014 gab es für KTM den 13. Gesamtsieg in Folge. Wie bei der elf Autos umfassenden Mini-Armada von X-Raid versammelten sich bei KTM während vieler Jahre die besten Rallye-Piloten unter einem Dach. Niemals wäre bei KTM aber jemand auf die Idee gekommen, den eigenen Piloten im Kampf um den Gesamtsieg eine Stallorder auf das Auge zu drücken.

Genau diese mutlose Entscheidung fällte Quandt aber Mitte der zweiten Woche, als Nani Roma vor seinen X-Raid-Teamkollegen Stéphane Peterhansel und Nasser Al-Attiyah in Führung lag. Das hessische Team träumte von einem Dakar-Podest mit lauter Mini-Piloten und wollte verhindern, dass sich die drei Topplatzierten gegenseitig in Fehler treiben, Defekte riskieren und den Triumph gefährden. Die beiden früheren Dakar-Sieger Peterhansel und Al-Attiyah schienen sich erstaunlich genügsam der unpopulären Order zu fügen.

Dummerweise handelte sich Roma am zweitletzten Tag einen Reifenschaden ein, Titelverteidiger Peterhansel zog auf der Spezialwertung wohl oder übel am Spanier vorbei und damit aber auch in der Gesamtwertung. Mit 26 sec Vorsprung in der Tabelle ging Peterhansel als Leader auf die Schlussetappe. Offiziell hiess es bei X-Raid, es sei alles in Ordnung, denn für Romas Reifenschaden konnte der Titelverteidiger schlecht verantwortlich gemacht werden. Aber hinter den Kulissen gab es offenbar eine Menge Gesprächsstoff, wie sich am Samstag auf dem letzten Teilstück zeigte.

Denn X-Raid liess mit einer erneuten Stallorder die alte Reihenfolge wieder herstellen. Peterhansel leistete der Anweisung zwar Folge, aber er stellte dies provokant zur Schau. Er stoppte seinen Mini mitten auf der Wertungsprüfung am Strassenrand, an seinem Heck parkte kurz danach auch Al-Attiyah ein. Ein lächerliches Schauspiel am Ende der fast 9000 km langen, zweiwöchigen Hatz durch Südamerika.

Peterhansel: «Ich bin etwas enttäuscht»

Roma zog an den Minis der Teamkollegen vorbei und konnte im Ziel den zweiten Dakar-Titel nach seinem Sieg 2004 bei den Motorrädern feiern. Nach dieser Farce stieg Peterhansel mit einem süffisanten Lächeln aus seinem Wagen und sagte: «Ich bin angesichts dieses Endergebnisses etwas enttäuscht… Ich werde mir nun ein paar Wochen Gedanken machen, wie ich das nach jeder Dakar mache. Ich muss aber auch sagen, dass Nani mein Freund ist, ich bin froh, ihn so glücklich zu sehen. Dieser Sieg war sein Traum, seit dem er von den Motorrädern rüber gewechselt ist.»

Selbst Dakar-Direktor Etienne Lavigne liess aber durchblicken, dass er sich für sein Rennen ein anderes Ende gewünscht hätte als ein offensichtlich von einem Team manipuliertes Endergebnis.

Das erwünschte Dreifach-Podest konnte X-Raid danach in Valparaiso feiern – der Preis dafür ist aber hoch. Quandt muss sich vorwerfen lassen, nur aus Marketinggründen eine unpopuläre Stallorder herausgegeben zu haben, denn der Gesamtsieg für einen der übermächtigen Mini war nie ernsthaft in Frage gestellt.

Gut möglich, dass Peterhansel zum letzten Mal für X-Raid am Start stand und dies bei Quandt auch bereits durchblicken liess. Denn wenn es nur um den Dreifach-Triumph von X-Raid alleine gegangen wäre, hätte der Sieger nicht zwingend Nani Roma heissen müssen.

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