Multitalent Mortara: «Schneller erwachsen geworden»
Edo Mortara
Edo, wann bist du das erste Mal mit dem Rennsport in Berührung gekommen?
Als Hobby habe ich im Alter von acht Jahren mit dem Kartfahren begonnen, mit Rennfahren habe ich dann etwa mit zehn Jahren angefangen. Damals konnte man erst mit zehn Jahren Rennen fahren, das lag an der Kategorie. Aber der Moment, als ich realisiert habe, dass ich wirklich ein Rennfahrer werden könnte, war später. Das war nie in meinem Blickfeld. Als ich Kart gefahren bin, wollte ich dort Weltmeister werden. Das Ziel habe ich einige Jahre verfolgt, bin lange im Kartsport geblieben und bin dann in den Formelsport aufgestiegen.
Wie bist du als Kind aufgewachsen? Wie waren deine Eltern?
Ich bin in Genf aufgewachsen. Meine Mutter hat mich und meinen Bruder immer zu den Rennen begleitet. Mein Vater war Pilot und deshalb immer viel in der Welt unterwegs. Und zudem ist er auch in Finanzgeschäften aktiv. Das hat er sein ganzes Leben gemacht.
Wie bist du damals zum Kartsport gekommen?
Meine Onkel mütterlicherseits sind in Frankreich Rallyes gefahren, als sie jünger waren. Und auch mein Vater ist Rallye gefahren. Es liegt also ein bisschen in der Familie. Auf die Kartbahn bin ich das erste Mal mit acht Jahren gegangen und es hat mir Spaß gemacht. Jeder in meiner Familie hat meinen Bruder und mich dazu gepusht, Kartsport zu betreiben.
Was ist aus deinem Bruder geworden?
Er ist auch Kart gefahren, als er jünger war, wir sind also zusammen Kart gefahren. Aber es war nicht sein Ding, er hat mit 16 oder 17 damit aufgehört.
Bist du von Beginn an in Italien gefahren?
In der Schweiz konnte man nicht wirklich Rennsport betreiben. Die großen Meisterschaften und die gesamte Kart-Industrie sind in Italien, daher findet man das beste Level für Kartsport normalerweise in Italien. Ich bin immer dort gefahren.
Wie hat das mit der Familie funktioniert? Sind sie immer mitgekommen?
Zu Beginn, als ich etwa zehn Jahre alt war, sind sie mit mir gereist. Da mein Bruder auch gefahren ist und mein Vater meistens nicht dabei sein konnte, sind wir zusammen gefahren. Und als ich dann 12 oder 13 war, habe ich angefangen, alleine zu den Rennen zu reisen.
Wie hat das mit der Schule geklappt?
Ich hatte keine Probleme in der Schule. Das war auch sehr wichtig für meine Eltern. Sie wollten auf jeden Fall, dass ich die Schule beende und am besten auch noch auf die Universität gehe. Das war ganz gut, denn sie haben mir diese Richtung vorgegeben. Wenn ich in der Schule keine guten Leistungen gebracht hätte, hätte ich nicht Kart fahren dürfen. Irgendwann wurde es dann meine größte Leidenschaft, und um dieser weiterhin nachgehen zu können, musste ich in der Schule gut sein. Ich hatte also gar keine wirkliche Wahl.
Du hast mal gesagt, du warst auch im Fußball ziemlich gut.
Ich habe nicht gesagt, dass ich sehr gut war. Aber ich wollte Fußballer werden, ja. Ich habe bei einem Verein in Genf angefangen, und wurde dann später in den großen Klub befördert. Dort war es schon ziemlich gut, sie haben die Schweizer Liga gewonnen und auch im Europapokal gespielt. Dort habe ich die meiste Zeit in meiner Kindheit gespielt. Ich wurde auch für die Jugendmannschaften gescoutet und danach wäre ich eigentlich Profi geworden. Mein Problem aber war, dass ich einige Verletzungen hatte und deshalb aufhören musste. Aber als ich so 11, 12 oder 13 Jahre alt war, war ich ganz gut. Ich wurde auch in die Schweizer Jugend-Nationalmannschaft berufen, habe aber nicht gespielt. Es war nicht einfach, Fußball und den Kartsport zu vereinen.
Das wäre auch meine nächste Frage gewesen: Wie ging das zusammen?
Es war schwierig. Einige Spiele konnte ich nicht machen, was den Fußball-Trainern natürlich nicht gefallen hat. Sie haben mich gepusht, weiterzumachen. Schlussendlich habe ich es hinbekommen, beides zu machen. Ich habe dann aber mit dem Fußball aufgehört und wahrscheinlich damit die richtige Wahl getroffen.
Du warst im Fußball aktiv, du warst im Kartsport aktiv. Wie sah dein Privatleben aus? War es hart, Freundschaften am Leben zu erhalten?
Die Freunde sieht man ja in der Schule, aber natürlich war es schwierig, das auszuweiten, weil man an Rennwochenenden nichts zusammen machen konnte. Gary sagte etwas, das auch auf mich zutrifft. Er meinte: Man hat seine Freunde unter der Woche und dann hat man seine Freunde am Wochenende. Das sind zwei unterschiedliche Welten und ich denke, es hat mir dabei geholfen, schneller erwachsen zu werden. Wenn man in dem Alter alleine reist, trifft man andere Leute. Es waren einfach andere Realitäten. Ich bin in der Schweiz aufgewachsen und habe dort nichts vermisst. Wenn man aber reist, bekommt man einen anderen Blick für die Dinge.