Ullrich-Ära endet: «Schieb-ihn-raus bleibt natürlich»
Wolfgang Ullrich mit seinem Nachfolger Dieter Gass (li.)
Ullrich hatte bereits zu Beginn der Saison 2017 sein Amt an Nachfolger Dieter Gass übergeben und blieb in beratender Funktion tätig. Beim Formel-E-Saisonauftakt in Hongkong Anfang Dezember absolvierte der 67-Jährige seinen letzten Auftritt an der Rennstrecke in Audi-Diensten, Mitte des Monats wurde er im Rahmen einer Feier in den Ruhestand verabschiedet.
Unter Leitung von Ullrich gewann Audi den französischen Langstrecken-Klassiker Le Mans 13 Mal. Auch sechs DTM-Fahrertitel, der erfolgreiche Aufbau des Kundensports bei Audi sowie der personelle Ausbau und der Umzug von Audi Sport in das Motorsport-Kompetenz-Center in Neuburg fallen in die Ära Ullrich.
«Es gibt viele Highlights, aber was heraussticht, ist die gesamte Geschichte rund um Le Mans. Außerdem, dass wir wieder werksseitig in die DTM gegangen sind. Das sind die zwei großen Dinge, die auch bei mir im Kopf bleiben werden», sagte Ullrich dem donaukurier.
Das Geheimnis, warum er fast ein Vierteljahrhundert an der Audi-Spitze stand? «Vielleicht lag es daran, dass es dort immer eine kontinuierliche Weiterentwicklung des Programms gab und immer wieder ein neues Programm aufgebaut wurde oder dazugekommen ist. Da war es gut, als Basis dafür eine gewisse Kontinuität zu haben», so Ullrich: «Außerdem glaube ich, dass es sehr hilfreich war, dass ich zu der Vorstandsebene ein sehr gutes und ehrliches Verhältnis hatte. Irgendwann hieß es bei uns im Haus: „Der Motorsport, das ist der Ullrich.“ Das hat manchmal auch geholfen. Trotzdem muss auch immer etwas abgeliefert werden.»
Abgeliefert wurde vor allem in Le Mans. Das hatte Ullrich erst auf dem Bildschirm, als Audi der Allradantrieb verboten wurde und man nach Alternativen gesucht hatte. «Da haben wir uns erstmals intensiv mit Le Mans auseinandergesetzt und kamen schnell zu der Erkenntnis, dass wir dort wieder ein bisschen Technologie zeigen konnten. Zu der Zeit haben wir auch unsere englische Firma gegründet, wo wir ein Zweitprojekt am Laufen hatten. Denn im ersten Jahr fuhren wir in Le Mans ja mit zwei offenen und zwei geschlossenen Autos. Das Projekt, das in Ingolstadt und in Neckarsulm lief, hat sich dann als das Richtige herausgestellt und wurde fortgesetzt.»
2015 hatte das bis dahin makellose Bild des tadellosen Sportsmannes Ullrich allerdings Risse bekommen. Ullrich hatte in Spielberg mit einem Funkspruch («Timo, schieb ihn raus») für einen handfesten Skandal gesorgt. Scheider hatte nach dem skandalträchtigen Satz sowohl Robert Wickens als auch Pascal Wehrlein von der Strecke geschubst. Im Anschluss wurde Audi mit der Rekordgeldstrafe in Höhe von 200.000 Euro belegt.
Ullrich weiß: «Das bleibt natürlich.» Er nimmt es inzwischen mit einer gewissen Portion Humor. «Damit habe ich immerhin einen Hashtag bekommen», scherzt er und erklärt: «Ich muss ehrlich sagen, ich bin einer, der sich immer sehr zurückgenommen hat. Das in den Funk hinein zu sagen, war ganz einfach nicht clever. Gedacht haben das viele Leute mal, und gesagt haben das sicherlich auch viele, aber nicht live im Fernsehen. Das darf halt nicht passieren. Es ist mir passiert, das war ein Fehler. Es war einfach Emotion, ich hätte es nur nicht sagen dürfen.»