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DTM-Storys 2017: Rookie-Champ, Horrorcrash, Ausstieg

Von Andreas Reiners
Zum Ende des Jahres werfen wir einen kurzen Blick zurück auf zahlreiche Geschichten der Saison. Highight-Videos inklusive.

Bevor das Jahr 2018 beginnt und damit der Fokus auf die neue DTM-Saison gerichtet ist, werfen wir einen Blick zurück auf die Saison 2017 und zahlreiche Geschichten, die die Tourenwagenserie geliefert hat. Highlight-Videos inklusive.

René Rast: Vom DTM-Chef gab es ein dickes Lob: «Er hat es absolut verdient. Er hat mir von Anfang an gut gefallen. Er kam so unscheinbar in die DTM, fuhr sehr saubere Rennen und war nie in irgendwelche Dinge verwickelt», sagt Gerhard Berger über den neuen Champion, der es mit 30 endlich, nach langem Warten in die DTM schaffte und kurz vor seinem 31. Geburtstag als Neuling tatsächlich den Titel holte. Rast besticht durch Schnelligkeit, Konstanz und akribische Detailarbeit: Es war die perfekte Mischung für den großen Wurf.

Audi: Die Ingolstädter haben seit ein paar Jahren das beste Auto im Feld und hatten auch die meisten Rennen gewonnen. Den letzten Fahrertitel hatte Audi aber 2013 geholt. 2017 räumte Audi dann richtig ab und gewann den Fahrer-, Team- und Herstellertitel. Auch begünstigt durch die Abschaffung der Performance-Gewichte. Womit aber nur unterstrichen wurde, wer das beste Auto im Feld hat.

Neuerungen: Ein Großteil des Pakets ist tatsächlich gelungen. Ein bisschen mehr Leistung, neue, weichere Reifen, keine Heizdecken mehr, weniger Personal beim Boxenstopp, Funkverbot, Indy-Restart. Jede einzelne Neuerung ist für sich genommen ein Gewinn, zusammen haben sie die DTM auf einen guten Weg gebracht. Viel ändern muss man für 2018 nicht.

Lucas Auer: Der 23-Jährige hat in seinem dritten Jahr endgültig den Durchbruch geschafft, ist zum Titelkandidaten gereift. Der Zwischenlohn war eine Formel-1-Testfahrt mit Force India. Der Berger-Neffe hat seine Fehler minimiert, arbeitet erfolgreich mit einem Mentaltrainer zusammen und war fast immer der schnellste Mercedes. Ein paar Dinge fehlten noch zum ganz großen Wurf. 2017 hat aber gezeigt: 2018 könnte es für ihn soweit sein.

Titelkampf: Zwischendurch waren es zehn Fahrer, die sich Hoffnungen auf den Titel machen konnten. Lange sah es auch sehr gut für die BMW-Fahrer aus, ehe die Verantwortlichen vor dem vorletzten Event in Spielberg plötzlich die Gewichte abschafften. Dadurch wurde es zu einer reinen Audi-Angelegenheit. Das mögen BMW- und Mercedes-Fans fad finden, spannend war der Audi-Vierkampf trotzdem.

Sicherheit: Es war DER Schockmoment in der laufenden Saison: Gary Paffett flog beim zweiten Norisring-Rennen mit fast 260 km/h ab, krachte mehrmals in die Leitplanken und rauschte in den Audi von Mike Rockenfeller. Heftig: Bei diesem Aufprall wirkten auf Paffett rund 40 g, auf Rockenfeller rund 35 g. Rocky zog sich einen Mittelfußbruch zu, Paffett kam mit Prellungen davon. Zwei Beweise, wie sicher die DTM-Boliden heute sind.

Norisring: Der achte Saisonlauf auf dem Stadtkurs hatte neben dem Horrorcrash alles, was das Fanherz höherschlagen lässt. Kollisionen, wilde Manöver, Fahrer mit Messer zwischen den Zähnen und ein echtes Fotofinish um Platz drei: Edoardo Mortara lag zwei Tausendstelsekunden vor Mattias Ekström, der wiederum 25 Tausendstel vor Marco Wittmann. Alle drei Marken nebeneinander über die Ziellinie: Die Marketing-Abteilungen von BMW, Audi und Mercedes hätten das kaum besser kreieren können.

Tourenwagen Classics: Die goldene Ära mischte bei zwei Events mit und begeisterte die Fans und auch die aktuellen Fahrer. Die Serie mit den historischen Autos und den Fahrerlegenden darf gerne wieder im Rahmenprogramm für leuchtende Augen bei den Fans der 80er und 90er sorgen.

Nico Müller: Der Schweizer war für einige Fahrer der Buhmann. In Moskau fungierte er als Bremsklotz, in Zandvoort machte er sich als Geleitschutz von Ekström auch keine Freunde, am Nürburgring rauschte Timo Glock Müller ins Heck, als der früher auf die Bremse ging. Glock sprach anschließend von einer «beschämenden Rennmanipulation». In Spielberg war Marco Wittmann sauer auf Müller. Das Problem: Müller konnte für sein Verhalten nicht bestraft werden. «Am Nürburgring sitzt du da und bekommst gesagt: „Wir wissen, dass er 25 Meter früher gebremst hat, aber wir können ihn nicht bestrafen“. Irgendwann fragt man sich als Fahrer, wofür man das Ganze dann noch macht? Es ist schade, dass man das nicht klar bestrafen kann, wo es doch relativ offensichtlich ist», so Glock.

TV: Den erneuten Quoten-Rückgang im TV konnten auch Berger und sein dickes Maßnahmen-Paket vor der Saison nicht stoppen. 890.000 Fans schalteten im Schnitt ein, 2016 waren es 940.000, vor zwei Jahren sogar noch über eine Million gewesen. Da konnte auch das Norisring-Rennen mit 1,47 Millionen Zuschauern kaum etwas rausreißen. Besonders bitter: Ausgerechnet bei dem wohl besten Lauf des Jahres ging die ARD wegen einer Politik-Sendung aus der Live-Übertragung. Sehr zum Unmut und Unverständnis der Fans. Die DTM bekommt mit SAT.1 nun einen neuen TV-Partner, mit dem die Hoffnung verbunden ist, dass sich einige Dinge zum Positiven ändern.

Edoardo Mortara: Wenn es darum ging, wer zu den Titelkandidaten gehört, fiel der Name Mortara sehr oft. Kein Wunder: Immerhin ging der Italiener als Vizemeister in die Saison. Aber eben auch nicht mehr als Audi-, sondern als Mercedes-Pilot. Und diese Umstellung fällt Mortara schwerer als gedacht: Am Ende wurde er mit 61 Punkten nur Gesamt-14.

Loic Duval: Rookies haben es in der DTM nie ganz leicht. Aber: Duval ist beileibe kein unbeschriebenes Blatt, der 35-jährige Franzose ist immerhin Le-Mans-Sieger und Langstrecken-Weltmeister. Und: Rast hat es als Neuling auch hinbekommen. Aber: Duval kam nicht in Fahrt. Er stand zwar einmal auf dem Podium, wurde mit 22 Punkten aber Letzter.

Politik: Politische Spielchen hinter den Kulissen gab es in der DTM immer schon, doch gefühlt war es in dieser Saison vor allem in den ersten Wochen ganz schlimm. Dauer-Diskussionen um die Gewichte, Mercedes-Protest gegen Audi, Verschwörungstheorien um BMW, Teamorder – oft schoss der eine gegen den anderen. Was aber alle stets eint: Die Suche nach dem eigenen Vorteil. Leider oft zum Nachteil der DTM.

Performance-Gewichte: Bis zum Mercedes-Erdbeben waren die Gewichte das beherrschende Thema: Nervig, unnötig und lähmend waren die Dauer-Diskussionen um den Ballast. Dreimal wurde die Regel geändert, der DMSB-Alleingang in Moskau mit anschließender Rolle rückwärts setzte der ganzen Posse die Pappnase auf. Zwei Events vor Schluss folgte dann die sensationelle Wende, die Gewichte wurden tatsächlich abgeschafft. Zu spät, keine Frage. Aber besser spät als nie.

Mercedes-Ausstieg: Der erfolgreichste Hersteller in der Geschichte der Serie steigt nach der Saison 2018 aus und verabschiedet sich in die Formel E. Der Tag nach dem Moskau-Event war ein harter Schlag für die DTM, vor allem für Chef Gerhard Berger. Denn der Österreicher braucht dringend neue Hersteller, damit es weitergehen kann.

Zukunft: Berger kämpft um die Zukunft der Serie, arbeitet an der Kooperation mit der japanischen Super GT. 2019 sollen das Class-One-Reglement und der Vierzylinder-Turbomotor kommen. Damit könnten die Japaner in der DTM mitfahren. Im Oktober und November besuchten sich die beiden Serien gegenseitig und gaben einen Vorgeschmack darauf, was kommen könnte. Ein Bekenntnis von Lexus, Nissan oder Honda gibt es aber noch nicht.

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