Mercedes-Teamorder: Fahren jetzt alle für Paffett?
Gary Paffett
Mercedes ist ein gebranntes Kind. Denn das Thema Teamorder ist in der DTM ein sehr sensibles. Als in Budapest, beim dritten Rennwochenende, der Verdacht aufkam, Mercedes könne Strecken-Schach gespielt haben, war der Ärger groß.
Zwar verlief die Aufklärung etwas unglücklich, die Vorwürfe konnten aber letztendlich weitestgehend entkräftet werden. Nun flammt der Themenkomplex langsam wieder auf. Denn nun bricht mit der zweiten Saisonhälfte die Phase an, wo sich die Hersteller auf einen Titelkandidaten festlegen. Und der wird dann von der restlichen Mannschaft unterstützt.
Wäre anhand der Halbzeittabelle bei Mercedes Gary Paffett. Der Brite hat nach zehn von 20 Rennen 148 Punkte auf dem Konto und damit 27 Zähler Vorsprung auf Paul di Resta.
Und da fängt das Problem an. Denn der Schotte ist bekanntlich auch Mercedes-Fahrer. In den Top sechs sind in Edoardo Mortara (97) und Lucas Auer (89) zwei weitere Fahrer der Stuttgarter.
Mercedes-Teamchef Ulrich Fritz bezeichnet Aussagen, dass man sich bereits auf Paffett festgelegt habe, als «Quatsch. Es gibt definitiv keine Ansagen in diese Richtung. Bei uns darf jeder gewinnen.» Mercedes hat die Qual der Wahl. «Es wäre nicht gerade clever, wenn wir uns nach 10 Rennen auf einen Fahrer festlegen würden, obwohl fünf unserer Jungs in den Top-8 der Meisterschaft stehen. Je mehr Eisen du am Ende noch im Feuer hast, desto besser.» Aber manchmal auch desto komplizierter. Audi kann ein Lied davon singen. Auch die Ingolstädter hatten in der Vergangenheit schon mal mehrere Titelkandidaten, ging am Ende aber komplett leer aus.
Fritz: «Die Vergangenheit hat ja gezeigt, wie schnell es geht, dass ein Fahrer mal zwei, drei Nullrunden einfährt. Dann ist es gut, wenn man mehrere Kandidaten auf den Titel hat.»
Ein aktuelles Beispiel: Mortara war vor Zandvoort Zweiter hinter Paffett, nur sechs Punkte zurück. Sein vergangenes Wochenende beendete er mit mageren vier Punkten, auch aufgrund von Problemen am Auto. Prompt hat er 51 Zähler Rückstand. Ein verkorkstes Wochenende hatte am Norisring zuletzt zum Beispiel auch Pascal Wehrlein, als bei seinem Boliden nichts ging. Soll heißen: Es kann schnell gehen bei 56 möglichen Punkten, ob nun in die eine, oder in die andere Richtung.
Außerdem weiß Fritz, dass Unworte wie Teamorder zum Geschäft gehören: «Sie dienen dazu, Unruhe zu stiften oder von anderen Dingen abzulenken. Das sollte man nicht zu ernst nehmen.»