Neue DTM-Turbos: «Klang ist anders, aber ein schöner»
Der Audi-Testträger
Was ist neu in der DTM 2019?
Es gibt für 2019 sehr viele Neuerungen. Der größte Unterschied ist wohl der Vierzylinder-Turbo, der deutlich mehr Leistung hat. Gleichzeitig hat unser neues Auto eine effizientere Aerodynamik. Dadurch sind wir auf den Geraden wesentlich schneller. Es ist unterm Strich die größte Veränderung, die ich in der DTM erlebt habe. Es ist sehr spannend, darin voll involviert zu sein. Ich bin nun zwölf Jahre lang die Achtzylinder gefahren und freue mich auf etwas Neues. Und mehr Leistung bringt immer auch mehr Spaß.
Spürt man, dass in der DTM 2019 eine neue Ära beginnt?
Jeder in der Mannschaft ist hoch motiviert. Das neue Auto ist wie unser neues Baby. Alle freuen sich, auch wenn viel Arbeit vor uns liegt. Es geht um Zuverlässigkeit, Fahrbarkeit, Leistung. Der neue Motor verhält sich anders als der alte Achtzylinder, dessen Charakteristik wir in- und auswendig kannten. Wir haben in der DTM nur wenige Tests, die müssen wir optimal nutzen.
Wie verhält sich der Turbo im Vergleich zum bisherigen V8-Saugmotor?
Der Sauger hat seine Leistung viel linearer entfaltet und war mit seinen Luftmengenbegrenzern bei rund 500 PS am Limit. Der Turbo hat weniger Hubraum, vier Zylinder weniger und eine ganz andere Charakteristik. Wir haben ungefähr 100 PS mehr Leistung. Das merkt man natürlich. Der Motor schiebt mehr an. Noch im vierten, fünften und sechsten Gang die Beschleunigung zu spüren, ist einfach toll. Sobald der Turbo einsetzt, hast du richtig Leistung. Die Reifen sind die gleichen, nun ziehen aber 100 PS mehr an den Hinterrädern, die schneller durchdrehen. Die Belastung ist speziell für die Hinterreifen höher.
Wie viel schneller sind die neuen DTM-Autos?
Die Rundenzeiten werden je nach Strecke zwei oder drei Sekunden schneller sein als bisher. Man kommt viel zügiger auf die Kurven zu und die Bremsphasen werden etwas länger. Die Geraden haben wir schneller passiert, weil wir höhere Geschwindigkeiten fahren – vielleicht sogar erstmals mehr als 300 km/h! Das wäre toll und sollte mit DRS und etwas Windschatten durchaus möglich sein.
Wie empfinden Sie den Sound der neuen Turbomotoren?
Im Auto selbst ist der Sound gar nicht viel anders. Beim Runterschalten scheppert es allerdings mächtig im Auspuff. Das ist cool für uns Fahrer und auch für die Fans. Insgesamt sind die Motoren etwas leiser, trotzdem hört und sieht man, dass viel Kraft dahintersteckt. Der Klang ist ein anderer als in der Vergangenheit, aber ein sehr schöner. Audi hat viel Erfahrung mit Turbomotoren im Motorsport. Ich fand die Turbomotoren schon in der Rallyezeit gigantisch. Es ist toll, dass wir jetzt auch in der DTM einen Turbo im Auto haben.
Wie fällt Ihre Testbilanz bisher aus?
Natürlich gibt es immer wieder kleine Problemchen, aber dafür testen wir ja. Insgesamt haben wir eine gute Basis. Wir fahren rund 500 Kilometer pro Testtag und sammeln viele Daten, die wir analysieren. Wir wissen, wo wir uns noch verbessern müssen. Es gibt insgesamt nur noch sieben Testtage vor dem Saisonstart. Das ist ein knappes und intensives Programm. Bisher haben wir die Tests sehr gut genutzt. Alle haben einen guten Job gemacht. Wo wir stehen, wird man jedoch erst beim Saisonauftakt in Hockenheim sehen. Wir werden versuchen, das Auto in der kurzen Zeit bis dahin so gut wie möglich vorzubereiten. Mir macht es viel Spaß, dabei meinen Input zu geben. Es ist gerade sehr spannend.
Waren die Turbos die richtige Entscheidung für die DTM?
Ich bin froh, dass wir diesen Schritt gehen. Es ist ein Riesenschritt für die DTM und ich bin schon extrem gespannt auf das erste Rennen der neuen Ära in der DTM. Mit Aston Martin gibt es eine neue Marke und neue Gesichter, und es ist das erste gemeinsame Rennen mit der japanischen Super GT geplant. Ich bin sicher, die DTM 2019 wird megaspannend.