Formel 1: So heißen die neuen Autos

Aston Martin in Rekordzeit: Die Technik des Vantage

Von Andreas Reiners
Der Aston Martin Vantage DTM feierte bei den Tests in Jerez nach nur 90 Tagen Bauzeit seine Premiere. Wir zeigen die Technik des neuen Mitstreiters im Detail.

Florian Kamelger ließ keine Zweifel aufkommen. Auf die Frage, wie viel Aston Martin denn im Auto stecke, sagte der R-Motorsport-Teamchef im Gespräch mit SPEEDWEEK.com: «Es steckt zu 100 Prozent Aston Martin drin, was die Unterstützung vom Werk beziehungsweise vom Management betrifft. Andy Palmer (Aston-Martin-Chef) hat das Projekt unglaublich unterstützt. Er ist ein Racer und hat das immer sehr gepusht.» Auch der Spirit sei zu 100 Prozent Aston Martin, sagte Kamelger.

Optisch ist es natürlich Aston Martin, schließlich basiert die Silhouette auf dem Sportwagen-Modell Vantage. Der wiederum erinnert an den DB10, den James-Bond-Fans aus «Spectre» kennen.

In Rekordzeit wurde der Bolide aus dem Boden gestampft. «Unser erster großer Erfolg in diesem Jahr ist, dass es unserem Team gelang, ein DTM-Auto in 90 Tagen vom ersten Entwurf bis zum Rollout auf der Rennstrecke in Jerez zu entwickeln und zu bauen. Da haben alle in der Technikmannschaft Unfassbares geleistet», sagte Kamelger SPEEDWEEK.com.

Auch wenn Wind und Wetter die Tests störten, «ging es grundsätzlich an allen Tagen um die Sicherstellung der Zuverlässigkeit und Fahrbarkeit des brandneuen Aston Martin Vantage DTM und dessen 4-Zylinder-Turbomotors. Dazu haben wir wichtige Erkenntnisse gewonnen, die unser Entwicklungsteam im Werk unseres Technologie-Partners für die weitere Fahrzeugentwicklung nutzt. Im nächsten Test vom 27. bis 29. März in Estoril wird dies der Weiterentwicklung unseres DTM-Autos dann zugute kommen», so Kamelger weiter.

Was befindet sich unter der Silhouette? Technisch werden die Boliden nach dem neuen Class-One-Reglement gebaut. Bedeutet: Der Vantage hat einen Vierzylinder-Turbomotor mit mehr 600 PS, der von Technikpartner HWA entwickelt und gebaut wurde. Das frühere Mercedes-Einsatzteam zeichnet auch für die Entwicklung und den Bau der Autos verantwortlich.

Das Aggregat mit zwei Litern Hubraum ist als Frontmittelmotor hinter der Vorderachse eingebaut. Sichtbares äußeres Erkennungsmerkmal, dass es sich beim Antriebsaggregat um einen Vierzylinder-Reihenmotor handelt, ist der Auspuff auf nur einer Seite, unterhalb der rechten Tür.

Denn für den neuen Turbomotor musste die Abgasanlage komplett neu konzipiert werden. Der Auspuff-Ausgang mündet im mittleren Türbereich neben der Entlüftung. Das zweite Endrohr, das es in der Vergangenheit auf der linken Fahrzeugseite gab, fällt weg.

Wichtig für den neuen Motor ist die Kühlung: Nicht zu übersehen sind die vier langen Schlitze auf der Motorhaube, durch die die heiße Abluft vom Kühler und Intercooler entweicht. Auch über die fast komplett geöffnete Frontschürze wird der Motorraum mit Luft versorgt.

Ein Garrett-Turbolader, ein vorgeschriebenes Einheitsbauteil, entwickelt für den Vierzylinder einen vorgeschriebenen maximalen Ladedruck von 3,5 bar. Es ist eines von vielen Einheitsbauteilen, die in den DTM-Autos stecken, teilweise sogar von der Konkurrenz von Audi und BMW gebaut.

Für die Zweikämpfe auf der Strecke gibt es eine neue Waffe: die sogenannte Push-to-Pass-Funktion. Mittels eines Einheitsbauteils (Kraftstoff-Massenstrom-Restriktor) steht dem Fahrer per Knopfdruck kurzzeitig mehr Leistung zur Verfügung. Bis zu 30 PS zusätzlich werden so abrufbar sein, wenn vorübergehend etwas mehr Treibstoff unter Volllast in die Brennräume der vier Zylinder gespritzt wird.

Hinzu kommt: Entsprechend der Vorgaben des DTM-Reglements musste der Aston Martin im Vergleich zu den Maßen des Serienfahrzeugs in der Länge, Breite und Höhe angepasst werden. Der Vantage DTM ist somit 4730 mm (statt 4465) lang, 1950 (1942) mm breit und 1280 (1273) mm hoch.

Auch der Aston Martin hat den Heckflügel, der generell um 520 Millimeter breiter ist als in der Vorsaison, insgesamt 1900 Millimeter misst und nur noch ein Profil hat. Das Konzept des Einheitsteils hat die DTM aus der Japanese Super GT Championship übernommen.

Der Heckflügel verfügt weiterhin über DRS (Drag Reduction System) in Form eines pneumatischen Klappmechanismus, durch den der Luftwiderstand des Fahrzeugs reduziert wird.

Die Fahrer dürfen DRS im Rennen künftig nur dann nutzen, wenn ihr Abstand zum Vordermann weniger als drei Sekunden beträgt. Es gibt jedoch eine Ausnahme: In den letzten fünf Runden dürfen alle Fahrer – außer dem Führenden - DRS einsetzen, unabhängig vom Abstand zum Vordermann.

Die Technik des Aston Martin Vantage DTM

Chassis:
Carbon-Monocoque mit Überrollstruktur aus Stahl, Front-, Seiten- und Heck-Crashstrukturen, Motorhaube, Türen, Seitenwände und Kotflügel aus Carbon

Länge: 4.730 mm
Breite: 1.950 mm
Höhe: 1.280 mm
Mindestgewicht: 981 kg

Motor
Vier-Zylinder Reihenmotor Turbo
Hubraum: 2,0 Liter
Max. Drehzahl: 9500 1/min (per Reglement)
Kraftstoffdurchfluss: max. 95kg/h (per Reglement)

Getriebe:
Einheitsgetriebe
Einheits-6-Gang-Getriebe in Transaxle-Anordnung,
Heckantrieb, sequenzielle pneumatisch betätigte Lenkradschaltung
Mechanische Differentialsperre ohne Antriebsschlupfregelung
Carbonfaser-Kardanwelle
4-Scheiben-Carbonfaserkupplung mechanisch betätigt mit Fußpedal

Radaufhängung:
Einheitliche Doppelquerlenker mit durch Druckstangen betätigten Feder-Dämpfer-Einheiten an Vorder- und Hinterachse

Bremsen:
Einheitliche Carbon-Bremsanlage ohne ABS

Räder/Reifen:
Einheits-Aluminiumfelgen, Einheitsreifen von Hankook

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