Berger: «Slow Zone? Dann ist er falsch in der DTM!»
Das Safety Car kam in Zolder in beiden Rennen raus
Seit 2017 ist klar: Kommt das Safety Car in der DTM heraus, geht es rund. Gibt es geile Bilder, harte Kämpfe, fliegen bisweilen die Fetzen.
Denn mit dem Safety Car gibt es auch den Indy-Restart, in Zweierreihen geht es dann im Formationsflug auf die Start/Ziel-Gerade. Auch in der dritten Saison nach der Einführung ist das immer noch ein atemberaubender Anblick.
Keine Frage: Diese Kombination hat stets das Potenzial, ein bis dahin langweiliges und unspektakuläres Rennen umzukrempeln. Wie am zweiten Rennwochenende in Zolder: Da kam an beiden Renntagen das Safety Car zum Einsatz. In beiden Fällen sorgte es für Action, stellte den Verlauf teilweise komplett auf den Kopf.
Absolut sehenswert
Für die Fans ist das sehenswert und mitreißend, für einige Fahrer weniger. So verloren zum Beispiel Bruno Spengler und Marco Wittmann im ersten Rennen am Samstag in Führung liegend den möglichen Sieg, da sie zum Zeitpunkt des Safety-Car-Einsatzes im Gegensatz zu anderen Fahrern ihren Pflichtstopp noch nicht absolviert hatten.
Das Problem: Während einer Safety-Car-Phase darf zwar die Box angefahren werden, der vorgeschriebene Stopp ist damit aber nicht erledigt. Ein Grund dafür ist die Sicherheit: In Zolder wäre es kein Problem gewesen, doch in engen Boxengassen wie am Norisring kann es sehr gefährlich werden, wenn das Feld plötzlich geschlossen neue Reifen holt.
Wittmanns Kritik: «Wenn du von hinten startest, kannst du das Risiko eines frühen Stopps eingehen. Als Führender kannst du das aber nicht. Die Regel gibt es seit Jahren, aber die Frage ist, ob man sie überdenken muss, wenn die Spitzengruppe komplett zerstört wird. Vielleicht sollte man deshalb einen Boxenstopp auch während des Safety Cars erlauben. Dann verliert man nicht so viel.»
Fahrer wollten die Slow Zone
Spengler und Wittmann sind sich zudem einig: Ein Safety Car wäre am Samstag gar nicht erst nötig gewesen. «Eine Slow Zone hätte gereicht, dann hättest du das Rennen nicht so durcheinandergebracht und umgeschmissen», sagte Spengler.
Die Slow Zone wurde vor ein paar Jahren als Alternative für das Safety Car eingeführt. In den betroffenen Sektoren wird dann eine Geschwindigkeitsbegrenzung erlassen. Es gilt im ganzen Sektor eine Höchstgeschwindigkeit von 80 km/h, und es darf nicht überholt werden. Der Vorteil: Das Feld darf nicht aufschließen und die Abstände der Autos bleiben praktisch gleich. Ein herausgefahrener Vorsprung wird dadurch nicht zunichtegemacht. Aber: Die Slow Zone kommt in der DTM quasi nicht mehr zum Einsatz.
Wir haben in Zolder DTM-Chef Gerhard Berger auf das Thema angesprochen. Bereits der Begriff Slow Zone brachte den Österreicher auf die Palme. Es sind so typische Racer-Themen, bei denen der 59-Jährige auf seine humorvoll-deutliche Art emotional wird, dann auch kein Blatt vor den Mund nimmt.
«Dass Marco frustriert war, kann ich nachvollziehen», stellte er klar: «Und ich kann auch nachvollziehen, dass man sich vielleicht anschauen müsste, ob das Safety Car das komplette Rennen auf den Kopf stellen muss. Wo ich selbst auch sage: Der fährt sich mühsam die Pole oder den Vorsprung heraus, hat dann aber einen Nachteil. Auch wenn sich das beim nächsten Mal vielleicht ausgleicht.»
«Dann ist er falsch in der DTM»
Aber: «Wenn er lieber eine Slow Zone hätte, ist er falsch in der DTM, dann sollte er eine andere Meisterschaft fahren. Dass ein Profi-Rennfahrer auch nur eine Sekunde an die Slow Zone denkt, kann ich nicht nachvollziehen. Dann ist er kein Rennfahrer, dann hat er keine Ahnung.»
Peng. Klare Kante.
Man muss dazu sagen: Berger meint nicht nur die Slow Zone in der DTM, sondern zum Beispiel auch das Virtual Safety Car in der Formel 1.
Beim «Virtual Safety Car» müssen die Fahrer in der Königsklasse ein gleichmäßig geringes Tempo halten, ohne dass jedoch Safety-Car-Fahrer Bernd Mayländer auf die Bahn geht. Dies etwa beim Wegräumen eines gestrandeten Fahrzeugs.
Berger: «Das sind die schlimmsten Tools, die der Motorsport je eingeführt hat. Wir wollen dem Fan spektakulären Motorsport zeigen. Was ist daran spektakulär? Nichts.» Spektakulär ist aber der Indy-Restart, der nicht umsonst kurz nach seinem Amtsantritt in das Reglement aufgenommen wurde.
Deshalb stellt er klar: «Wenn es in der Formel 1 fünf Runden lang ein VSC gibt, schalte ich aus und gehe lieber Fahrrad fahren. Das würde ich bei der DTM genauso machen.»
Heißt daher auch: So lange Berger DTM-Chef ist, wird es eine Slow Zone wohl nicht mehr geben.