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Spitzenreiter Eng: So steinig war der Weg nach oben

Von Andreas Reiners
Philipp Eng

Philipp Eng

Philipp Eng ist nach vier Saisonrennen Spitzenreiter in der DTM. Der Österreicher erlebt derzeit ungeahnte Höhen, nachdem er in der Vergangenheit bereits einige Tiefs durchstand.

Es gibt so ein Wort, das Tempo rausnimmt. Das einen steilen Aufstieg etwas entschleunigt, Zeit zum Durchatmen ermöglicht. Im Sport wird es vor allem dann gerne genutzt, wenn man eine Favoritenrolle von sich wegschieben, die Erwartungen ein wenig zurückschrauben will.

Es ist das Wort Momentaufnahme, das in diesen Momenten bemüht wird. Philipp Eng wurde in Zolder ein wenig überfahren von den Ereignissen, den Emotionen. Sieg am Samstag, Platz zwei am Sonntag, dazu die Tabellenführung. Ganz vorne dabei also, mittendrin statt nur dabei.

Und das am Geburtstag der verstorbenen Motorsport-Legende Charly Lamm, Engs Mentor. Lamm wäre am Sonntag 64 Jahre alt geworden.

Eng dachte sehr oft an seinen Ex-Teamchef, für den er im GT Masters fuhr. Und der ihm auf die Frage: «Kannst du dir vorstellen, dass ich mal ein DTM-Auto fahre?» antwortete: «Natürlich. Du musst diesen Traum ausleben».

Das kann er nun, dabei war das lange gar nicht sicher. Denn sein Weg in die DTM war steinig. Wie steinig?

«Meine Eltern sind ganz normale Leute. Heißt: Wir haben erst einmal hobbymäßig mit dem Kart angefangen. Sie haben mir sehr viel geholfen, aber die Mittel waren begrenzt», erzählte der 29-Jährigeim Gespräch mit SPEEDWEEK.com.

Bedeutete auch: Das Szenario, das Haus auf die Karriere des Sohnes zu verwetten, kam nicht in Frage. Hinzu kam: «Die Aktie Kart war nichts wert, denn auch wenn du da schnell bist, garantiert dir das nicht, dass du auch später erfolgreich bist», so Eng.

Eine Karriere gab ihm aber Red Bull, «ohne die Unterstützung wäre ich wohl nie ein Formelauto gefahren», sagte er. Doch mit 16 Jahren wurde er aussortiert. Ein schmerzhafter Rückschlag, den er mit Abstand aber nachvollziehen kann. «Ich bin dort ausgeschieden, weil ich nicht bereit dafür war. Ich war sehr unkonstant. Red Bull sucht immer das nächste Formel-1-Talent, das war ich damals zu dem Zeitpunkt einfach nicht», gibt er unumwunden zu.

Doch damals lernte er vor allem eines: Es geht weiter. Irgendwie, wenn man will. Mit Können. Aber auch mit dem nötigen Glück. «Ich das Glück gehabt, dass immer die richtigen Leute an meiner Seite waren, die mir den nächsten Schritt ermöglicht haben.»

Hinzu kam sein eigenes Engagement: «Ich habe zum Beispiel Ersatzteile aus England mit einem Sprinter rangekarrt. Ich habe alles dafür gemacht, dass ich Rennen fahren kann.»

Das alles hat ihm geholfen: «Ich habe gelernt, dass dir nie etwas geschenkt wird. Das ist mein Ansatz: Wenn ich etwas will, muss ich etwas dafür tun. So war mein Leben bis jetzt. Das verbunden mit Biss und Willen – der Mix bringt mir im Moment gute Ergebnisse.»

Nach den ersten Schritten in der Formel BMW (inklusive Formel-1-Test im BMW-Sauber) fuhr er 2009 und 2010 in der Formel 2, danach im GT Masters und im Porsche Carrera Cup. Seit 2016 ist er BMW-Werksfahrer, empfahl sich durch einen Sieg bei den 24 Stunden von Spa 2016 und einer starken GT-Masters-Saison 2017 für das DTM-Cockpit, gilt inzwischen als echter Allrounder. Seine Rookie-Saison beendete er auf einem starken neunten Platz.

Doch der Welpenschutz ist lange weg, jetzt kommt der Druck des Titelkampfs, den er mit 59 Punkten anführt. Klar: Nach nur vier von immerhin 18 Rennen. Womit wir wieder bei der Momentaufnahme wären. Mehr ist das für ihn nicht. Und deshalb ist auch Druck kein Thema. Vor allem, weil er Titelkämpfe kann.

«Ich war schon mal vorne dabei. Von der Erfahrung kann ich zehren. Das Wichtigste ist: Nicht denken, dass es jetzt immer so weitergeht. Denn in der DTM ist garantiert, dass nichts garantiert ist.» Die Marschroute: «Von Rennen zu Rennen denken und konstant punkten.» Damit aus der Momentaufnahme ein Dauerzustand wird.


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