DTM-Rückkehr als Coach: Ekström macht Dovizioso fit
Mattias Ekström schnappt sich das Papier, das aus dem Drucker kommt. Ein prüfender Blick, um die Daten zu vergleichen, dann ein kurzes Gespräch, Gelächter. Der Schwede gestikuliert grinsend, wird dann ernst, erklärt.
Andrea Dovizioso hört interessiert zu, saugt bei den Testfahrten vor seinem DTM-Gaststart in Misano am kommenden Wochenende (die Rennen Samstag und Sonntag ab 13 Uhr live in Sat.1 und auf ran.de) alles auf, was Ekström ihm beibringt. Der Schwede wird auch dann dabei sein, wenn es bei den Saisonrennens fünf und sechs für den MotoGP-Superstar ernst wird.
Passende Personalie
Es gibt so Personalien, die passen. Ekström passt wie die Faust aufs Auge: Der 40-Jährige ist Doviziosos Coach bei dessen DTM-Debüt. Und im Grunde die beste Wahl.
Ein alter Hase, zweimaliger Meister, mit allen Wassern gewaschen und einer Erfahrung aus 17 Jahren DTM und 193 Rennen. Einer, dem man nichts mehr vormacht. Ein hervorragender Entwicklungsfahrer, wofür man ein gewisses Gespür, ein gutes Gefühl für das Auto braucht.
Ekström muss Dovizioso die Tourenwagen-Welt so einfach und effektiv wie möglich rüberbringen, immer wieder in Details gehen, helfen, unterstützen. Der bisweilen schelmische Humor des Schweden hilft, die Anspannung bei Dovizioso aufzulockern.
Hinzu kommt: Ende 2013 gründete er sein eigenes Team, trat mit EKS in der Rallycross-WM an, wurde drei Jahre später Weltmeister, EKS gewann den Teamtitel. Er hat seitdem bewiesen, dass er eine Mannschaft aufbauen und führen, Vorbild sein kann.
«Aus meiner Sicht hat die Zusammenarbeit zwischen uns beiden bestens funktioniert. Anders hatte ich es auch nicht erwartet, bei jemandem wie Mattias. Die Unterstützung, die ich bekommen habe, war einfach überwältigend. Wir haben die Zeit, die uns zum Testen zur Verfügung stand, perfekt genutzt», sagte Dovizioso.
Und Ekström meinte zu SPEEDWEEK.com: «Er ist ein extrem guter Schüler, hört gut zu und lernt schnell, ist dazu extrem ehrgeizig. Dadurch ist es relativ einfach. Je mehr man ihm gibt, desto mehr setzt er um, weshalb die Schritte deutlich zu erkennen sind.»
Als Coach musste sich Ekström auch selbst in den Audi RS 5 DTM setzen. Zehn Runden waren nur erlaubt, aber es waren die ersten für ihn mit den Turbo-Boliden mit über 600 PS.
Denn er hatte seine DTM-Karriere ja nach der Vizemeisterschaft 2017 beendet, zugunsten der Rallycross-WM, auf die er sich anschließend konzentrierte.
Ein klassischer Fall von verzockt: Audi beendete ein Jahr später die Unterstützung für Ekströms EKS. Er hatte sich mit einem eigenen Gaststart im Mai 2018 noch von den DTM-Fans verabschiedet. Seit Ende 2018 ist es recht ruhig um den Schweden geworden.
Warum eigentlich? Schließlich wollte er zurück in die DTM. Nach der Saison 2018 gab es auch Gespräche mit Audio über ein Comeback.
Kein Platz mehr frei
Das Problem: es war kein Platz frei, die Cockpits vergeben.
Ekström hätte die Chance ergriffen, aber nicht mehr mit der Brechstange. Bei einem freien Cockpit ja, aber nicht bei besetzten Plätzen.
Er gibt zu: «Es war mir einfach nicht mehr lebenswichtig. Gefühlt war ich einfach fertig mit der DTM. Ich habe keine Rechnung mehr offen. Ich habe festgestellt, dass es mein Leben nicht mehr ändern wird. Ich bin stolz auf die Konstanz über die Jahre, auf die Pokale. Auch wenn ich immer noch meine, dass ich zu wenig Rennen gewonnen und viel zu viele zweite Plätze habe.»
Er bereitet im Moment die «zweite Halbzeit» seiner Karriere vor, wie er selbst sagt, verraten will er die Pläne noch nicht. «Ich habe etwas vor, ich habe eine Arbeit und werde nicht beim Arbeitsamt aufschlagen müssen», scherzte er. «Es kommt im Leben immer eine neue Herausforderung und freue mich richtig darauf.»
«Das zündet ihn an»
Mit seinem EKS-Team ist er in der WM noch am Start, allerdings nur noch in einem Vorjahresauto und kleinerem Budget. Ekström ist weiter Teamchef, außerdem als Gaststarter selbst im Auto. Für Audi ist er Marken-Botschafter und macht Dinge wie das Coaching. «Da ist er begeistert, das zündet ihn an und er kann seinen Beitrag leisten», so Audis Motorsportchef Dieter Gass zu SPEEDWEEK.com.
Was zeichnet ihn aus? «Er kann sehr viel mitgeben. Er denkt immer einen Schritt weiter. Das ist in so einer Funktion sehr wichtig, denn er muss sich in den Fahrer hineinversetzen können, was er für Probleme hat und was er wissen muss.»
Es gibt so Personalien, die passen.