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Zoff um DTM-Zukunft: Die Politik hinter den Kulissen

Von Andreas Reiners
Gerhard Berger

Gerhard Berger

Im Überlebenskampf inmitten der Coronakrise wurden die Ellenbogen ausgefahren. DTM-Chef Gerhard Berger teilte ordentlich aus, musste aber auch einstecken, wie er verriet.

Es gehört zur guten Tradition, dass die DTM immer wieder totgeredet wird. In der langen Geschichte stand die Serie neben der tatsächlichen Pause nach dem ITC-Debakel Mitte der 90er Jahre immer mal wieder vor dem Kollaps.

Zuletzt erst war das während der vergangenen Saison der Fall, als Corona und der Audi-Ausstieg dafür sorgten, dass die Zukunft der DTM monatelang auf der Kippe stand. Nach dem Aus der nur zwei Saisons währenden Ära der Turbo-Autos wurde eine halbe Ewigkeit diskutiert, ob und wie es weitergehen kann.

2021 wird die DTM auf ein GT3-Reglement setzen, und bereits die Pläne hatten für jede Menge Politik und Machtkämpfe gesorgt: Das GT Masters fuhr durch Sportpräsident Hermann Tomczyk verbal die Ellenbogen aus, DTM-Chef Gerhard Berger keilte immer wieder zurück und teilte auch selbst ordentlich aus, denn die beiden Serien waren auf einmal Konkurrenten, was einen Überlebenskampf inmitten der Coronakrise nur verschärfte. Es galt, das Revier zu verteidigen und um die Gunst der Fans und Teams zu kämpfen.

Und offenbar wurde auch die Art und Weise, wie agiert wurde, rücksichtsloser.

«Es gab sicherlich Leute, die es gerne gesehen hätten, wenn es die DTM nicht mehr gibt. Die ihre Chance gesehen haben, dieses Geschäft für sich mitzunehmen», sagte Berger bei auto motor und sport.

Der Österreicher plaudert aus dem Nähkästchen. «Hinter den Kulissen wurde viel Politik gemacht. Zum Teil wurden unsere Sponsoren und Teams angerufen und ihnen wurde erzählt: Ihr müsst euch gar nicht anmelden, die DTM wird es nicht mehr geben.» Von wem das konkret ausging, verriet Berger nicht.

Man habe sich aber nie aus der Ruhe bringen lassen und die eigene Sache immer gewissenhaft vorangetrieben, betonte er. Dabei brachte Berger natürlich auch sein eigenes Netzwerk ein wie zum Beispiel bei dem Projekt um AF Corse, Ferrari und Red Bull.

«Natürlich habe ich gute Zugänge in die Motorsport-Welt, die dabei auch geholfen haben. Vielleicht hat es sogar geholfen, dass viele Leute nicht mehr an uns geglaubt haben. So konnte unsere Mannschaft ganz in Ruhe die nötige Aufbauarbeit leisten», sagte Berger.

«Es gab Leute, die aktiv geholfen haben und solche, die an mich geglaubt haben. Es gab aber auch Leute, die das angeblich ‚sinkende Schiff‘ verlassen haben», so der 61-Jährige weiter.

In dieser Phase des Aufbaus sei es zu Geschichten gekommen, über die man heute lachen könne, so Berger: «Ein Abt oder ein Rosberg haben mich schon gefragt: ‚Du Gerhard, glaubst du wirklich, dass da außer uns noch einer mitfährt?‘ Die Teams haben mir aber vertraut und mein Netzwerk hat funktioniert. Egal, ob es Hersteller waren oder auch Red Bull, die in die DTM zurückgekommen sind: Wir haben sehr gut zusammengearbeitet», so Berger.

Unter dem Strich hat die DTM Stand jetzt ein passables Starterfeld mit elf permanenten Teams mit 18 Autos, dazu in JP Motorsport an drei Rennwochenenden einen Gaststarter und somit insgesamt sechs Marken. Im GT Masters sind es 31 Autos von 20 Teams und sieben Marken.

«Auch wenn der ADAC behauptet hat, dass die DTM dem deutschen Motorsport schadet, glaube ich eher, dass hinter den Bedenken in erster Linie die kommerziellen Interessen der Serie standen», sagte Berger: «Ich denke aber, dass wir kein einziges Team übernommen haben, das vorher beim ADAC GT Masters angetreten ist. Somit dürfte niemandem ein Schaden entstanden sein. Das zeigt auch: Beide Serien sind gut, hatten in der Vergangenheit ihren Platz und das wird auch in Zukunft so sein.»

Für ihn ist klar: «Am Ende des Tages werden die Fans entscheiden, welchen Rennsport und welches Produkt sie auf welcher Plattform sehen möchten.»


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