Abt: Mode-Fehltritt, Titel-Sehnsucht und ein Déjà-vu
Die Teamoutfits - hier Teamchef Thomas Biermaier und CEO Han-Jürgen Abt (re.) - sind gewöhnungsbedürftig.
Die Entscheidung wurde von ganz oben durchgedrückt. Da zeigt das Abt-Team dann doch diktatorische Züge. Denn Fakt ist: Die offizielle Teamkleidung gefällt in der Mannschaft aus dem Allgäu längst nicht jedem. Das Camouflage ist ein gewagter Mix aus auffallend und hässlich, aber gerade noch so, ohne dabei lächerlich zu wirken. Ein Abt-Move, wenn man so will. Anders.
Denn Abt will bei der Rückkehr zu den Wurzeln als Privatteam Akzente setzen. Modische, wie unschwer zu erkennen ist, aber natürlich auch sportliche. Denn in der DTM holte das Traditionsteam immerhin schon fünf Mal den Fahrertitel – zuletzt mit Timo Scheider. Das war 2009, ist also schon eine halbe Ewigkeit her.
«Wir waren immer sehr nah dran, wir haben sehr viele Meisterschaften sehr knapp verloren,», sagte Teamchef Thomas Biermaier SPEEDWEEK.com. Man hört heraus, wie vor allem 2020 das Team getroffen hat, als Nico Müller mit 47 Punkten Vorsprung zum vorletzten Rennwochenende nach Zolder reiste – und am Ende René Rast mal wieder Meister wurde. Abt holte den Teamtitel – ein netter Trost, mehr nicht.
Gebranntes Kind
Deshalb ist Abt ein gebranntes Kind. Und natürlich schrillen die Alarmglocken, wenn der Vorsprung in diesem Jahr auch wieder schrumpft. Kelvin van der Linde hat vor dem sechsten von acht Rennwochenenden nur noch zwölf Zähler Vorsprung auf Liam Lawson von AF Corse. Die Italiener haben auch in der Teamwertung die Führung übernommen. Bitteres Déjà-vu? Oder wird die Titel-Sehnsucht doch gestillt?
«Es ist ein langer Weg zum Titel. Wir haben aber ein Paket aus Team, Auto und Fahrer, mit dem wir überall konkurrenzfähig sein können», so Biermaier.
Der Team-Faktor ist dabei nicht zu unterschätzen. «Das Motto ‚hart, aber herzlich‘ drückt es aus. Das macht Abt aus: Das Menschliche, die Zusammenarbeit, der Teamspirit», so Biermaier.
In der DTM sorgte Abt in der Privatteam-Rolle bereits zum Restart der Serie 2000 für Furore, Abt holte 2002 mit Laurent Aiello sensationell den Titel. Nach vier privaten Jahren stieg Audi 2004 werksseitig in die DTM ein, Abt wurde Werksteam. Nun kehrte man 2021 in der neuen DTM mit GT3-Reglement und mit Kunden- statt Werkssport gewissermaßen zu den Wurzeln zurück.
«Es war eine große Umstellung, wenn du 17 Jahre Werksteam warst. Man muss sich anpassen, man nimmt Teile öfter in die Hand und man geht effizienter mit dem Budget um», so Biermaier.
Abt bekommt für die Saison in der neuen GT3-DTM, in der der Einsatz eines Autos rund eine Million Euro kostet, finanzielle Unterstützung durch Audi. Dazu gehört dann zum Beispiel auch Mike Rockenfeller als Audi-Werksfahrer.
Das Wichtigste sind die Mitarbeiter
Dabei war es auch nicht einfach, das Team durch die Corona-Krise zu manövrieren. «Wir haben eine sehr große Historie, der Name hat eine Strahlkraft. Hinter dem Team stehen gute Mitarbeiter. Du kannst in ein Loch fallen, das Wichtigste sind aber die Mitarbeiter. Wir versuchen seit Jahren, die Leute zu halten. Das zeichnet uns aus, die Leute zahlen das aber auch zurück. Es ist eine perfekte Kombination. Das sieht nach außen leicht aus, aber natürlich haben wir auch mal interne Probleme und müssen auch schauen, dass wir finanziell da gut rauskommen. Am Ende sind wir ein Wirtschaftsunternehmen.»
Über allem steht 2021 die Sehnsucht nach dem ersten DTM-Fahrertitel seit 2009. Damit dann vielleicht am Ende der Saison endlich wieder eine der legendären Abt-Partys gefeiert werden kann? Eher nein.
«Die Partys gehören zu der Historie, aber wir werden alle nicht jünger, da muss man auch ganz ehrlich sein», lacht Biermaier. Stattdessen setzt man dann eben modische Akzente.