Miguel Molina/Audi disqualifiziert: Das ist passiert
Der Audi von Miguel Molina
Es wurden leise Erinnerungen wach an den Norisring 2013. Stunden nach dem Rennen wurde damals Audi-Pilot Mattias Ekström nach der Wasserflaschen-Affäre der Sieg nachträglich aberkannt. In Oschersleben war es am späten Samstagabend sein Markenkollege Miguel Molina, der nach Stunden seine Pole Position verlor. Während es im Fall Ekström im vergangenen Jahr zu kontroversen Diskussionen und einem Einspruch kam, ist die Sachlage diesmal eindeutig.
Was war passiert? Bei einer Routine-Untersuchung des Audi RS 5 DTM von Molina wurde festgestellt, dass die Endplatten am Heckflügel um 2,7 bzw. 1,5 Millimeter weiter nach hinten herausragten, als im Technischen Reglement (Artikel T 3.16g) vorgeschrieben. Das Reglement kennt da keine Gnade bzw keine Toleranz. Molina startet somit vom letzten Platz.
«Im Endeffekt war das eine Nachlässigkeit. Das darf natürlich nicht passieren. Das war eindeutig ein Fehler von Audi Sport», sagte DTM-Leiter Dieter Gass. «Es gibt ein Reglement. Dann gibt es eine Messung. Es ist gemessen worden, und da waren wir draußen. Das müssen wir akzeptieren. Wir hätten es sehen müssen und haben es nicht gesehen», so Gass.
Kurz gesagt: Audi hat sich beim Herantasten an das Performancelimit verkalkuliert. Das ist in einer so engen Serie wie der DTM die Herausforderung. «Das war ein Maß, das standardmäßig in der Form nicht gemessen wird. Es hängt an einigen Einheitsbauteilen, wo man davon ausgeht, dass genug Luft drin ist.»
Der Hintergrund: Die Endplatte am Heckflügel ist kein Einheitsbauteil, hängt aber an einer Kette von Einheitsbauteilen. Sie hängt somit gleichzeitig auch von der Toleranzkette der Einheitsteile ab, die aneinander hängen. Bei diesen Einheitsteilen gibt es einen Toleranzwert von sechs Millimetern. Ganz im Gegensatz zu den Endplatten, die keine Toleranz, sondern nur einen Maximalwert haben.
«Wenn in der Toleranzkette alles nach hinten steht und die Endplatte normal am Flügel dran steht, ist sie automatisch außerhalb des Maximalwertes. Dass die Endplatte so beeinflusst sein kann und außen steht, haben wir übersehen», so Gass. Die Konsequenz: «Wir müssen uns anschauen, ob wir in verschiedenen Bereichen mehr Toleranz einbauen, damit das nicht mehr passieren kann.»
Für das Rennen heißt das, dass es unter Umständen möglich ist, dass es bei weiteren Audis zu denselben Problemen kommen kann. Allerdings, theoretisch, auch bei der Konkurrenz. Auch wenn Gass bezüglich Audi nicht davon ausgeht, dass weitere Boliden betroffen sind. Eine Änderung wäre sowieso nicht mehr möglich.
Gab es denn eine Auswirkung auf die Performance? Immerhin hatte Molina im Qualifying eine Fabelrunde (1:20,007 Minuten) hingelegt und die Konkurrenz um über eine halbe Sekunde hinter sich gelassen. «Ja, ein halbe Sekunde», scherzte Gass. «Im Ernst: Die Endplatte wird so ausgelegt, dass sie relativ nahe am Limit ist, also wird sie nicht performanceneutral sein. Ich glaube aber nicht, dass man das im Windkanal messen kann.»
Bitterer Saisonstart
Für Molina ist es ein ganz bitterer Start in die neue Saison. Bereits in Hockenheim war der 25-Jährige nach dem Qualifying disqualifiziert worden, nachdem an seinem Audi eine Kamera-Attrappe nicht angebracht war. Damals war Molina bei der Zeitenjagd Sechster geworden und musste vom Ende des Feldes aus ins Rennen gehen. Dort verpasste er dann als 13. die Punkte nur knapp.
«Dem armen Kerl spielen wir so übel mit. Das ganze letzte Jahr stand er unter Druck und sollte liefern und hat geliefert. Er hat über den Winter hart gearbeitet, ist perfekt aufgestellt zur neuen Saison, war permanent vorne dabei. Und dann zwei solche Klopper», sagte Gass.