Lucas Auer: Mercedes-Schutzschild im Dienst der Sache
Lucas Auer
Als Lucas Auer den möglichen Sieg auf dem Norisring wegwarf, blieb er ganz ruhig. Eine Sekunde, zwei Sekunden, drei, vier, fünf, sechs...ewig lange dauert der Pflichtboxenstopp des Österreichers, der im zweiten Rennen schnell unterwegs war. Ganz im Gegensatz zu seinem Mücke-Team, dass den Stopp vermasselte.
«Da bist du wie eine Maschine. Du darfst keine Emotionen zeigen, sonst bist du aus dem Flow raus», beschrieb Auer die ewig langen Sekunden, die er untätig im Auto sitzen musste, während das linke Hinterrad klemmte. Und ihm so der durchaus mögliche Sieg genommen wurde.
Bis zum Stopp hatte ihn sein Markenkollege Paul di Resta aufgehalten, der sich nach einer Kollision mit Mattias Ekström mit einem beschädigten Boliden durch das Rennen kämpfte. Aus dem Angriff auf die beiden Führenden wurde nichts, obwohl Auer schneller war. Vor dem Stopp hatte er sich, da di Resta vor ihm reinkam, wieder herangearbeitet, doch das wurde durch den Fauxpas in der Box wieder zunichte gemacht. Auer musste sich wieder hinter seinem Markenkollegen einordnen. Ihn schirmte er schließlich für den Rest des Rennens ab.
«Es hätte keinen Sinn gemacht, hier eine Attacke auf Paul zu starten, zumal er der bestplatzierte Mercedes-Fahrer in der Fahrerwertung ist», so Auer. «Das mit dem Boxenstopp war natürlich ärgerlich, aber das kann halt passieren. Ich möchte da niemanden in die Pfanne hauen. Mal bin ich es, der einen Fehler macht, und mal passiert es im Team. Das gehört nun mal dazu. Wichtig ist vor allem, dass ich wieder wertvolle Punkte sammeln konnte und dass der Speed da war.»
Auer war aber auch nie komplett risikofrei, wenn er versucht hätte, di Resta zu überholen. In Kurve zwei und drei hatte der Schotte durch sein demoliertes Auto Aerodynamik verloren. In Kurve vier wiederum war die Traktion bei dem Schotten gut, so dass er ihn letztendlich verteidigte. Nicht ganz freiwillig, wie er zugab, aber da Teamorder in der DTM ausdrücklich nicht verboten ist, war die Anweisung nachvollziehbar. Di Resta wäre wohl durchgereicht worden.
«Er wollte am Anfang nicht das Risiko gehen, Paul mit einer Aktion aus dem Rennen zu nehmen. Und dann war uns schnell klar, dass Paul mit seinem langsamen Auto relativ schnell aufgeschnupft wird. Lucas hat sich in den Dienst der Sache gestellt und hat geschaut, dass er hinter ihm bleibt und letztendlich dafür gesorgt, dass der Paul durch ein Überholmanöver nicht ganz aus dem Rennen ist», sagte Mercedes' DTM-Leiter Ulrich Fritz. Durch Platz vier bleibt di Resta mit 70 Punkten auch im Titelrennen, fünf Zähler hinter Spitzenreiter Marco Wittmann.
Und Auers Bilanz? Im Rennen am Samstag wurde er bereits früh in Kollisionen verwickelt, so dass er mit stumpfen Waffen kämpfen musste. «Daher kam ich lediglich auf Rang zwölf ins Ziel», so der Tiroler. «Am Sonntag hatte ich dann im Zeittraining gute Chancen auf die Pole Position, aber habe die schnellen Sektorzeiten leider nicht in einer Runde zusammen bekommen. Daher startete ich auf Rang fünf.»
Das nächste DTM-Rennwochenende findet in drei Wochen im niederländischen Zandvoort statt. Lucas Auer hat gute Erinnerungen an den Dünenkurs, auf dem sein Onkel Gerhard Berger seinerzeit seine erste Formel-1-Erfahrungen sammelte.
«In Zandvoort habe ich in der Formel 3 schon gewonnen, ich fahre immer gerne dort», sagte Auer. Trotz des Schwungs durch den Sieg am Lausitzring und dem Auftritt in Nürnberg weiß er auch: «Ich bin auf dem richtigen Weg. Ich muss aber weiter dranbleiben. Es passiert in der DTM schnell, dass es auch wieder runtergeht.»