Formel 1: FIA spricht Urteil

Streitthema BMW-Unterboden: Ritt auf der Rasierklinge

Von Andreas Reiners
Streitthema BMW-Unterboden

Streitthema BMW-Unterboden

Die Unterbodenplatte an Marco Wittmanns BMW war zu dünn. Dünner als sechs Millimeter, weshalb der Gesamtführende in Budapest disqualifiziert wurde. Doch wie konnte das passieren?

Bei BMW hat man dazu eine klare Meinung. «Für uns war der Umstand des zu niedrigen Unterbodens klar die Folge eines Unfalls. Deswegen wollten wir zunächst Berufung einlegen. Jetzt möchten wir allerdings im Sinne des Sports handeln und darauf verzichten», sagte Marquardt in der Sendung Boxenfunk auf Sport1.

Doch war tatsächlich der Startunfall ursächlich dafür, dass die Holzplatte am Unterboden zu dünn war? Angeliefert wird das Einheitsbauteil mit einer Dicke von acht Millimetern, für das Rennwochenende gibt es eine Toleranz von zwei Millimetern, die Platte «darf» also bereits zwei Millimeter abschleifen.

DTM-Legende Klaus Ludwig warf ein, dass die Hersteller sowieso nach jeder Möglichkeit schauen, das Auto schneller zu machen. «Ich will keinem etwas unterstellen, aber wenn ich ein Auto bauen würde, dann würde ich die Platte von Anfang an auf 6,5 Millimeter machen. Und dann habe ich mal eben 1,5 Millimeter weg», sagte Ludwig. Diese Millimeter bringen einen Vorteil bei der Aerodynamik, deshalb gab es beim Unterschreiten der Toleranz auch die Strafe.

«Dann ist es natürlich ein Ritt auf der Rasierklinge. Wenn ich zu oft neben der Strecke fahre, kann sich natürlich relativ viel abschleifen. Und dann bin ich raus. Denn dann ist das Reglement ganz klar», sagte Ludwig.

Auch Mattias Ekström sieht es ähnlich, er hatte die BMW-Erklärung sowieso als Märchen abgetan. «Das sind alles Märchen. Alle Hersteller - so auch BMW - gehen an ihre Grenzen. Wenn man sich so eng an den Grenzen bewegt, was ja durchaus legitim ist, muss man so eine Disqualifikation in Kauf nehmen», sagte Ekström.

Das gehöre zum Spiel dazu: «Alle wollen gewinnen. Wir versuchen die maximale Performance herauszukitzeln. Aber wenn man viel riskiert, kann es auch schieflaufen. Das kennt man ja auch von mir», sagte der Audi-Pilot, der im Qualifying zu besagtem Sonntagsrennen eine Tausendstelsekunde vor Marco Wittmann lag. «Dann wird jeder verstehen, dass es um den kleinsten Millimeter geht», so Ekström.

Hinzu kommt die Strecke in Budapest, die einen neuen Asphalt bekommen hatte und deshalb für Teams und Fahrer wie neu, also anders als früher zu fahren war. Dazu leisteten sich die Piloten einige Ausflüge neben die Strecke, wie Ekström erzählte.

«Und das frisst brutal an der Holzplatte, wenn man neben der Strecke fährt. Alle gehen an die Grenzen, Und wenn man an die Grenze geht und der Fahrer dann noch neben der Strecke fährt, kann das einen Einfluss haben. Egal was die Ingenieure machen: Wenn der Fahrer über Stock und Stein fährt, kann es dazu kommen», sagte er.

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