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Günther Bauer: Gaudi-Rennen mit Einschränkungen

Von Thorsten Horn
Deutsche Eisspeedway-Ikonen: Michael Lang (li.) und Günther Bauer

Deutsche Eisspeedway-Ikonen: Michael Lang (li.) und Günther Bauer

Über 30 aktive Weggefährten hätte Günther Bauer für sein Eisspeedway-Abschiedsrennen «Servus Schliff» in Inzell einladen können. Fallweise wurde ihm die Abwahl abgenommen.

In fast 30 Jahren Eisspeedway auf höchstem Niveau wuchs Günther Bauers Freundeskreis auf eine fast unermessliche Größe. Für sein Abschiedsrennen, gemäß seines Spitznamens «Servus Schliff», musste sich der in Reit im Winkl wohnende Schlechinger (Zitat vom Freitagabend in der Max-Aicher-Arena Inzell: «Einmal Schlechinger, immer Schlechinger») für ein Fahrerfeld mit 16 plus einem Wegbegleiter entscheiden.

Natürlich war die Wahl nicht leicht, doch wurden auf Grund von Krankheiten sowie des allgemeinen Ausschlusses der russischen Sportler (außer beim Tennis o. ä.) und Ex-Sportler – fürs Gaudi-Rennen Servus Schliff waren gültige Lizenzen vonnöten! – ein paar Plätze für Nachrücker frei. «Mir hat es Riesenspaß gemacht, aber eigentlich war das alles ganz anders geplant», meinte Günther Bauer gegenüber SPEEDWEEK.com. «Deshalb war mein Herz ein bisschen gespalten, weil meine besten Spezln, mit denen ich in den Wintern mein halbes Leben verbracht habe, die Russen, nicht kommen konnten. Das hat mir echt weh getan. Dafür habe ich mich sehr gefreut, denn als es aus war, war es in Russland zwei oder drei Uhr in der Früh. Da haben mich der Krasni (Nikolai Krasnikov) und mein Mechaniker von drüben, Alexander Rodin, angerufen. Sie haben das Rennen live angeschaut waren beide zu Tränen gerührt. Das war gewaltig.»

Mitfahren hätten seine russischen Freunde nicht dürfen, aber um sie zumindest dabei zu haben, hätte Günther Bauer ihnen den Flug bezahlt. Doch das scheiterte an nicht genehmigten Visa.

Laut Günther Bauer hätten locker «30 Leit» mitfahren können, zu denen der Ur-Bayer ebenfalls sehr gute Beziehungen pflegt. «Was mir ganz besonders leidtat und was mich sehr traurig gemacht hat ist, dass der Lang Michi nach einem Herzinfarkt leider nicht mitfahren konnte. Er war zwar da, aber ich wäre sehr gern noch einmal mit ihm gefahren. Ich hatte eine sehr schöne Zeit mit ihm. Er war der erste von den ganz guten Fahrern, der mir geholfen hat, als ich jung war. Die anderen alten Deutschen haben einen nur angelogen und einen Scheiß erzählt und sich danach gefreut, wenn etwas in die Hose gegangen ist. Michi Lang war immer offen und ehrlich und hat sich gefreut, wenn wir Jungen es auch gepackt haben. Das werde ich ihm nie vergessen, denn das ist nicht selbstverständlich», sagte der seit dem 6. Januar 51-jährige Mann der stets klaren Worte.

Noch schwerer fiel ihm die Wahl, das Vierer-Mini-Feld für den Sonderlauf nach den 20 Heats zusammenzustellen. Zu diesem hatte er neben seinem Sohn Luca Per-Olof Serenius und Stefan Svensson nominiert, da er an sie die intensivsten Erinnerungen seiner Karriere knüpft. «Eigentlich hätten ja irgendwie alle mitfahren können. Das haben wir ja zur Eröffnung gemacht, was mir auch einen Riesenspaß gemacht hat. Das war für mich eine Riesensache und einfach toll. Irgendwie musste ich dann eine Entscheidung treffen. Dann hätte ich gern fünf Mann im Finale gehabt, aber das ging natürlich auch nicht. Der Jarmo Hirvasoja (1990 einer von nur sechs nicht-russischen Weltmeistern – der Autor) ist dann leider rausgefallen. Von ihm war ich ein Riesenfan und habe einmal als junger Bub zehn Mark für ihn gespendet. Ich war von seinem Fahrtstil total begeistert. Luca ist jetzt wie eine Kopie, er fährt eins zu eins wie Hirvasoja in seiner besten Zeit.»

Zur Wahl des seit dem 9. März 75-jährigen Schweden Per-Olof «Posa» Serenius sagte Günther Bauer: «Von Posa war ich immer ein Fan, er hat den Sport in die Welt hinausgetragen. Er war auch der, der lange Zeit mit den Russen mithalten konnte. Es nötigt mir auch einen Riesenrespekt ab, wie er in seinem Alter noch so topfit ist und hier wieder so gut gefahren ist. Von daher war das für mich von Haus aus klar, dass er in dem Sonderlauf fahren muss.»

Natürlich gab es auch für Stefan Svensson gute Gründe. «Das ist einer von meinen ganz engen guten Freunden. Auf den kannst du dich immer verlassen. Wann immer du etwas brauchst, hilft er dir. Ich werde nie vergessen, als wir 2003 so gut waren, ist mir in Russland einmal der Auspuff gerissen. Die Ersatzmaschine war nicht so gut. Obwohl er selbst dran war, hat er mir den Auspuff geschweißt, selbst auf den Lauf verzichtet und für sich den Reservefahrer rausgeschickt. Er meinte, dass ich die Russen packen könnte und er nicht so in Form sei. Das ist für mich einzigartig, das sind echte Spezln. So etwas gibt es nirgends, nur im Eisspeedway – wohlgemerkt bei den Alten.»


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