Eisspeedway: Eine WM ist für Franky Zorn kein Muss
In Zell am See (v.l.): Patrick Friesacher, Franky Zorn, Dani Pedrosa, Mundl Baumschläger und Mark Webber
Das Eisspeedway Berlin dürfte Geschichte sein, nach Russland darf aktuell nicht gereist werden, Rennen auf Natureisbahnen wie in Weißenbach, St. Johann oder Steingaden sind ebenfalls von der Bildfläche verschwunden. Heilsbringend für die westeuropäischen Eisspeedway-Piloten ist die schwedische Liga inzwischen zum Tummelplatz geworden.
Einst war es so, dass an den Rennen zur schwedischen Liga vereinzelte Ausländer teilnahmen, doch auch das Drei-Kronen-Land selbst schwächelt derzeit. So zierten pro Rennen in der Regel nur drei Schweden das Line-up. Der eigentlich zurückgetretene Ove Ledström half beim Inn-Isar-Team aus. Meister wurde die Mannschaft Strömsunds MC, für die der Österreicher Franky Zorn, der Deutsche Hans Weber und der Niederländer Jasper Iwema die Punkte einfuhren.
Die beiden besten Schweden, Weltmeister Martin Haarahiltunen und Niclas Svensson, mussten verletzt passen, wobei Stefan Svenssons Sohn mit einer komplizierten Rückenverletzung auch für die Mini-Grand-Prix-Serie ausfallen dürfte. Der 65-jährige Stefan könnte seinen Sohn ersetzen.
Ist Eisspeedway generell weiter auf dem absteigenden Ast? Diese Frage beantwortete Franky Zorn im Gespräch mit SPEEDWEEK.com. «Es ist nicht mehr so, wie es sein soll, das ist klar. Selbst in Schweden ist das eher ein Wickelwackel. Es kommt jemand, es geht jemand, dann ist einer verletzt. Es läuft einfach so dahin. Wenn man sich jetzt die Quali in Örnsköldsvik anschaut, da sind eine Handvoll Fahrer, die ein gutes Level haben. Dahinter kommt nicht viel. Dabei ist es das Wichtigste, dass man ein Fahrerfeld hat, das einer WM würdig ist. Da haben fünf Russen in der Vergangenheit ein ganz anderes Niveau hineingetragen und Maßstäbe gesetzt, an denen sich die anderen orientieren konnten.»
Nun ist es leicht, eine Bestandsaufnahme zu machen, doch was müsste sich ändern? Auch dazu hat der 53-jährige Saalfeldener eine Meinung: «Meine verschiedenen Projekte mit Spikereifen für andere Disziplinen sorgt für ein anderes Publikum und könnte Eisspeedway selbst medial wieder interessanter machen. Wir haben für das Mediale sehr gute Voraussetzungen. Wir haben ein Oval in einem Stadion, das heißt, es verläuft sich nicht und der Aufwand für Fernsehproduktionen ist überschaubar.»
«Eisspeedway hat alles, was ein interessanter Sport braucht. Es ist durch die Schräglagen spektakulär und durch die Spikes auch ziemlich gefährlich. Darauf stehen die Leute. Aber bisher hat es noch keiner geschafft, da richtig was draus zu machen. Die Fernsehrechte sind immer noch bei der FIM und die Veranstalter vor Ort können das regional kaum ausschöpfen. Das ist schlecht. Auch beim Thema Social-Media-Aktivitäten lässt man viel Potenzial liegen.»
Sollte man einen externen Promoter nach dem Vorbild der Speedway-GPs suchen? «Theoretisch ja, aber in der Praxis ist das wohl aktuell nicht durchführbar, weil jeder Veranstalter zwar nach den Vorgaben der FIM arbeitet und trotzdem jeder in verschiedenen Belangen sein eigenes Ding macht. Es braucht eine Serie mit fünf sechs Rennen Minimum im Westen, aber möglichst auch wieder in Russland. Das muss gar keine WM sein, aber mit festem Personal für die Vermarktung, die Presse und allem, was dazu gehört. Und mit gutem Preisgeld, mit dem die besten Fahrer angelockt werden, das wäre eine Möglichkeit.»
Nachdem die schwedische Liga nun zu Ende ist, steht für Zorn als nächstes das EM-Rennen im ostpolnischen Sanok auf dem Programm. Dort gilt es für ihn, den EM-Titel aus dem letzten Jahr erfolgreich zu verteidigen. Zuvor will er jedoch noch einmal nach Schweden zum Trainieren, seine beiden Einsatzbikes stehen ohnehin noch oben.
In der WM mit je zwei Renntagen in Inzell im März sowie Anfang April im niederländischen Heerenveen möchte er seine Vorjahresplatzierung verbessern – als er Zweiter wurde.