Nachruf Tjitte Bootsma
Tjitte Bootsma
Berlin-Hohenschönhausen 1996. Beim Samstagrennen zum Master of Spikes fährt ein Mann der Weltelite um die Ohren, dem man bei diesem hochkarätigen Startfeld trotz seiner Qualitäten als Eisracer kaum einen Sieg zugetraut hätte: Tjitte Bootsma. Der sympathische Niederländer macht in der Folge auch kein Hehl aus der Hauptursache für seinen Erfolg. Die lag nämlich primär in einem von ihm selbst ausgetüftelten Chassis begründet, dessen Schwerpunkt höhere Kurvengeschwindigkeiten erlaubt und die Wheelie-Neigung beim Start reduziert.
Damit schafft sich Bootsma einen Ruf als kompetenter Fahrwerkbauer. Seine Tibo-Chassis waren in der Folge begehrt und setzten Trends. Nahezu alle Spitzenfahrer bevorzugten nun Konstruktionen, die der von Bootsma nachempfunden waren. Auch auf sportlicher Ebene war der gelernte Strassenbauer lange erfolgreich. So nahm er zwischen 1989 und 2004 als Mitglied der niederländischen Mannschaft bei der Team-WM teil und startete neunmal in der Einzel-WM.
In den letzten Jahren traf ich Tjitte gelegentlich als Zuschauer beim Seitenwagencross. Als wir uns im vergangenen Frühjahr wieder einmal begegneten, war er von einem schweren Schlaganfall gezeichnet. Doch Tjitte zeigte sich guten Mutes, mit Kampfgeist und Geduld die Folgen des Apoplex zu überwinden. Bei unserem nächsten Treffen im Sommer schien bereits eine gewisse Besserung eingetreten zu sein. Doch der Eindruck trog. Am frühen Morgen des 6. Novembers verstarb Tjitte an den Folgen seiner Krankheit. Mit ihm verliert die niederländische und die internationale Eisspeedwayszene einen überaus sympathischen und stets für den Sport engagierten Menschen. Unser Mitgefühl gilt seinen Angehörigen.