Ein Hoffnungsschimmer bei der KTM AG

Nachfolger von Posa Serenius gesucht: Favorit Weber

Von Thorsten Horn
2002 wurde der Schwede Posa Serenius Weltmeister

2002 wurde der Schwede Posa Serenius Weltmeister

2002 war Per-Olof «Posa» Serenius der letzte nicht-russische Eisspeedway-Weltmeister. Nach dem Ausschluss der russischen Fahrer wird am kommenden Wochenende in Heerenveen sein Nachfolger gesucht.

In den ersten 37 Jahren der 1966 eingeführten Eisspeedway-Weltmeisterschaft gab es immerhin noch sieben nicht-sowjetische bzw. nicht-russische Weltmeister. Den Tschechen Antonin Svab und Milan Spinka gelang es 1970 und 1974 die Phalanx der Männer aus dem Land von Väterchen Frost zu durchbrechen. Danach war es der Schwede Erik Stenlund, der 1984 und 1988 den Sowjets ein Schnippchen schlagen konnte. 1990 reihte sich der Finne Jarmo Hirvasoja in die Riege der Champions ein.

Nach den jeweiligen Weltfinals wurde ab 1994 das bereits in den ersten drei Jahren der Eisspeedway-WM angewandte Grand-Prix-System wieder eingeführt. Das machte sich 1995 der Schwede Per-Olof Serenius zunutze und verwies Alexandr Balashov und Vjatscheslav Nikulin auf den Silber- und Bronzerang.

«Posa» Serenius war es auch, der 2002 im hohen Alter von 54 Jahren beim WM-Finale in Inzell der bis dato letzte nicht-russische Weltmeister wurde, sprich seit 19 Jahren herrscht diesbezüglich Tristesse. Im 57. Jahr der Eisspeedway-WM wurde bekanntlich den russischen Fahrern, wie nahezu allen anderen russischen Sportlern auch, das weitere Mitmachen aus politischen Gründen untersagt.

Viel ist geschrieben und diskutiert worden, doch Fakt ist, dass 2022 der Nachfolger des Vorjahresweltmeisters Dinar Valeev, aber auch aller Wahrscheinlichkeit der Nachfolger von Per-Olof Serenius als nächster nicht-russischer Weltmeister, gefunden wird.

Die Aufgabe besteht darin, mehr WM-Punkte zu sammeln als der aktuelle Tabellenleader Nikita Bogdanov bereits hat. Das häufig gewechselte Punktesystem sah bis 2019 vor, dass die Fahrer WM-Zähler gemäß ihrer eingefahrenen Heat-Punkte kassierten. Seit 2020 kommt wieder das System mit festen Punkten gemäß der Tagesplatzierung zur Anwendung, sprich der (Final-)Sieger bekommt 20 Punkte, der Zweite 18, der Dritte 16, der Vierte 14 und so weiter.

Nach seinem Doppelsieg in Togliatti führt Nikita Bogdanov mit der Maximalpunktzahl 40. In der von Russen bereinigten Tabelle führt Hans Weber mit 25 Zählern, muss aber die notwendigen 16 Punkte erst einmal holen. Wir wollen nicht unken, aber wir reden von Motorsport – alles kann passieren.

Als nächste Westeuropäer folgen der Schwede Martin Haarahiltunen und der Niederländer Jasper Iwema mit jeweils 14 Punkten. Auf sie folgen indirekt der Tscheche Lukas Hutla und der nächste Schwede Ove Ledström. Wenngleich es für Ledström ein sehr weiter Weg bis auf den ersten Platz ist, ihm wird Serenius am stärksten die Daumen drücken. Denn nach Beendigung seiner Karriere 2015 (u. a. im Alter von 66 Jahren mit einem Rennsieg außer Wertung bei der Deutschen Meisterschaft in Berlin) betreute der Feuerwehrmann aus Hedemora seinem Landsmann.

Wenngleich Ledström in Togliatti mit den Plätzen 10 und 14 nicht gerade glänzen konnte, darf man ihm einiges zutrauen. So kam er während seiner kleinen Karriereunterbrechung im Dezember 2020 als Mechaniker von Martin Haarahiltunen zur Europameisterschaft ins polnische Tomaszow Mazowiecki. Nachdem sich «Haara» im Training die Hand gebrochen hatte, borgte sich Ledström Rennkombi, Helm und sonstige Bekleidungsteile bei seinen Fahrerkollegen und fuhr nach rund zwei Trainingsminuten mit Haarahiltunens Motorrad im Rennen als drittbester Westeuropäer auf Rang 5. Ein Jahr später, also im Dezember 2021, wurde er an gleicher Stelle hinter Nikita Bogdanov und vor Dmitry Solyannikov Vize-Europameister.

WM-Stand nach 2 von 4 Rennen:

1. Nikita Bogdanov (RUS), 40, Startverbot
2. Igor Kononov (RUS), 34 (-6), Startverbot
3. Dmitry Koltakov (RUS), 30 (-10), Startverbot
4. Dmitry Khomitsevich (RUS), 30 (-10), Startverbot
5. Hans Weber (D), 25 (-15)
6. Dinar Valeev (RUS), 22 (-18), Startverbot
7. Ivan Kuzhin (RUS, 20 (-20), Startverbot
8. Martin Haarahiltunen (S), 14 (-26)
9. Jasper Iwema (NL), 14 (-26)
10. Igor Saidullin (RUS), 13 (-27), Startverbot
11. Lukas Hutla (CZ), 10 (-30)
12. Ove Ledström (S), 10 (-30)
13. Franz Zorn (A), 9 (-31), verletzt
14. Franz Mayerbüchler (D), 8 (-32)
15. Nikita Toloknov (RUS), 6 (-34), Startverbot
16. Aki Ala-Riihimäki (FIN), 5 (-35)
17. Max Koivula (FIN), 2 (-38)

Alle Eisspeedway-Weltmeister:

1966 Gabdrahman Kadyrov (UDSSR)
1967 Boris Samorodov (UDSSR)
1968 Gabdrahman Kadyrov (UDSSR)
1969 Gabdrahman Kadyrov (UDSSR)
1970 Antonin Svab (CZ)
1971 Gabdrahman Kadyrov (UDSSR)
1972 Gabdrahman Kadyrov (UDSSR)
1973 Gabdrahman Kadyrov (UDSSR)
1974 Milan Spinka (CZ)
1975 Sergej Tarabanko (UDSSR)
1976 Sergej Tarabanko (UDSSR)
1977 Sergej Tarabanko (UDSSR)
1978 Sergej Tarabanko (UDSSR)
1979 Anatoli Bondarenko (UDSSR)
1980 Anatoli Bondarenko (UDSSR)
1981 Vladimir Ljubitch (UDSSR)
1982 Sergej Kazakov (UDSSR)
1983 Sergej Kazakov (UDSSR)
1984 Erik Stenlund (S)
1985 Vladimir Suchov (UDSSR)
1986 Juri Ivanov (UDSSR)
1987 Juri Ivanov (UDSSR)
1988 Erik Stenlund (S)
1989 Nikolai Nishtschenko (UDSSR)
1990 Jarmo Hirvasoja (FIN)
1991 Sergej Ivanov (UDSSR)
1992 Juri Ivanov (GUS)
1993 Vladimir Fadeev (RUS)
1994 Alexandr Balashov (RUS)
1995 Per-Olof Serenius (S)
1996 Alexandr Balashov (RUS)
1997 Kyril Drogalin (RUS)
1998 Alexandr Balashov (RUS)
1999 Vladimir Fadeev (RUS)
2000 Kyril Drogalin (RUS)
2001 Kyril Drogalin (RUS)
2002 Per-Olof Serenius (S)
2003 Vitali Khomitsevitsch (RUS)
2004 Dmitry Bulankin (RUS)
2005 Nikolai Krasnikov (RUS)
2006 Nikolai Krasnikov (RUS)
2007 Nikolai Krasnikov (RUS)
2008 Nikolai Krasnikov (RUS)
2009 Nikolai Krasnikov (RUS)
2010 Nikolai Krasnikov (RUS)
2011 Nikolai Krasnikov (RUS)
2012 Nikolai Krasnikov (RUS)
2013 Daniil Ivanov (RUS)
2014 Daniil Ivanov (RUS)
2015 Dmitry Koltakov (RUS)
2016 Dmitry Khomitsevich (RUS)
2017 Dmitry Koltakov (RUS)
2018 Dmitry Koltakov (RUS)
2019 Daniil Ivanov (RUS)
2020 Daniil Ivanov (RUS)
2021 Dinar Valeev (RUS)
2022 ?

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