Stefano Domenicali: «Formel 3 ist das stärkste Paket»
Das Chassis für die Formel-3-EM ist für dieses Jahr deutlich aktualisiert worden. Für die anstehende Saison wurden Sicherheits- und Leistungs-Upgrades umgesetzt, die das Aussehen der Autos erkennbar verändern.
In Übereinstimmung mit der Verlängerung der Homologationsperiode bis 2019 hat der Automobilweltverband FIA verbesserte Sicherheitsstandards für die Serie eingeführt, die auch neueste Sicherheitsentwicklungen der Formel 1 integrieren. Die Fahrzeugnase wurde gesenkt, um das Risiko zu verringern, dass ein Fahrzeug abhebt, wenn es auf den Hinterreifen eines Konkurrenten auffährt. Dazu kommt der positive Nebeneffekt, dass das Auto einen aggressiveren Look im Stile eines F1-Rennautos erhält.
Die Front-Aufprallstruktur wurde erneuert, wodurch im Fall eines Frontalunfalls rund 25 Prozent mehr Energie verzehrt wird. Im Einklang mit den F1-Sicherheitsbestimmungen wurden an den Seiten und im unteren Bereich der Front zusätzliche U-förmige Platten (sogenannte «Zylon panels») verbaut, die Fremdkörpern das Eindringen erschweren und die Stabilität des Fahrzeugs erhöhen.
Darüber hinaus wurde die Überlebenszelle des Monocoque mit zusätzlichen Polsterungen zum Schutz der Fahrerbeine ausgestattet. Ausserdem wurden die Halteseile der Räder verstärkt und halten nun Kräften von 6 kj statt wie bisher 4 kj stand. So wird das Risiko, dass ein Rad im Falle eines Unfalls vom Fahrzeug getrennt wird, weiter reduziert.
Das Sicherheitsupgrade für 2017 folgt den schon in der vergangenen Saison vorgenommenen Verbesserungen des Überrollbügels, bei denen eine zusätzliche Karbon-Aluminium-Struktur den Kopf des Fahrers im Falle eines Überschlags schützt.
Gleichzeit wurde das Reglement mit Bezug auf Aerodynamik-Teile verändert, wodurch die Leistungsfähigkeit der Fahrzeuge verbessern wird. Die Leistungsupgrades umfassen neue Frontflügel-Endplatten und äussere Flügelklappen für eine bessere aerodynamische Leistung.
Um die Fahrzeugbalance aufrecht zu halten, erhielt der Heckflügel angepasste Endplatten und Flügelprofile. Darüber hinaus sorgt ein grösserer Diffusor für mehr Abtrieb und geringeren Luftwiderstand und verbessert somit die aerodynamische Effizienz des Autos.
Stefano Domenicali, Präsident der FIA Single-Seater Commission, sagte zu den Neuerungen: «Dies ist ein sehr wichtiger Schritt für die Evolution der Serie. Nicht nur wegen der Verbesserungen der Fahrzeugleistung und der Sicherheit, sondern auch, weil so für Stabilität beim Reglement gesorgt wird. Und das ist grundlegend, um die Kosten unter Kontrolle zu behalten.»
«Diese Änderungen sind definitiv im Einklang mit dem Konzept, die Serie erschwinglicher zu machen. Trotz der Investitionen, die nötig sind, um die Upgrades zu implementieren, wird der Nutzen diese Investition bei weitem überwiegen. Schliesslich sind die Autos mit den neuen Komponenten nicht nur ein attraktiveres Paket für Teams und Fahrer, sondern stellen darüber hinaus sicher, dass die Homologationsperiode für das Chassis verlängert werden kann. Folglich müssen die Teams keine neuen Autos kaufen, da sie die kommenden drei Jahre mit den aktuellen Autos bestreiten können – und das mit einer garantierten Leistungssteigerung und ohne im Bereich der Sicherheit Kompromisse einzugehen», fügt der frühere Formel-1-Teamchef von Ferrari an.
Robert Maas, Technischer Delegierter der Formel 3, stimmt ihm zu: «Die neuen Upgrades fürs F3-Chassis bringen mehr Sicherheit für die Teilnehmer und verbessern die Aerodynamik, das Handling und die Fahrbarkeit der F3-Autos. Der komplette Satz der Upgrades kann bereits beim Hersteller erworben werden und wird von den Teams bei den Tests im kommenden Monat eingesetzt. Dann werden wir auch herausfinden, wie viel schneller die neuen Fahrzeuge tatsächlich sind.»
Domenicali äusserte sich auch zur aktuellen Situation des F3-Feldes. «2016 trafen wir die wichtige Entscheidung, die Teilnehmerzahl zu limitieren, um die Schwierigkeiten zu vermeiden, die wir in den vorigen Jahren mit bis zu 37 Teilnehmern bei Veranstaltungen gelegentlich hatten. Diese Situation machte das Managen wirklich schwierig und war nicht nur für die Show von Nachteil, sondern auch für das Umfeld, dass die Fahrer brauchen, um das Beste aus ihrer Erfahrung in dieser Kategorie zu machen. Mit einem selektiveren Feld steigt naturgemäss auch die Qualität der Teilnehmer.»
«All das ereignete sich in einem für alle Nachwuchsklassen schwierigen Moment, wie die Zahlen bestätigen», betonte der Italiener. «Während 2015 in der Formel 3, Formel Renault und GP3 insgesamt 87 Talente an den Start gingen, waren es 2016 nur noch 70 – von denen durchschnittlich 22 in unserer Meisterschaft unterwegs waren. In diesem Klima hat sich die Formel 3 meiner Ansicht nach als stärkstes Paket für Fahrer herausgestellt, die es in der Formel-Pyramide nach oben schaffen wollen.»
Und Domenicali fügt selbstbewusst an: «Dieses Jahr sieht es aus, als könnten wir vielleicht mit einer leicht erhöhten Teilnehmerzahl rechnen, die es uns ermöglichen sollte, das uns selbst gesteckte Ziel zu erreichen – eine Anzahl, die wir auch für die optimale Balance zwischen Qualität und Quantität halten.»
2017 entwickelt sich mit vielversprechenden Aussichten und die besten Teams werden Spitzentalente aus ganz Europa ins Rennen schicken. Gerhard Berger, Domenicalis Vorgänger als Präsident der Single-Seater Commission, sieht das genauso: «2017 scheint ein grossartiges Jahr für die Formel 3 zu werden.»
«Eine ganze Reihe talentierter junger Fahrer steigen in die Serie ein und die erfahreneren Burschen werden ihnen alles abverlangen», prophezeit der Österreicher. «Die Rennen im vergangen Jahr waren extrem hart umkämpft und doch fast immer sauber und fair. Das ist ein Umfeld, dass von uns unterstützt werden sollte und die Updates fürs Auto sowie die Bemühungen, die Kosten zu reduzieren, dürften die Situation sogar noch verbessern.»