Ross Brawn wusste lange nichts vom Ferrari-Vetorecht
Ross Brawn hatte lange keine Ahnung vom Ferrari-Vetorecht
Das Ferrari-Vetorecht gegen jegliche Formel-1-Regeländerungen gehörte lange zu den bestgehüteten Geheimnissen im GP-Zirkus. Selbst der ehemalige Ferrari-Teamchef Ross Brawn wusste jahrelang nichts davon. Erst nach 2005 – acht Jahre nach seinem Stellenantritt bei der Scuderia – erfuhr er von diesem Privileg, wie er im neuen Buch «Total Competition», das von Williams-CEO Adam Parr geschrieben wurde, verrät (das Werk erscheint am 3. November im Verlag «Simon and Schuster»).
Darin erzählt Brawn, dass er nichts vom Veto-Recht wusste, als er etwa gegen eine Regeländerung ankämpfte, die keine Reifenwechsel während der Rennen mehr erlaubte. Brawn war überzeugt, dass diese Anpassung nur vorgenommen wurde, um die Ferrari-Bridgestone-Dominanz der frühen 2000er-Jahre zu brechen. «Ich wusste damals nicht, dass wir ein Vetorecht hatten», zitieren die Kollegen von F1Fanatic.co.uk Brawn aus dem Werk des britischen Unternehmers.
Brawn ist überzeugt, dass der damalige Ferrari-Geschäftsführer Jean Todt, der heute das Amt des FIA-Präsidenten bekleidet, dieses Veto niemals eingelegt hätte: «Wir haben nie Gebrauch davon gemacht und ich glaube nicht, dass Jean es jemals in Erwägung gezogen hat, denn wir wussten, dass es falsch war.» Und Brawn betont, dass er selbst erst später in seiner Ferrari-Karriere, die 2007 endete, davon erfuhr.
Brawn bestätigt darin auch, dass Ferraris Missfallen an der Regeländerung auch das spätere Verhalten der Team-Oberen beim US-GP des Jahres 2005 beeinflusst hat. Denn dieses Rennen konnten nur sechs Autos bestreiten – nämlich die Bridgestone-Kunden Ferrari, Minardi und Jordan.
Die Michelin-Teams mussten aus Sicherheitsgründen nach der Aufwärmrunde wieder an die Box abbiegen, weil Ferrari sämtliche Kompromisse, die eine Teilnahme der Gegner möglich gemacht hätten, ablehnte.
«Wir fühlten uns durch die Regeländerung bezüglich der Reifenwechsel benachteiligt und schikaniert», erklärt Brawn. «Deshalb hatten wir auch nicht viel Mitleid für die Befürworter der Regeländerung übrig, als sie ein Problem mit den Reifen hatten.»