1. Training: Lewis Hamilton legt die Latte hoch
Lewis Hamilton drehte im ersten freien Training die schnellste Runde
Die Formel-1-Stars mussten in Mexiko bei kühlen elf Grad Aussentemperatur zum ersten freien Training ausrücken, obwohl die Wetterprognose angenehme 19 Grad vorausgesagt hatte. Dennoch füllte sich die Piste schnell, wobei die beiden Renault-Piloten Jolyon Palmer und Kevin Magnussen die Ersten auf der Piste waren.
Letzterer war einer von vier GP-Stars, die mit dem Halo-Kopfschutz ausrückten. Neben Magnussen drehten auch Pascal Wehrlein, Sergio Pérez und Felipe Massa mit dem umstrittenen Ring am Cockpit-Rand ein paar Runden. Während Lokalmatador Pérez bei jeder Durchfahrt begeistert von den mexikanischen Fans bejubelt wurde, unternahm Wehrlein den ersten Ausritt neben der Strecke. Offenbar war der Manor-Pilot nur kurz ausgerutscht, denn er konnte unverrichteter Dinge weiterfahren.
Lewis Hamilton gibt Gas
Für Unterhaltung sorgte auch Max Verstappen. Der Red Bull Racing-Teenager war mit sehr wenig Bodenfreiheit unterwegs und warf entsprechend viele Funken auf den Bodenwellen. Nach zehn Minuten hatten alle mindestens eine Installationsrunde gedreht und am Autodromo Hermanos Rodriguez wurde es kurz ruhig, bis Wehrleins Manor-Teamkollege Esteban Ocon wieder auf die Piste kam.
Der Franzose blieb nicht lange alleine, bald gesellten sich Magnussen, Wehrlein, Palmer und Alonso dazu und der zweifache Champion übernahm mit 1:25,933 min die erste Position auf dem Zeitenmonitor. Doch das reichte dem ehrgeizigen Asturier nicht, er gab weiter Gas und verbesserte sich auf 1:24,933 min.
Der McLaren-Honda-Star blieb auf der Strecke und folgte Palmer in die erste Kurve – was er kurz darauf bereute. Denn der Brite verbremste sich und wirbelte viel Staub auf, den Alonso ins Gesicht bekam. Derweil hatten sich auch die beiden Mercedes-Piloten Lewis Hamilton und Nico Rosberg auf weichen Reifen die Box verlassen, und kurz darauf klagte der aktuelle Weltmeister, dass ihm die Gänge auf seinem Lenkrad-Display nicht angezeigt wurden.
Auch Williams-Pilot Valtteri Bottas gab richtig Gas und übernahm mit seiner Rundenzeit von 1:24,337 min die Spitzenposition, nur um sie wieder an Rosberg zu verlieren, der mit 1:22,748 min eine neue Bestmarke setzte. Doch auch er durfte sich nicht lange darüber freuen, denn knapp eine Minute später setzte sich Hamilton mit 1:21,936 min wieder ganz nach vorne.
Der dreifache Champion hatte aber noch nicht genug und stellte auch in der folgenden Runde zwei Sektor-Bestzeiten auf, bevor er seinen Versuch im letzten Abschnitt abbrechen musste. «Da hatte er wohl etwas Verkehr oder musste aus sonst irgendeinem Grund bremsen», rätselte Ex-GP-Pilot und Sky Sports F1-Aushilfsexperte Paul di Resta. Hamilton liess sich davon nicht beirren und legte mit 1:21,633 min noch einmal nach.
Rote Flagge wegen Felipe Nasr
Kurz nach der ersten halben Stunde wurde das Training unterbrochen. Der Grund: Felipe Nasr verlor nach einem wilden Ritt über die Randsteine den rechten Teil seines Frontflügels – was der Brasilianer aus der Cockpit-Perspektive nicht mitbekam.
«Was ist passiert? Ist das Auto okay? Ich habe ein eigenartiges Geräusch gehört», erkundigte er sich. Die Antwort auf diese Frage lieferte die Wiederholung der TV-Aufnahmen. Diese zeigte, dass der Frontflügel richtiggehend explodiert ist, als Nasr nach der wilden Kerbs-Fahrt wieder auf der Piste unterwegs war und eine kleine Bodenwelle erwischte.
Während die Streckenposten alles unternahmen, um die Piste von Schrott und Splitter zu befreien, teilte die Rennleitung den GP-Stars mit, dass sie die zusätzliche Reifenmischung erst sieben Minuten nach Wiederaufnahme des Trainings zurückzugehen hatten. Nach neun Minuten war die Strecke wieder sauber und die Formel-1-Fahrer durften wieder Gas geben.
Zur Halbzeit führte Hamilton die Zeitenliste mit 1:21,633 min vor Rosberg, Pérez, Bottas, Verstappen, Daniel Ricciardo, Sebastian Vettel, Carlos Sainz, Massa und Daniil Kvyat an. Hinter den schnellsten Zehn hatten sich Pechvogel Nasr, Jenson Button, Romain Grosjean, Nico Hülkenberg, Magnussen, Marcus Ericsson, Alonso, Esteban Gutiérrez, Palmer und Ocon auf den restlichen Rängen eingereiht.
Williams-Duo wie erwartet schnell
Der einzige Fahrer, der sich nach der ersten Trainingshälfte keine Rundenzeit hatte notieren lassen, war Pascal Wehrlein. Sehr viel besser gestaltete sich der Auftakt ins Mexiko-Wochenende für das Williams-Duo Bottas und Massa, das die starke Form, die dem Privatrennstall aus Grove für das 19. WM-Wochenende des Jahres vorausgesagt wurde, auch bestätigen konnte. Der Finne reihte sich direkt hinter dem Silberpfeil-Duo und vor seinem Teamkollegen Massa ein.
Verstappen bekundete unterdessen ein Problem mit den Bremsen. Denn diese überhitzten und sorgten dabei nicht nur für beängstigend viel Rauch, sondern auch für einen sichtbaren Brandschaden am Formel-1-Renner. «Das sieht nicht gut aus, damit dürfte sein Training vor der Mittagspause schon beendet sein», kommentierte Di Resta trocken.
Sehr viel besser lief es für Hamilton, der sich auf 1:20,914 min verbesserte, als ihm Rosberg bis auf 0,146 sec auf die Pelle rückte. Und das, obwohl er zuvor die mittelharte Reifenmischung hatte aufziehen lassen. Dann wurden plötzlich wieder die gelben Flaggen geschwenkt – und zwar an zwei Stellen gleichzeitig, denn Palmer geriet in der zwölften Kurve von der Strecke während Kvyat in der ersten Kurve einen Dreher hinlegte.
An der Spitze kam Vettel bis auf 79 Tausendstel an die Bestmarke von Hamilton heran, allerdings hatte der Deutsche die weichen Reifen dafür eingesetzt, während Hamilton seine schnellste Runde auf der mittelharten Mischung gedreht hatte.
Der 31-Jährige bog nach einem längeren Stint auf den mittelharten Reifen wieder an die Box ab, während Button über Boxenfunk einen Streckenposten meldete, der neben der siebten Kurve vor der Absperrung unterwegs war. «Das lenkt natürlich ab, denn man weiss nie, was passieren kann, und das irritiert dich», weiss Di Resta.
Bestzeit für Lewis Hamilton
Auch Massa bekundete auf den letzten Metern Probleme. Der Williams-Pilot erklärte über Boxenfunk: «Meine Hinterreifen blockieren, sobald ich die Bremse auch nur antippe.» Ferrari-Star Räikkönen beschwerte sich derweil über den Verkehr auf der Strecke, der ihm keine saubere Runde erlaubte.
Mit starkem Untersteuern kämpfte hingegen Grosjean, der seinem Ärger darüber fluchend Luft machte. Und keine drei Minuten vor dem Ende des ersten Trainings sorgte schliesslich auch ein leichter Regen in der 16. Kurve für aufgeregten Funkverkehr zwischen den GP-Stars und ihren Ingenieuren.
Hamilton durfte sich am Ende folglich mit seiner schnellsten Rundenzeit von 1:20,914 min über den ersten Platz auf der Zeitenliste freuen. Hinter dem Champion belegten Vettel, Räikkönen, Pérez, Hülkenberg, Bottas, Rosberg, Ricciardo, Massa und Kvyat die weiteren Top-Ten-Plätze.
Grosjean, Sainz, Ericsson, Verstappen, Gutiérrez, Alonso, Nasr, Button, Magnussen, Ocon, Palmer und Wehrlein komplettierten die Zeitenliste des ersten freien Trainings. Das zweite freie Training startet heute, Freitag, um 14 Uhr Ortszeit (21 Uhr MESZ).