Stefan Johansson: Max Verstappen cleverer als Gegner
Woran werden wir uns erinnern, wenn wir an die Saison 2016 zurückdenken? An das WM-Duell der Silberpfeilfahrer Nico Rosberg gegen Lewis Hamilton bestimmt. An den Mörder-Crash von Fernando Alonso in Australien. An die Enttäuschung namens Ferrari vielleicht. An den tollen vierten WM-Rang von Force India, überragend für ein Privat-Team. Und dann gewiss an jenen Tag, als Max Verstappen im November-Regen von Brasilien eine fabelhafte Show zeigte.
Auch Stefan Johansson ist bis heute tief beeindruckt. Aber gleichzeitig kann der frühere Ferrari- und McLaren-Fahrer nicht ganz verstehen, was an jenem Tag in die Gegner des Niederländers gefahren ist.
Der 79fache GP-Teilnehmer, WM-Fünfter 1986, erklärt in seinem Rennblog: «In jeder Rennkategorie, in welcher ich angetreten bin, Kart, Sportwagen, IndyCar, Formel 1, ganz egal, war immer klar – wenn es stark regnet, dann fährst du nicht auf der Ideallinie. Dort liegt viel zu viel Gummi, und das bedeutet, die Bahn ist glitschig.»
«Mercedes-Teamchef Toto Wolff hat in Interlagos geschwärmt, Max Verstappen habe im Brasilien-GP die Gesetze der Physik ausser Kraft gesetzt. Hat er natürlich nicht. Verstappen hat nur das einzig Logische getan: Er hat sich neue Linien gesucht, ein ganz fundamentales Vorgehen bei Regen.»
«Verstappen hat dann die Leute links und rechts überholt, und noch immer ist bei den meisten Gegnern der Groschen nicht gefallen. Sie haben weitergepennt. Das finde ich verblüffend. Ich verstehe nicht, was so schwierig war, das Offensichtliche zu erkennen.»
«Jeder konnte sehen, dass Max mehr Haftung neben der Ideallinie fand. Wie immer im Regen. So einfach ist das. Nur wenige Piloten haben sich freilich gedacht: „Das sollte ich vielleicht auch mal versuchen.“ Das fand ich unglaublich!»
«Das soll jedoch die tolle Leistung von Verstappen in keiner Weise schmälern. Der Niederländer hat bewiesen, dass er in Sachen Rennhandwerk keinen mehr fürchten muss, und das mit 19 Jahren! Seine Fahrzeugbeherrschung war sehr eindrucksvoll. Vor allem in jener Situation, als er auf die Pistenbegrenzung zuschlitterte.»
«Ich fand das Rennen von Brasilien in sich selber ein wenig seltsam. Ich bin Grands Prix gefahren, die fanden unter weitaus schlimmeren Bedingungen statt. Und wir reden hier immerhin von den angeblich besten Rennfahrern der Welt. Die sollten mit Regen eigentlich umgehen können. Aber wenn die Autos bei solchen Verhältnissen unfahrbar sind, dann gehören wir zurück ans Zeichenbrett – was die Autos und was die Reifen angeht.»
«Wenn die Regenreifen zu wenig wirksam sind, dann muss das Testverbot halt aufgeweicht werden. Ich bin sicher: Hätten wir im GP-Sport einen Wettbewerb zweier Reifenfirmen, dann hätte es so eine Situation nie gegeben. Dann wären die Produkte beider Hersteller besser.»
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