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Gerhard Berger zu Nico Rosberg: «Rückkehr denkbar»

Von Mathias Brunner
Gerhard Berger

Gerhard Berger

​Der zehnfache Grand-Prix-Sieger Gerhard Berger (57) bei «Sport und Talk im Hangar-7» von ServusTV: «Nico Rosberg sagt, eine Rückkehr werde es nicht geben. Aber in ein paar Jahren könnte er schwach werden.»

Der frühere Ferrari- und McLaren-Spitzenpilot Gerhard Berger hat erst vor wenigen Monaten seinem Freund Nico Rosberg bei den Vertragsverhandlungen mit Mercedes-Benz geholfen: Der zehnfache Grand-Prix-Sieger ebnete den Weg zu einer Vertragsverlängerung bis Ende 2018, Nico konnte sich auf diese Weise ganz um den WM-Zweikampf mit Lewis Hamilton kümmern, den der Deutsche beim dramatischen Finale von Abu Dhabi für sich entschied – Weltmeister.

Nur fünf Tage danach, am Freitag 2. November, dann der grosse Knall: Nico Rosberg verkündete, dass er mit sofortiger Wirkung vom Rennsport zurücktrete. «Eine Riesenüberraschung», sagt Berger in der in der ServusTV-Sendung «Sport und Talk im Hangar-7».

«Auch für mich gab es beim WM-Finale von Abu Dhabi keine Anzeichen für so einen Schritt», sagt der WM-Dritte von 1988 und 1994. «Ich habe einen halben Tag vor der Bekanntgabe eine SMS von ihm bekommen, er höre auf, ich wusste zunächst gar nicht, was ich mit der Nachricht anfangen sollte. Dann hat er das tatsächlich durchgezogen.»

Seither wird über die Hintergründe dieser überraschenden Entscheidungen viel geredet und geschrieben, und Gerhard Berger differenziert: «Man kann es sich nicht so einfach machen und sagen, er wechselt ab jetzt halt lieber Windeln. Ich finde den Rücktritt Zeichen einer ganz starken Persönlichkeit – wenn man so einen Vertrag in der Tasche hat, als Weltmeister, mit der Aussicht, auch weiterhin ein Siegerauto fahren zu können. Vor diesem Hintergrund zu sagen: Ich verbringe jetzt meine Zeit lieber mit der Familie und anderen Geschäften, das ist ein ganz starke Ansage. Hut ab! Das bringt nicht jeder zustande.»

«Ein Anderer hätte vielleicht gesagt: So, ich nehm das Geld mit, und wenn ich müde bin, dann lege ich ein etwas ruhigeres Jahr ein, um dann in der Saison danach wieder voll zu attackieren, und irgendwann werde ich vielleicht nochmals Weltmeister. Nein, Nico hat das ganz konsequent durchgezogen, ich finde das sehr beachtlich.»

Wie es ist, an der Seite eines absoluten Top-Piloten zu fahren, das weiss nicht nur Nico Rosberg mit Lewis Hamilton, das weiss auch Gerhard Berger aus der gemeinsamen Zeit mit Ayrton Senna.

Berger weiter: «Man wird nicht zermürbt, aber es ist schon so, wie Nico Rosberg bei seiner Erklärung betont hat – dieser tägliche Druck, diese mentale und körperliche Anstrengung, diese komplette Hingabe, da bleibt nichts mehr für dich selber übrig, nichts für die Familie und nichts für Freunde. Manchen macht das weniger aus. Andere sagen: Es gibt ein Leben, und ich will nicht mein ganzes Leben unter diesem Druck stehen. Nico sagte: „Weltmeister war mein grosses Ziel, jetzt reicht es.“»

«Aber es ist unheimlich schwer, aus diesem intensiven Leben von einem Tag auf den anderen auszutreten. Das ist mir auch so ergangen. Aber niemand kann die Zeit zurückdrehen. Bei Nico wird es besonders schwierig, weil er noch so jung ist. Er ist nun 31, andere Piloten zeigen mit 35 oder 36 noch absolute Spitzenergebnisse.»

Auf die Frage von Andreas Gröbl, ob Berger Verständnis dafür habe, wenn Niki Lauda, der Aufsichtsrats-Chef des Mercedes-Rennstalls, sauer sei über den Rücktritt, sagt Gerhard: «Überhaupt nicht. Ich habe ihn angerufen und ihm gesagt – Niki, du hast es selber doch noch schlimmer gemacht, du hast damals mitten an einem GP-Wochenende nach einem Training Schluss gemacht und gesagt, ich mag nimmer im Kreis fahren.»

«Aber ich kann den Unmut von Niki verstehen. Wenn du so einen Rennstall leitest und du rechnest für die Zukunft fest mit einem Piloten des Kalibers von Rosberg, du hast schon alle Teilchen dieses riesigen Puzzles für die kommende Saison an den richtigen Platz gelegt, und dann bricht dir so ein elementares Stück weg, dann ist das ein Riesenverlust. Klar ist man da im ersten Moment sauer, aber die werden das schon hinbekommen.»

Wie sieht es in ein oder zwei Jahren aus? Niki Lauda kam zurück, Nigel Mansell ebenfalls, Alan Jones, Alain Prost, Kimi Räikkönen, nicht zu vergessen Michael Schumacher. Gerhard Berger glaubt: «Die Gefahr ist schon gross, vor allem dann, wenn man so jung und auf dem Höhepunkt abtritt. Da kann es durchaus sein, dass man in zwei Jahren sagt – ich will nicht mehr zuhause sitzen. Egal welchen Geschäften ein Mann nachgeht, das alles ist nicht mit dem Gefühl vergleichbar, diese Autos zu fahren und auf einem Siegerpodest zu stehen. Dann kommt die Versuchung. Auch wenn Nico heute sagt, das komme für ihn nicht in Frage: Ich kann mir schon vorstellen, dass er in ein paar Jahren schwach wird.»

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