Rätsel Racing-Raritäten: Die Hoffnung stirbt zuletzt
Aus dem Archiv unserer Partner der britischen Foto-Agentur LAT stellen wir jede Woche ein kleines Stück Motorsporthistorie vor. Das Vorgehen ist kinderleicht – sagen Sie uns, wer zu erkennen ist, wo und wann das Bild entstand (Beispiel: Jo Siffert, Monza, 1970) und gewinnen Sie mit etwas Glück einen kleinen Preis. Bitte Namen, Adresse, Geburtsjahr und Telefonnummer nicht vergessen. Schicken Sie Ihre Lösung an: mathias.brunner@speedweek.com. Einsendeschluss ist jeweils Sonntag der laufenden Woche, 24.00 Uhr.
Zur Auflösung der Vorwoche – diesen flügellosen Ferrari 312B3 pilotierte der Italiener Arturo Merzario in Watkins Glen 1973. Das Wochenende des USA-GP wurde damals überschattet vom tödlichen Unfall des Franzosen François Cevert, der Tyrrell-Fahrer starb kurz vor Mittag des Samstagtrainings, die Unfallursache wurde nie hundertprozentig gelöst, in aller Wahrscheinlichkeit handelte es sich um einen Fahrfehler.
Erschüttert vom Tod seine Stallgefährten trat Jackie Stewart zum Rennen nicht mehr an, es hätte sein 100. und letzter Grand Prix sein sollen.
Der Grund, wieso Arturo Merzario ohne Flügel fuhr: Zu Beginn des Rennens brach der Heckflügel. Damit war der Ferrari unfahrbar. Merzario liess daraufhin an der Box auch den Frontflügel entfernen und ging wieder auf die Bahn. Daher sieht der Wagen so seltsam aus und wirkt, als hätte er vorne zwei Abschlepphaken. Der Italiener kam mit vier Runden Rückstand noch auf Rang 16 ins Ziel.
Heute würde Rennleiter Charlie Whiting kein Auto mehr auf die Bahn lassen, das ohne Flügel ausgerüstet ist, so ändern sich die Zeiten.
Arturo Merzario, der kleine Mann mit dem ganz grossen Herzen, hatte bei 57 Starts selten ein wirklich konkurrenzfähiges Grand-Prix-Auto unterm Hintern. Mit Ferrari reichte es 1973 in Brasilien und Argentinien zu zwei vierten Plätzen, im bewährten Modell 312 B2. Ab Monaco jedoch wurde der B3 eingesetzt, mit dem sich Arturo so schwer tat wie Team-Leader Jacky Ickx.
Der erste B3 wurde als «spazzaneve» (Schneepflug) bekannt – aufgrund seiner seltsamen, schaufelförmigen Fahrzeugnase. Das Auto war vor kurzem beim historischen Monaco-GP unterwegs. Es kam im Rahmen der Formel-1-WM aber nie zu einem Einsatz und diente als Versuchsträger für die Techniker.
Der rennfertige B3 wurde unter der Leitung von John Thompson in England gebaut. Der Wagen erwies sich als katastrophale Kombination: Er war zu schwer, zu langsam und obendrein auch noch unzuverlässig. Der Ferrari war so peinlich langsam, dass Enzo Ferrari eine Auszeit verordnete. Jacky Ickx wurde während dieser Wochen mit einem dritten McLaren Dritter auf dem Nürburgring. Damit war klar: Am Fahrer lag es nicht.
Enzo Ferrari holte im Sommer Mauro Forghieri als Cheftechniker zurück, im Winter brachte er mit Niki Lauda und Clay Regazzoni den B3 auf Vordermann: Ergebnis – Regazzoni hätte mit etwas mehr Weitsicht von Ferrari und ein wenig mehr Glück den WM-Titel 1974 geholt. Lauda holte das 1975 mit dem neuen Ferrari 312T nach.
Arturo Merzario tingelte weiter durch die Formel 1, rettete 1976 auf dem Nürburgring mit einigen Rennfahrerkollegen und Streckenposten Niki Lauda aus dem Feuer und wurde so weltberühmt.
Der kleine Mann mit dem Cowboy-Hut eroberte seine grössten Siege im Sportwagen: Er triumphierte auf einigen der schwierigsten Kurse der Welt, wie in Spa-Francorchamps (die alte Version) oder bei der Targa Florio (zwei Mal).
Merzario fährt noch bei Veranstaltungen mit historischen Rennwagen und bleibt mit seinem Hut und dem sympathischen Knautschgesicht unübersehbar.
Damit zur neuen Aufgabe: Unser Bild aus den 80er Jahren zeigt, wie vielfältig die Formen der Rennwagen damals waren. Und wie weit vorne der Pilot sass, gemessen an der Linie der Vorderachse. Für Team und Fahrer galt das Motto: Die Hoffnung stirbt zuletzt.
Aber wer ist der Fahrer? Wo ist das Bild entstanden? Die ersten Antworten sind bereits eingetrudelt – machen auch Sie mit.
Wir wünschen Ihnen viel Spass beim Rätseln!