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Monisha Kaltenborn: Was Sauber 2017 erreichen will

Von Rob La Salle
​Sauber hat als zweites Team nach Williams Bilder vom 2017er Renner präsentiert. Teamchefin Monisha Kaltenborn spricht über die Saisonziele, Technikchef Jörg Zander über die Herausforderungen für die Ingenieure.

25 Jahre Formel 1 – mit diesem Jubiläum feiert das Sauber F1 Team 2017 einen weiteren Meilenstein in seiner jahrzehntelangen Motorsport-Geschichte. Das viertälteste Formel-1-Team in ursprünglicher Form startet zusammen mit seinem neuen Besitzer, Longbow Finance S.A., in dieses Jubiläumsjahr, mit dem gleichzeitig eine neue Ära in der Königsklasse beginnt. In der Formel-1-Weltmeisterschaft 2017 setzt das Schweizer Team erneut auf den Schweden Marcus Ericsson (26) und neu auf den Deutschen Pascal Wehrlein (22). Das offizielle Roll-out des neuen Sauber C36-Ferrari findet anlässlich der ersten Winter-Testfahrten am 27. Februar auf dem Circuit de Barcelona-Catalunya statt, der erste Wintertest dauert vier Tage.

Nicht nur die Formel 1 startet mit ihrem neuen technischen Reglement in eine neue Ära, sondern auch das Sauber F1 Team. Mit dem neuen Besitzer hat die Sauber Group die Chance zum Neubeginn und kann sich als Ganzes stabilisieren und so auch in der Formel 1 eine solide Basis für eine konkurrenzfähige und erfolgreiche Zukunft schaffen. CEO und Teamchefin Monisha Kaltenborn sieht jedenfalls spannende Zeiten auf das Team zukommen: «Zusammen mit Longbow Finance eröffnen sich uns künftig grosse Möglichkeiten, um wieder konkurrenzfähiger zu werden und zu alten Erfolgen zurückkehren zu können. Mit einer insgesamt neuen Herangehensweise wollen wir uns gegenüber unseren Konkurrenten besser positionieren. Die ersten Schritte haben wir diesbezüglich bereits eingeleitet – mit der Erstellung eines stabilen Fundaments, auf dem wir für die Zukunft aufbauen können.»

Ungeachtet dessen, dass sich die Formel 1 und ihre Teams mit dem neuen technischen Reglement ab 2017 einmal mehr auf Neuland begibt, hat das Sauber F1 Team seine Erwartungen klar festgelegt: «Wir müssen uns deutlich verbessern», sagt Monisha Kaltenborn. «Mit dem neuen Auto haben wir eine solide Basis und dazu ebenso die Ressourcen, um den Sauber C36-Ferrari im Laufe der Saison weiterentwickeln zu können. Das wird wichtig sein, um uns im Mittelfeld etablieren zu können.»

Mit Jörg Zander kam im Januar 2017 ein neuer Technischer Direktor nach Hinwil in die Hightech-Fabrik. Zuerst galt es für ihn, sich einen Überblick über die technischen Voraussetzungen zu verschaffen und sich an die neuen, alten Verhältnisse zu gewöhnen – was ihm schnell gelang, weil er sich vom ersten Tag an wohl fühlte. Jörg Zander kommt als guter Bekannter zurück ins Schweizer Team, nachdem er dort von 2006 bis 2007 als Chef-Designer für das BMW Sauber F1 Team gearbeitet hatte.

Die auffallendsten Änderungen, die den Sauber C36-Ferrari aufgrund des neuen Reglements prägen, fasst der Deutsche so zusammen: «Die Fahrzeuge werden wieder breiter, von 1,80 auf 2 Meter, es gibt um 25% breitere Reifen, die Front- und Heckflügel werden ebenfalls breiter, und dazu wird der Diffusor vergrössert. Insgesamt bedeutet das mehr Abtrieb, mehr Grip und damit schnellere Rundenzeiten.»

So ging es beim Konzept fürs neue Auto darum, den Luftwiderstand wegen der breiteren Reifen auf ein Minimum zu reduzieren sowie eine deutliche Gewichtsersparnis zu erreichen, wie etwa durch die neue Überrollstruktur. Beim Leichtbau ist man in gewissen Bereichen bis ans Limit gegangen. Das Aero-Konzept beinhaltet die Optimierung von Front- und Heckflügel sowie Unterboden. Kühler, Sidepods und Bodywork wurden so schmal wie möglich gefasst. Deutliche Fortschritte gab es auch punkto mehr Abtrieb. Dabei geht es auch darum, dass der Abtrieb, der übers Fahren generiert wird, in verschiedenen Streckenpassagen stabil bleibt. Jörg Zander präzisiert die geänderte Entwicklungs-Prozedur: «Wir schauen mehr in Richtung aerodynamische Stabilität, im Gegensatz zu Maximierung von Abtrieb.»  

«Im Grunde sind grosse Teams auch bei gravierenden Änderungen des Reglements im Vorteil», sagt Jörg Zander, «doch wenn Karten neu gemischt werden, ergeben sich immer auch Chancen.» Der Sauber C36-Ferrari ist breiter, niedriger und wirkt mit den breiten Reifen wuchtiger als das Vorjahrsmodell C35. Dem neuen Auto ist die durch mehr Abtrieb und kürzere Bremswege gewonnene Schnelligkeit – gemessen an der Rundenzeit, nicht am Topspeed – förmlich anzusehen. Die Breite der Vorderreifen erweiterte sich von 245 auf 305 mm, jene der Hinterreifen von 325 auf 405 mm. Was gegenüber 2016 gleichgeblieben ist: Auch die breiteren Reifen werden Rennen entscheiden können, wenn es um das Funktionieren und Harmonieren mit der Fahrzeugeinstellung sowie den Verschleiss geht. «Mit den Reifen könnte man Defizite kaschieren und auch etwaige Konzepte besser zum funktionieren bringen», sagt Jörg Zander. 

Der Sauber C36-Ferrari ist ein Fahrzeug, das wegen des neuen Technikreglements von Grund auf neu konzipiert wurde. Es gibt kein Teil, das von seinem C35-Vorgänger übernommen werden konnte. Auch der Ferrari-Antriebsstrang, Konfiguration Abu Dhabi 2016, kommt erstmals im C36 zum Einsatz. Neu können in dieser Saison nur noch jeweils vier der bekannten sechs Einheiten eines Antriebsstrangs straffrei gewechselt werden. In den nächsten Jahren wird die Anzahl weiter reduziert, weshalb sich die Hersteller mehr auf die Standfestigkeit als auf den Topspeed ihrer Aggregate konzentrieren werden. Jörg Zander sieht im 2016er Motor «ein bewährtes System, mit zu Beginn höherer Standfestigkeit». Zudem sei es bezüglich Konstruktions-Ressourcen bei der Entwicklungsplanung des C36 ein Vorteil gewesen, so Jörg Zander, weil man «frühzeitig loslegen und das Motorumfeld definieren konnte, denn man kannte Aggregat und Getriebe und welche Kühlanforderungen ans Aggregat geknüpft waren.»

Die wichtigsten Termine 2017

Präsentation oder Roll-Out
20. Februar: Sauber im Internet
21. Februar: Renault in London
22. Februar: Force India in Silverstone
22. Februar: Sauber in Barcelona (Roll-Out)
23. Februar: Mercedes in Silverstone
24. Februar: Ferrari in Fiorano
24. Februar: McLaren-Honda in Woking
25. Februar: Haas in Barcelona (Roll-Out)
26. Februar: Toro Rosso in Barcelona
26. Februar: Red Bull Racing in Barcelona
26. Februar: Haas in Barcelona

Wintertests
27. Februar bis 2. März: Barcelona
7. bis 10. März: Barcelona

Tests innerhalb und nach der Saison
18./19. April: Bahrain
1./2. August: Budapest
28./29. November: Abu Dhabi

Formel-1-WM 2017
26. März: Australien (Melbourne)
9. April: China (Shanghai)
16. April: Bahrain (Sakhir)
30. April: Russland (Sotschi)
14. Mai: Spanien (Barcelona)
28. Mai: Monaco (Monte Carlo)
11. Juni: Kanada (Montreal)
25. Juni: Aserbaidschan (Baku)
9. Juli: Österreich (Spielberg)
16. Juli: Grossbritannien (Silverstone)
30. Juli: Ungarn (Budapest)
27. August: Belgien (Spa-Francorchamps)
3. September: Italien (Monza)
17. September: Singapur
1. Oktober: Malaysia (Sepang)
8. Oktober: Japan (Suzuka)
22. Oktober: USA (Austin)
29. Oktober: Mexiko (Mexiko-Stadt)
12. November: Brasilien (São Paulo) *
26. November: Abu Dhabi (Insel Yas)

* Finanzierung nicht gesichert, daher provisorisch

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